Jack Combs

Jack Combs

Foto: Foto Scheer

Bremerhaven

Eishockey auf einem neuen Level

Von Lars Brockbalz
16. März 2017 // 19:58

Von Lars Brockbalz Der Kapitän hatte Mühe, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten. Zwischen Enttäuschung, Stolz und Wehmut schwankte die Gefühlslage bei Mike Moore nach dem Playoff-Aus der Fischtown Pinguins. So wie ihm ging es vielen Mitspielern und Fans. Eine aufregende, großartige erste Saison in der DEL ist zu Ende. Eine Saison, in der das Bremerhavener Eishockey auf ein neues Level gehoben wurde. So viel Liebe von den Fans, so viel Respekt aus der ganzen Liga. Es wird einige Tage dauern, bis die Pinguins-Spieler richtig kapiert haben, was in den vergangenen sieben Monaten geschehen ist. Dann werden sie daran zurückdenken, wie sie nach einer 2:8-Niederlage gegen den EHC München, die das Aus in den Playoffs bedeutete, von ihren Fans gefeiert wurden, als hätten sie die Meisterschaft gewonnen. Weil sie das Mantra des Sports, dass nur Siege zählen, durchbrochen haben.

Haltung und Hingabe

Die Pinguins, frisch gekürte „Mannschaft des Jahres“ im Land Bremen, wurden für ihre Haltung und ihre Hingabe bejubelt, nicht nur für ihre Tore und Punkte. „Vom ersten Tag an hat die Mannschaft so eine riesige Unterstützung von den Fans bekommen, ohne die diese Leistung nicht möglich gewesen wäre“, sagte Pinguins-Trainer Thomas Popiesch.  Ein letztes mal können die Fans ihre Mannschaft am Sonnabend bei der Saisonabschlussfeier hochleben lassen. Ab 13 Uhr präsentieren sich die Spieler auf einer Bühne vor der Großen Kirche in der Innenstadt.

Großes Lob aus München

Als Aufsteiger direkt ins Playoff-Viertelfinale – diese historische Leistung wird noch lange in Erinnerung bleiben. „Bremerhaven hat die Liga bereichert“, sagte Münchens Trainer Don Jackson. Und der Verein drückte seine Anerkennung in einer Stellungnahme aus: „Wir ziehen mit großen Respekt vor eurer Saison ins Halbfinale ein und übergeben den Titel ,Bester DEL-Aufsteiger aller Zeiten' gerne an euch.“ München, das ist ohne Zweifel, ist verdient ins Halbfinale eingezogen.

Trainer Popiesch sagt Danke

Thomas Popiesch war ergriffen, als er die Saison Revue passieren ließ. „Ich muss Danke sagen an die Spieler und an alle, die drum herum mit so viel Herzblut für die Mannschaft gearbeitet haben. Alfred und Hauke, die einen unglaublichen Job gemacht haben. Aber auch vom Co-Trainer über die Physios bis zum Athletiktrainer. Nur so funktioniert es.“

Vorbereitung auf neue Saison beginnt sofort

Und jetzt? „Urlaub machen wäre vielleicht mal angebracht, damit man nicht immer so übermüdet aussieht“, sagte Popiesch lächelnd. Aber sein nächster Satz verriet, dass sich seine Frau und seine Tochter nicht allzu große Hoffnungen auf vier Wochen in der Karibik machen sollten. „Die neue Saison geht eigentlich schon morgen wieder los. Wir werden analysieren, was wir positiv gemacht haben und was wir verbessern können und wir werden Spieler scouten. Die Arbeit beginnt sofort.“ Denn das ist auch klar. Die Saison war ein kleines Wunder, eine weitere solche Saison wäre noch ein größeres Wunder. „Es wird schwer, das zu wiederholen. Das muss jedem bewusst sein“, sagte Pinguins-Manager Hauke Hasselbring. „Aber ich denke, die Stimmung in der Halle beim letzten Spiel hat gezeigt, dass die Fans einschätzen können, was wir dieses Jahr geleistet haben und dass das nicht gegeben ist.“

Spieler bei anderen Clubs begehrt

Die neue Saison, sie spielte auch unmittelbar nach der Niederlage gegen München schon eine Rolle. „Es sind gemischte Gefühle. Man weiß, dass man zum letzten Mal mit dieser Truppe zusammen in der Kabine sitzen wird“, sagte Mike Moore. Einige Spieler werden die Mannschaft verlassen. Torhüter Jerry Kuhn zum Beispiel, der ganz allein noch einmal eine Ehrenrunde drehte, um die Stimmung aufzusaugen. Er ist in Wolfsburg im Gespräch. Auch andere haben sich in die Notizbücher der großen Vereine gespielt, wie Torjäger Jack Combs und Spielmacher Rob Borsdon. Manager Hauke Hasselbring ist zuversichtlich, wieder eine ähnlich starke Truppe aufs Eis zu bringen. „Wir werden mit Sicherheit wieder die Mannschaft mit dem kleinsten Etat sein. Aber wir wollen aus unseren bescheidenen Möglichkeiten wieder das beste herausholen“, sagte er.

Personalien bei der Saisonabschlussfeier

Die ersten Schritte sind gemacht. Mike Moore hat seinen Vertrag verlängert, andere wie Kevin Lavallée, Wade Bergman, Bronson Maschmeyer, Jordan George, Jason Bast und Christoph Körner haben noch einen laufenden Vertrag für die neue Saison. Pinguins-Teammanager Alfred Prey deutete an, dass am Sonnabend bei der Saisonabschlussfeier vor der Großen Kirche weiter Personalien bekannt gegeben werden. Das heißt: Es werden weitere Spieler in Bremerhaven bleiben.

Attraktiv für neue Spieler

Und es werden neue kommen. Denn das ist ein Nebeneffekt der tollen Saison: Die Pinguins sind zu einer Attraktion geworden, nicht nur für die Fans, auch für die Spieler. „Die anderen Mannschaften lieben es, nach Bremerhaven zu kommen und in dieser unglaublichen Atmosphäre zu spielen. Das gibt es nirgendwo sonst, nicht in Berlin, München oder Köln“, sagte Pinguins-Verteidiger Cody Lampl. Das ist ein Standortfaktor, mit dem der Neuling in der ersten DEL-Saison gepunktet hat. Und der auch in der neuen Spielzeit bleiben wird.

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