Eine halbe Stunde nur: Dann hatte es bei Valeska und Lloyd nach dem Abgang ihrer Tochter Lale in Richtung Holland schon wieder gefunkt. Das Ergebnis ihres stürmischen Wiedersehens kam am 11. Dezember um 6 Uhr morgens zur Welt. Ein gesundes Bärchen, dass seine Mutter bereits ganz schön in Trab hält. Eins von nur sechs Eisbärenbabys weltweit, die in diesem Jahr in Zoos geboren wurden.
Zoodirektorin Dr. Heike Kück ging erst am Montag mit der freudigen Nachricht an die Öffentlichkeit, um die Entwicklung des Nachwuchses abzuwarten. „Fast 50 Prozent aller Eisbärenjungen sterben nach drei Tagen“, sagt sie. „Nach zehn Tagen kann man davon ausgehen, dass ihr Gesamtzustand stabil ist.
"Wie der stotternde Anlasser eines Autos"
Und stabil ist noch untertrieben, wenn man hört, was die Pfleger Frank Schleps und Thomas Grunert zu berichten haben. Alle zwei Stunden will der Nachwuchs etwas zu trinken haben und hängt sich wie ein Verdurstender an die vier Zitzen zwischen den Vorderbeinen. Das Geräusch beim Saugen, das mit den Bildern der Infrarotkamera aus der Höhle übertragen wird, ist einzigartig: „Hört sich an wie der stotternde Anlasser eines Autos“, sagt Heike Kück.
Mutter Valeska von 180 auf 300 Kilo gemästet
Dass es in diesem Jahr noch einmal Nachwuchs bei den Eisbären gibt, gleicht einer Sensation. „Damit hat nun wirklich keiner gerechnet“, sagt die Zoochefin. Valeska und Lloyd waren erst am 24. Juni wieder zusammengeführt worden, Monate nach der eigentlichen Paarungszeit im Februar/März. Doch als sie sich schon am ersten Tag der Zusammenkunft wieder paarten, wurde der seinerzeit 180 Kilogramm schweren Eisbärendame ein kalorienreiches Aufbauprogramm verpasst.
Kiloweise Rindfleisch, Hering und Makrele
Das schon befruchtete Ei nistet sich nämlich erst dann in der Gebärmutter ein, wenn das Weibchen genug Reserven hat. Auf dem Ernährungsplan standen seither kiloweise Rindfleisch pro Tag sowie Hering und Makrele mit einem Schuss Lebertran. Erst als Valeska 300 Kilogramm wog, begann die eigentliche Schwangerschaft, die bei Eisbären zwei bis drei Monate dauert.
Spektakuläre Geburt
Als es dann so weit war, schoss der Nachwuchs wie ein Sektkorken heraus und landete kopfüber am Ende der Geburtshöhle. Heike Kück: „Jetzt wissen wir auch, warum man bei Bärengeburten vom Werfen spricht.“