Die Ärztin Linda Dunker wird am Klinikum Reinkenheide auf ihren Einsatz auf der Neumayer-Station III in der Antarktis vorbereitet. Während der Weltgipfel ums Klima ringt, ringen die Polarforscher des Alfred-Wegener-Instituts mit Ärzten im Klinikum Reinkenheide um die Internetverbindung: Das Ping ist weg. Der Signalton für den Testlauf in Telemedizin.
Wäre dies kein Test, sondern ein Ernstfall, wäre das Schweigen des Satelliten fatal: Ohne Ping keine Werte, kein EKG, kein Blutdruck, kein Sauerstoffgehalt, kein Puls. Denn am Klinikum sollen im Ernstfall Operationen auf der Neumayer-Station III zeitgleich über Liveschaltung begleitet werden – per Telemedizin.
Für die Chirurgin erfüllt sich ein Lebenstraum
„Haben Sie schon jemanden an die Monitore angeschlossen?“, Dr. Michael Hauenschild, leitender Oberarzt der Anästhesie, klebt am Telefon – fast 14 000 Kilometer entfernt wartet auch Chirurgin Petra Gößmann-Lange auf das erlösende Ping-Signal. Nach einem Jahr wird die Ärztin auf der Forschungsstation im Januar abgelöst. Für Linda Dunker geht dann ein Lebenstraum in Erfüllung: „Ich wollte unbedingt eine Überwinterung in der Antarktis miterleben“, sagt die Hamburger Chirurgin.
Drei Wochen Crash-Kursus in Standard-Narkose
Seit 1. November drückt die 53-Jährige wieder die „Schulbank“ – als Gast des Klinikums bekommt die erfahrene Medizinerin hier einen dreiwöchigen Standard-Narkose-Crash-Kursus. Denn, erklärt Professor Dr. Oliver Radke, Chefarzt der Anästhesie, „der jeweilige Arzt auf der Neumayer-Station und auch der auf dem Forschungsschiff ‚Polarstern‘ müssen im Ernstfall nicht nur operieren, sondern auch die Narkose einleiten, Zugänge legen, den Beatmungsschlauch.“
Satellit überträgt Vital-Werte ruckzuck aus dem Eis in die Klinik
Seit 2004 ist Anästhesist Michael Hauenschild bereits Leiter dieses Projekts. Das überträgt ruckzuck über Satellit alle Vitalfunktionen eines Polar-Patienten vom Narkosegerät des Operations-Raums im Eis auf den Monitor in Reinkenheide. Wenn denn die beiden Übertragungssysteme funktionieren.