
Ein Blick in die Notaufnahme des Klinikums Reinkenheide: Die Rettungskräfte müssen warten, bis die Patienten von Ärzten und Pflegern des Krankenhauses übernommen werden. Foto Scheer
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Blaulicht
Bremerhaven
Staus in der Notaufnahme
23. November 2015 // 08:00
Bremerhaven. Feuerwehrdezernent Jörn Hoffmann (SPD) reicht es: Weil Patienten in der Notaufnahme des Klinikums Reinkenheide nicht schnell genug übernommen würden, sei häufig der komplette Rettungsdienst der Feuerwehr auf den Fluren des Krankenhauses gebunden. „Das ist seit anderthalb Jahren so“, sagt Hoffmann. „Es passiert einfach nichts.“
"Rettungsdienst ist lahmgelegt"
Das Klinikum verweist hingegen auf Belastungsgrenzen aufgrund stark steigender Patientenzahlen. Hoffmann fordert jedoch: „Nach fünf Minuten muss ein Patient in Reinkenheide angenommen werden, damit wir die Rettungswagen wieder zur Verfügung haben.“ Derzeit müssten die Rettungskräfte hingegen bis zur Patientenübergabe deutlich länger in der Notaufnahme des städtischen Krankenhauses warten. Von 9649 Einsatzfahrten des Rettungsdienstes der Feuerwehr im vergangenen Jahr war die Wartezeit
- 77 Mal länger als 45 Minuten
- 534 Mal länger als 30 Minuten
- 3696 Mal länger als 15 Minuten
- 5342 Mal bis zu 15 Minuten.
"Schwerverletzte sind ausgenommen"
Bei den Einsätzen geht es um Patienten, die nicht schwer verletzt sind. „Notfallpatienten mit lebensbedrohlichen Erkrankungen werden mit hoher Qualität an der Schnittstelle übernommen“, betont Feuerwehrchef Jens Cordes.
Der Rettungsdienst habe viel versucht, um die Situation zu verbessern – im Dialog mit dem Klinikum, durch Informationen an den Magistrat und den Aufsichtsratsvorsitzenden des Klinikums, Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD). Dennoch habe sich nichts zum Positiven verändert, so Hoffmann weiter.
Klinikum wehrt sich: Zu viele Patienten
Der Sprecher des Klinikums Reinkenheide, Sebastian Dost, weist die Vorwürfe zurück: Die Patientenkontakte in der Notaufnahme seien auf fast 34 000 im laufenden Jahr angestiegen. Das sei zum einen auf ein Umdenken bei Patienten zurückzuführen. „Viele übergehen den Hausarzt und Fachärzte und kommen direkt ins Krankenhaus, weil sie dort zeitnah eine umfangreiche Medizin erhalten“, sagt Dost. Außerdem komme jeder zweite Patient aus dem Landkreis, wo Haus- und Fachärzte weniger würden. Nicht dringliche Patienten würden im Schnitt in weniger als 20 Minuten vom Rettungsdienst übernommen – allerdings gebe es an acht bis neun Tagen pro Monat erhebliche Überlastungssituationen in der Notaufnahme, was dann zu längeren Wartezeiten führen könne.