Das historische Gebäude des Bremer Landgerichts.

Vor dem Bremer Landgericht wird der Fall eines Pfleger verhandelt, der zwei Menschen ermordet haben soll.

Foto: Hauke-Christian Dittrich

Bremen

Wegen Mordes angeklagter Pfleger aus Bremen soll mehr Straftaten begangen haben

9. November 2023 // 13:12

Angeklagt ist der Pfleger aus Bremen wegen zweifachen Mordes. Doch nun stellt sich heraus: Der Fall könnte eine viel größere Dimension annehmen.

Angeklagter im Mordprozess hat wohl mehr Straftaten begangen

Ein 43 Jahre alter Pfleger, der wegen zweifachen Mordes in Bremen vor Gericht steht, hat mutmaßlich weitere Straftaten begangen. Die Bremer Staatsanwaltschaft führe sieben Ermittlungsverfahren gegen den Mann, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft am Mittwoch auf Anfrage.

Details zu den Verfahren nannte er nicht. Für ein Ermittlungsverfahren muss der Verdacht einer Straftat vorliegen. Zudem gebe es weitere Fälle, welche die Polizei prüfe. Eine Zahl der sogenannten Prüffälle nannte der Sprecher nicht.

Sonderkomission zu den Kapitaldelikten überführt

Die Bremer Polizei bestätigte, dass sie im Austausch mit der Staatsanwaltschaft Fälle untersuche. Eine Zahl nannte ein Sprecher der Polizei nicht. Eine Sonderkommission namens Weser (Soko Weser), die sich mit den Fällen beschäftigt habe, sei inzwischen in das Fachreferat für Kapitaldelikte überführt worden, hieß es.

Dass der Pfleger weitere Straftaten begangen haben könne, ist bereits bekannt. Beim Auftakt des Mordprozesses am Bremer Landgericht am 1. November sagte ein Sprecher des Gerichts, der 43-Jährige solle wegen zwölf weiterer Taten aus 2011 und 2010 angeklagt werden. Drei Menschen seien infolge der Vorkommnisse gestorben.

Angeklagter wollte sich als „Retter“ profilieren

Im aktuellen Prozess wird geprüft, ob der Pfleger für den Tod zweier Heimbewohner verantwortlich ist. Er soll ihnen Medikamente verabreicht haben, um damit einen medizinischen Notfall auszulösen und sich anschließend als „Retter“ darzustellen.

Ein Verhaltensmuster, nach dem auch der verurteilte Serienmörder Niels Högel vorgegangen ist. Doch beide Menschen starben an einer Überdosis.

Verdachtsfälle im dreistelligen Bereich?

Der Angeklagte war bereits 2020 am Landgericht zu fünf Jahren Haft wegen gefährlicher Körperverletzung und der Misshandlung Schutzbefohlener verurteilt worden.

Der „Stern“ hatte zunächst berichtet, dass die Ermittler Verdachtsfällen im dreistelligen Bereich nachgingen. Die Sprecher kommentierten das nicht direkt. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft wies auf den Unterschied zwischen Ermittlungsverfahren und Prüffällen hin. (mit dpa)