Beim Müllentsorgen auf dem Wertstoffhof in der Nähe der Müllverbrennungsanlage musste unser Autor Geld bezahlen.

Beim Müllentsorgen auf dem Wertstoffhof in der Nähe der Müllverbrennungsanlage musste unser Autor Geld bezahlen.

Foto: Scheschonka

Bremerhaven

Ein Neubürger fragt: Ist die Stadt ein gieriger Raffzahn?

Von Christoph Käfer
6. September 2016 // 17:00

Christoph Käfer ist der Neue. Vor wenigen Wochen ist er von Flensburg nach Bremerhaven gezogen und arbeitet seitdem in der Onlineredaktion. Als Neubürger fallen ihm ständig Eigenarten in der Stadt auf, bei denen er sich fragt: Warum ist das eigentlich so? Denen geht er auf den Grund und schreibt jeden Mittwoch auf Nord24 darüber. Heute: Warum kostet die Entsorgung von Elektro-Schrott auf dem Wertstoffhof kein Geld, die von anderen Müllarten aber schon?

Entdeck den Spießer in mir

Wenn es um Mülltrennung geht, kenne ich keine Freunde. Da gebe ich freimütig zu, echt pedantisch zu sein, ein Streber, ein Spießer. Restmüll, Gelber Sack, Bioabfall, Altpapier und Leergut werden von mir mit akribischer Genauigkeit feinsäuberlich getrennt. Spätestens seit ich bei einer langwierigen Recherche herausgefunden habe, das sich die Mülltrennung lohnt, weil die einzelnen Stoffe tatsächlich dem Warenkreislauf wieder zurückgeführt werden.

Entsorgung an der Hexenbrücke

Von daher war es für mich selbstverständlich, meine beim Umzug nach Bremerhaven angehäuften Berge von Pappe, Elektroschrott, Restmüll und Verpackungsabfällen auf dem Wertstoffhof an der Hexenbrücke zu entsorgen. In die hauseigenen Mülltonnen hätte der Abfall nie und nimmer gepasst.

Böses Erwachen am Wertstoffhof

Vor meinem geistigen Auge habe ich schon gesehen, wie ich - stolz wie Oskar - meine Abfälle - ordnungsgemäß und sorgfältig in die verschiedenen Müllsorten aufgeteilt - in die Wertstoff-Container hieve. Und dann das: Statt sich zu freuen, dass ich komme und meinen Schutt loswerden will, hält der Wertstoffhof-Mitarbeiter die Hand auf und fordert drei Euro. Klar, viel Geld ist das nicht, an der Tankstelle gibt es dafür gerade einmal gut zwei Liter Benzin.

Alles in einen Container

Aber mir geht es ums Prinzip: In Flensburg, wo ich zuletzt wohnte, oder Hildesheim, wo ich meine Kindheit und Jugend verbracht habe, musste ich für die Entsorgung des Mülls auf Wertstoffhöfen nie Geld entrichten. Und überhaupt fand dort auch eine Mülltrennung statt, während in Bremerhaven alle, aber wirklich alle extra von mir getrennten Müllsorten in ein und denselben Container geworfen wurden. Auf meine irritierte Frage, ob das richtig sei, nickte der Mitarbeiter lediglich. Anderes (Bundes-)Land, andere Sitten?

Anderes Land, andere Sitten

Das stimmt sogar tatsächlich ein Stück weit. Denn jede Stadt, jede Kommune kann für sich selbst festlegen, ob sie für die Entsorgung bestimmter Müllsorten auf dem Wertstoffhof Geld von den Bürgern kassiert. "Für den klassischen ,Restmüll', der sonst über die schwarze Tonne entsorgt wird, erhebt die Stadt Bremerhaven eine Gebühr", sagt Verwaltungssprecher Helmut Stapel. Nachvollziehbar, immerhin nagt die Stadt bekanntlich am Hungertuch. Warum aber alle Müllsorten in einem Container entsorgt werden, kann oder will mir die Verwaltung nicht mitteilen. Schade.

Keine Gebühr für Elektroschrott-Abgabe

Umgekehrt ist es für die städtische Haushaltskasse bedauerlich, dass die Stadt für die Entsorgung von Elektroschrott per se keine Gebühr erheben darf, selbst wenn sie wollte. "Aus dem Elektrogeräte-Gesetz ergibt sich, dass derjenige für die Entsorgung zu zahlen hat, der die Produkte in den Verkehr bringt", erläutert Stapel. Mit anderen Worten: Der Kunde zahlt beim Kauf schon automatisch für die spätere fachgerechte Entsorgung des Gerätes mit. Gut zu wissen. Insofern sind wir doch alle ein bisschen Spießer, wenn auch unbewusst.

Beim Müllentsorgen auf dem Wertstoffhof in der Nähe der Müllverbrennungsanlage musste unser Autor Geld bezahlen.

Beim Müllentsorgen auf dem Wertstoffhof in der Nähe der Müllverbrennungsanlage musste unser Autor Geld bezahlen.

Foto: Scheschonka