
Seit Monaten bewachen Sicherheitsleute diesen Bahnübergang in Holtgast, weil das Licht der Signalanlage defekt ist.
Foto: Jaspersen/dpa
Mensch statt Maschine: Ein Mann und sein Bahnübergang
Ein Maisfeld, ein Wirtschaftsweg, ein Wohnwagen und ein Dixie-Klo - viel los ist nicht am Bahnübergang bei Holtgast, einem kleinen Ortsteil der Gemeinde Apen im Nordwesten Niedersachsens. Doch genau hier, an der Grenze zwischen Ostfriesland und dem Ammerland, sind im April unvermittelt drei Arbeitsplätze entstanden, die vielleicht die einsamsten in ganz Niedersachsen sind.
Verkehrte Welt: Menschen ersetzen hier Maschinen
"Bahnübergangsposten" (BÜP) bewachen in Früh-, Mittel- und Nachtschicht den Übergang an der Bahnstrecke zwischen Oldenburg und Leer. Wo früher eine automatische Lichtzeichenanlage vor Zügen warnte, verrichten jetzt Menschen diesen Job - auf unbestimmte Zeit.
60 Züge und eine Handvoll Passanten
Um die 60 Züge passieren täglich den Übergang - die Zahl der Passanten, die den Übergang überqueren wollen, ist geringer. Mal kommen ein Landwirt mit dem Trecker, ein Jäger oder Spaziergänger mit Hund, Reporter, vielleicht demnächst auch die Bewohner des alten Schrankenwärterhäuschens hinzu, das gerade renoviert wurde.
Der Mann hängt die rot-weiße Girlande auf
Und daher muss nun täglich rund um die Uhr der BÜP ran. Bevor ein Zug kommt, steigt der Mann aus seinem Wohnwagen und hängt eine rot-weiße Girlande quer über den Weg - auf beiden Seiten der Gleise. Hat der Zug passiert, geht es in umgekehrter Reihenfolge wieder zurück.
Hier ist ein BÜP bei Magdeburg in Aktion
Bis eine automatische Schranke kommt, kann es noch lange dauern
Vermutlich haben irgendwann Mäuse die Kabel der alten, aber intakten Anlage zerfressen. "Da es ein älteres Modell ist, dürfen wir sie nicht mehr umbauen, sonst verlieren wir den Bestandsschutz", sagt ein Bahnsprecher. Also muss ein Neubau her. Doch das kann sich hinziehen. "Die Planungen haben begonnen, aber es darf erst nach einem Genehmigungsverfahren gebaut werden. Das dauert mindestens ein Jahr", sagt der Sprecher. Einen Zeitpunkt die Fertigstellung kann er daher nicht nennen.
Fernsehgucken und Handyspiele sind verboten
Reden darf der BÜP eigentlich nicht, doch zwischen zwei Zügen beschreibt er seinen Alltag. "Die Fahrdienstleiter rufen an, bevor ein Zug kommt. Fernsehgucken oder Handyspiele sind verboten, damit wir nicht abgelenkt werden." Acht Stunden dauert eine Schicht, nach der Ablösung durch einen Kollegen fährt der Angestellte einer Servicefirma zur 50 Kilometer entfernten Ferienwohnung in Oldenburg.
"Abrechnet wird zum Schluss"
Von 17.000 Bahnübergängen in Deutschland sind nach Angaben des Unternehmens rund 61 Prozent durch Anlagen abgesichert. Wie viele davon durch BÜP's gesichert werden müssen, lässt sich nur schwer ermitteln. Auch zu den monatlichen Kosten der Bewachung kann der Sprecher noch nichts sagen: "Abgerechnet wird zum Schluss." (dpa)

Seit Monaten bewachen Sicherheitsleute diesen Bahnübergang in Holtgast, weil das Licht der Signalanlage defekt ist.
Foto: Jaspersen/dpa