
Hoher Stock: Cody Lampl hat einen Cut über dem Auge
Foto: Scheer
Das Herz eines Boxers
Von Lars Brockbalz Sie hängen in den Seilen, aber sie werfen noch nicht das Handtuch. Dort, wo bei den Olympischen Spielen 1972 die Boxwettkämpfe ausgetragen wurden, erlitten die Fischtown Pinguins einen heftigen Niederschlag. Doch auch nach der 2:3-Niederlage gegen den EHC München im Olympia-Eissportzentrum glauben die Pinguins daran, dass sie wieder aufstehen können. Jeden noch so harten Schlag wegstecken zu können, ist die wichtigste Eigenschaft der Champions. 0:3 steht es in der Serie "Best of Seven" zwischen den Pinguins und München. Und auch wenn die Bremerhavener mindestens eine Gewichtsklasse tiefer antreten, sie wollen am Mittwoch noch einmal in den "Infight" mit dem DEL-Schwergewicht aus München gehen. "Absolute Hingabe", gibt Cody Lampl als Kampfstrategie aus. Dass sie kein Fallobst sind, haben die Pinguins mehr als einmal in dieser Saison gezeigt.
Dieter Kottysch als Vorbild
Vier Spiele in Folge müssten die Pinguins gewinnen, um ins Halbfinale einzuziehen. Gegen die kraftstrotzenden "roten Bullen" ist das ungefähr so wahrscheinlich wie ein Sieg eines Federgewichtlers gegen Wladimir Klitschko. Oder wie ein Sieg von Dieter Kottysch bei Olympia 1972. Der war krasser Außenseiter im Finale gegen den Polen Wieslaw Rudkowski. Am Ende war er der erste westdeutsche Box-Olympiasieger nach dem Krieg. An der Stelle, wo die Pinguins am Sonntag so heftig zu Boden gingen, hat Kottysch 45 Jahre zuvor bewiesen, dass an einem Tag, in einem Wettkampf immer alles möglich ist. Er sollte zum Vorbild für die Pinguins werden. Sie müssen das Herz eines Boxers zeigen.
Spiel vier am Mittwoch
Es ist klug von den Pinguins, dass sie nach dem 2:3 eine neue Strategie gewählt haben. Sie schauen einfach nicht mehr auf die Serie. "Vor der Saison hieß es, wir werden Letzter. Jetzt stehen wir im Viertelfinale. Man weiß nie was passiert. Wir wollen das nächste Spiel gewinnen, nicht mehr und nicht weniger", sagte Trainer Thomas Popiesch mit Blick auf Spiel vier am Mittwoch. Um 19.30 Uhr erklingt der Gong zur vierten Runde.
Nicht mehr an die Serie denken
Bis dahin wird die Niedergeschlagenheit der Pinguins längst neuem Kampfesmut gewichen sein. Bei Kevin Lavallée, der nach langer Verletzungspause erstmals in den Playoffs mitwirken konnte, war das schon kurz nach der Niederlage in München der Fall. "Man sollte nicht mehr über die Serie nachdenken. Wir spielen jetzt zu Hause, und wir sollten nur an dieses eine Spiel an diesem Tag denken", sagte der 35 Jahre alte Routinier. Das ist auch als Warnung an München zu verstehen. Angeschlagene Boxer sind bekanntlich die gefährlichsten.

Hoher Stock: Cody Lampl hat einen Cut über dem Auge
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