Mehrere Polizisten vor blauem Hintergrund

Eine Szene aus einem von der italienischen Polizei verbreiteten Video zeigt Polizeibeamte bei der Razzia gegen die Mafia.

Foto: Polizia di Stato

Blaulicht

Deutscher Polizist bei Razzia gegen die Mafia festgenommen

1. April 2025 // 14:33

Überraschung bei einer Groß-Razzia gegen die Mafia: Unter den Festgenommenen ist auch ein deutscher Polizist.

‚Ndrangheta im Visier der Behörden

Bei einem großen Einsatz gegen Mafia und organisierte Kriminalität ist nach Angaben der Ermittler am Dienstag auch ein deutscher Polizist festgenommen worden. Er soll die kalabrische Mafia ‚Ndrangheta unterstützt haben, wie Staatsanwaltschaft und Polizei in Waiblingen mitteilten. Der Polizeibeamte gehöre der Landespolizei Baden-Württemberg an und sei beim Polizeipräsidium Aalen beschäftigt. Gegen den 46 Jahre alten Polizeihauptmeister sei Haftbefehl wegen Geheimnisverrats erlassen worden.

Razzia in mehreren Bundesländern

Insgesamt seien bei der Razzia 34 Haftbefehle und 40 Durchsuchungsbeschlüsse in Italien und Deutschland vollstreckt worden, hieß es weiter. Betroffen seien neben Baden-Württemberg auch Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz sowie das Saarland. Untersuchungen liefen nach Angaben der deutschen Behörden auch in drei weiteren Bundesländern. Betroffen waren demnach Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz sowie das Saarland. Im Fokus der Razzia in Deutschland stand aber Baden-Württemberg. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Stuttgart erstrecken sich die Maßnahmen auf Stuttgart, Fellbach, Kernen im Remstal, Weinstadt, Rudersberg, Schorndorf, Waiblingen, Steinheim/Murr, Kuppenheim und Mühlacker.

Kriminelle Strukturen in Deutschland

Der Einsatz gehe auf eine Ermittlungskooperation mit den italienischen Behörden zur Bekämpfung der Mafia und der organisierten Kriminalität zurück. Von den 20 Verdächtigen in Italien befinden sich nun 13 im Gefängnis, sieben wurden unter Hausarrest gestellt. Ihnen werden Verbindungen zur kalabrischen Mafia ‚Ndrangheta vorgeworfen, teilte die italienische Polizei weiter mit. Die Verdächtigen konnten in den Provinzen Cosenza und Crotone in Kalabrien aufgespürt werden. Sie sollen am Aufbau einer kriminellen Organisation beteiligt gewesen sein, die auch in Deutschland ihre Ableger haben soll.

Kokainhandel als Hauptgeschäft der Mafia

Die Mafia-Organisation ‚Ndrangheta aus der süditalienischen Region Kalabrien ist eine der großen Verbrecherbanden Italiens mit Beziehungen in die ganze Welt. Sie gilt als gefährlicher als die sizilianische Cosa Nostra oder die Camorra aus Neapel. Den größten Teil ihres Geschäfts macht die ‚Ndrangheta mit Rauschgift. Nach Einschätzung von Experten hat sie eine dominante Stellung auf dem europäischen Kokain-Markt. Dabei ist sie auch in Deutschland aktiv.

Mafiastrukturen im Süden Deutschlands

Nach einer letzten Auskunft des Landesinnenministeriums (April 2024) leben in Baden-Württemberg rund 170 Personen, die das Landeskriminalamt Baden-Württemberg der organisierten Kriminalität zurechnet. Tätige Mafiaorganisationen seien ‚Ndrangheta, Cosa Nostra, Camorra und Sacra Corona Unita. Die regionale Verteilung der rund 170 Personen zeige insbesondere eine Häufung im Bodenseeraum und im Großraum Stuttgart.

Mafiosi in Baden-Württemberg unterschätzt?

Experten gehen jedoch von einer hohen Dunkelziffer an Mafiosi in Baden-Württemberg aus. Knapp ein Viertel der Angehörigen der italienischen organisierten Kriminalität in Deutschland leben in Baden-Württemberg. Das wird auf die geografische Nähe zu Italien zurückgeführt, aber auch auf die Wirtschaftskraft des Bundeslandes. Das Spektrum der Straftaten reicht von Betrug über Drogenhandel und Waffendelikten bis hin zur Geldwäsche.

Über 100 Festnahmen weltweit

Den jüngsten Einsatz unterstützt hat nach Angaben der italienischen Polizei außerdem das Interpol-Projekt I-CAN (Interpol Cooperation Against ‚Ndrangheta). Mit der Hilfe des I-CAN-Projekts wurden nach Interpol-Angaben seit seinem Start 2020 weltweit schon mehr als 100 Verdächtige festgenommen. An dem Projekt sind demnach etwa 20 Länder beteiligt, hauptsächlich Deutschland und Italien engagieren sich dort verstärkt. (dpa/tra)