
Amtsarzt Ronny Möckel und seine Kollegen vom Bremerhavener Gesundheitsamt untersuchen jeden Todesfall.
Foto: Lammers
Leichenschau: Hier bleibt kein Mord verborgen
Erbonkel, unliebsame Ehemänner, nervensägende Vorgesetzte leben zuweilen gefährlich - all jene, die ihnen unter Umständen ein schnelles Ableben bescheren, aber auch. Denn in Bremerhaven sind Amtsarzt Ronny Möckel und seine Kollegen den Tätern auf der Spur: mit der qualifizierten Leichenschau. Diese ist mittlerweile im Land Bremen seit wenigen Monaten vorgeschrieben und soll erheblich mehr Tötungsdelikte ans Licht bringen als zuvor. Seitdem sind die Ärzte des Gesundheitsamtes im Dauereinsatz. Täglich sterben in Bremerhaven rund fünf bis sieben Menschen, erzählt Möckel. Nachdem ein Arzt beispielsweise im Krankenhaus, im Pflegeheim oder zu Hause den Tod eines Menschen festgestellt hat, muss jetzt noch ein darauf spezialisierter Mediziner den Leichnam auf Spuren für einen eventuell unnatürlichen Tod untersuchen.
Fremdeinwirkung oder nicht?
Krankenhäuser, Bestattungsunternehmen und eben auch die Leichenhalle der Polizei sind dabei häufig frequentierte Zielorte der Leichenbeschauer. „Unser Eindruck ist, dass wir jetzt qualitativ und quantitativ enger mit der Kripo zusammen arbeiten“, sagt Möckel und nennt als Beispiel den Fall, dass jemand durch einen Sturz gestorben ist. „Immer dann, wenn es um die Frage: Fremdeinwirkung oder nicht geht.“
Kosten für die Leichenschau tragen die Angehörigen
Die Innen- und Justizbehörden hätten eine solche qualifizierte Untersuchung von Verstorbenen bereits seit Langem gefordert, sagt Möckel. „Die Botschaft lautet: Es wird jetzt besser hingeguckt, ob jemand eines natürlichen Todes gestorben ist oder ein Tötungsdelikt vorliegt.“ Diese verbesserte Rechtssicherheit bezahlen die Hinterbliebenen mit Bestattungsmehrkosten in Höhe von rund 170 Euro.

Amtsarzt Ronny Möckel und seine Kollegen vom Bremerhavener Gesundheitsamt untersuchen jeden Todesfall.
Foto: Lammers