Ihr seid nicht das Volk! #isso

Foto: Woitas/dpa

Bremerhaven

Ihr seid nicht das Volk! #isso

Von Lili Maffiotte
31. August 2018 // 18:59

Wir haben in dieser Woche einen Post veröffentlicht. In dem ging es um einen Flüchtling, der in Cuxhaven versucht hat, an Bord eines Schiffes zu kommen, um als blinder Passagier nach England zu gelangen. Ein Wachhund hat den Mann gebissen, er kam schwer verletzt ins Krankenhaus.

Unterirdische Kommentare

Viele Kommentare unter dem Post waren mehr als hässlich. Sie waren menschenverachtend. Sie waren fremdenfeindlich. Rassistisch. Sie waren einfach nur unterirdisch. Wir haben sie gelöscht. Und die User gesperrt. Die haben sich zum Teil gemeldet. Schrieben etwas von Meinungsfreiheit und ob wir keine Ahnung hätten von Demokratie. Doch haben wir.

Pauschalisierung

Jetzt erreicht uns heute eine Nachricht. In der sind Fotos von einem Fenster in Geestemünde. Die Botschaft ist eindeutig: Sie richtet sich pauschal gegen Flüchtlinge. Ich finde sie sehr beschämend. Ich frage mich, was diesem Mieter wohl durch den Kopf geht, wenn der sich mit so einer Nachricht weit aus dem Fenster hängt. Ist das ernst gemeint? Soll das ein Witz sein? Denkt er überhaupt?

Keine Argumente

Na klar, Ignorieren geht immer. Hab ich nicht gesehen. Geht mich nichts an. Kein Bock, mich mit so etwas zu beschäftigen. Doch genau das spielt denen in die Karten, die sich mit diesen platten Attitüden zu Wort melden. Die mit Stammtischparolen argumentieren wollen.

Nicht lustig

Wegschauen ist für mich keine Option. Diskutieren oft zwar auch nicht, aber ich versuche es. Denn Ausländerfeindlichkeit hat eine Salonfähigkeit bekommen, die mehr als gefährlich ist. Ich habe bereits vor Jahren den Mund aufgemacht, wenn sogenannte Polen- oder Türkenwitze erzählt wurden.

Verbale Hetzjagd

Ich war dann die Spaßbremse, die keinen Humor versteht. Mag sein, aber gewiss ist: Ich bin Ausländer. Und finde es überhaupt nicht lustig, wenn Vorurteile – in welcher Form und Ausprägung auch immer - geschürt werden. Und falls jetzt der Einwand kommen sollte, dass die verbale Hetzjagd nur in den sozialen Medien stattfindet, dem sei gesagt, dass das ein Irrglaube ist. So etwas zu denken ist mehr als nur blauäugig. Ein Blick nach Chemnitz reicht.

Ihr seid nicht das Volk

Mehr Glück hätte die AfD nicht haben können. Alle Parameter stimmen, um Stimmung zu machen. Ein Flüchtling, ein toter Deutscher. Ein Messer. Ein Haftbefehl. Und auf einmal „demonstrieren“ in Chemnitz Menschen, die skandieren: „Deutschland den Deutschen.“ Die der Meinung sind, sie seien das Volk. Das seid ihr nicht.

Klare Botschaft

Doch damit das auch Menschen merken, die sich sehr befremdliche Botschaften ins Fenster hängen, darf keiner mehr wegsehen, darf keiner mehr schweigen. #wirsindmehr sollte mehr sein als nur ein Hashtag. Es muss eine klare Botschaft sein.

Ihr seid nicht das Volk! #isso

Foto: Woitas/dpa