
Das Foto zeigt die zwölfjährige Anja unmittelbar nach der Rückkehr aus der sechswöchigen Kinderkur. Dorthin war das untergewichtige Kind verschickt worden, damit es zunimmt.
Foto: pr
Kinderlandverschickung: Seelische Qual statt Kinderkur
Kinderkuren galten bis in die 1990er Jahre als gute Lösung. Rund zehn Millionen Kinder wurden so wochenlang verschickt - mit zweifelhaftem Erfolg.
Anja Niederquell war zu dünn
Anja Niederquell war zwölf Jahre alt, als sie auf Kur geschickt wurde. Wie Millionen andere damals sollte sie als Verschickungskind Gewicht zunehmen. Während sie erste Kur 1979 nach Wangerooge gut verkraftete, geriet die zweite im Jahr 1981 im Schwarzwald zu einem Desaster.
Kontaktverbot zur Mutter
„Ich hatte furchtbares Heimweh“, sagt die heute 53-Jährige und erzählt, dass die Atmosphäre und die wochenlange Trennung von der Familie sie krank gemacht hätten. „Schließlich wurden auch die sonntäglich stattfindenden Anrufe meiner Mutter verboten, weil das angeblich alles noch schlimmer machen würde.“ In ihrer Freizeit habe sie meistens in ihrem Bett gelegen und geweint.
DAK arbeitet Geschehnisse auf
Kinder wie sie gab es massenhaft in Deutschland. Die DAK hat sich als erste Krankenkasse zur Aufarbeitung der damaligen Geschehnisse verpflichtet. Dazu zählten auch körperliche Gewalt, Demütigungen, vereinzelt sogar sexuelle Übergriffe. Ein Teil der Kinder habe unter Einsamkeit, Heimweh, Verlustängsten und der strengen Pädagogik gelitten, so eines der Ergebnisse. Aus ihr ist eine Publikation des Historikers Professor Dr. Hans-Walter Schmuhl entstanden.
Mehr dazu lest Ihr am Sonntag, 14. Mai 2023, im SONNTAGSjOURNAL der NORDSEE-ZEITUNG.