
Ohne seine Frau Helga könnte Jens Stockinger gar nicht mehr die Wohnung verlassen. Schließlich wohnt das Paar im Hochparterre – Treppen sind ein unüberwindbares Hindernis auf dem Weg zur Haustür. Doch über eine Rampe, die vom Balkon in den Garten führt, kann Stockinger ins Freie gelangen.
Foto: Van Veenendaal
Plötzlich sitzt Jens Stockinger im Rollstuhl
Alles fing mit Ohrenschmerzen an. Eine verschleppte Entzündung, sagte der Arzt. Doch die Medikamente halfen nicht. „Es ging mir immer dreckiger“, erinnert sich Jens Stockinger aus Bremerhaven. Eines Tages habe er sich aus dem Bett gequält, sei in die Küche gerobbt und habe versucht, sich an der Spüle hochzuziehen. „Ich habe noch kurz meine Tochter gesehen, dann wurde es dunkel.“
Ein medizinisches Fragezeichen
Das ist nun 25 Jahre her. Worunter Jens Stockinger genau leidet, wisse man heute immer noch nicht. „Ich bin ein medizinisches Fragezeichen“, sagt er. „Aber Fakt ist: Ich kann nicht mehr laufen.“
Depressionen begleiten ihn
Parkinson, Meningitis, Epilepsie – ihm seien schon viele Diagnosen gestellt worden. Klar sei mittlerweile nur, dass es etwas Neurologisches sein müsse, sagt Stockinger. Und klar sei auch, dass die Krankheit aus ihm einen anderen gemacht habe. Früher sei er ein Otto-Normal-Verbraucher gewesen: mal krank, mal gesund, verheiratet und ein Job in der Lebensmittelindustrie im Fischereihafen. „Heute kann ich mich weniger über Sachen freuen, denke mehr nach“, verrät er. Phasenweise habe er Depressionen gehabt.
Die flotten Sprüche gehören dazu
Trotz aller Probleme hat der 54-Jährige immer einen flotten Spruch auf den Lippen. „Mein Ziel ist jetzt nur noch, dass ich in meinen letzten Tagen, Wochen oder Jahren meinem Umfeld noch ordentlich auf den Wecker gehe“, scherzt er und lacht gemeinsam mit seiner Ehefrau Helga.
Die Rampe führt ins Leben
Sie und die beiden gemeinsamen Kinder sind es, die seinem Leben Halt geben. Ohne sie könnte er beispielsweise gar nicht mehr die Wohnung verlassen. Schließlich wohnt das Paar im Hochparterre – Treppen sind ein unüberwindbares Hindernis auf dem Weg zur Haustür. Doch über eine Rampe, die vom Balkon in den Garten führt, kann Stockinger ins Freie gelangen. Das geht aber nur mit Hilfe seiner Frau.
Kampf um Leistungen kostet Kraft
Die Steigung der Rampe beträgt knapp 20 Prozent. Eine große Herausforderung. Doch was für die beiden viel kräftezehrender ist, sei der ständige Kampf um Hilfsmittel und Leistungen. „Ob Arzt, Reha oder Kranken- und Sanitätshaus – überall muss man hinterherlaufen“, meint Stockinger selbstironisch. Das fange damit an, dass man wochenlang um eine Urinflasche „betteln“ müsse und ende beim seit Monaten laufenden Antrag auf neue Rollstuhlräder mit unterstützendem Motor. „Auf meine Fußstützen mit Gurt habe ich beispielsweise 16 Wochen gewartet“, berichtet er.
Die Türen sind zu schmal
Große Ansprüche haben die Stockingers dabei gewiss nicht. Nur ein paar Kleinigkeiten müssten an der Wohnung geändert werden – ansonsten sei sie ideal. Ins Bad und in die Küche könne er mit seinem Rollstuhl nicht gelangen, weil die Türen zu schmal seien – da müsse mal was verbreitert werden. Und wenn die Balkontür sich zur anderen Seite öffnen ließe, könnte er sogar alleine mit seinem Rollstuhl hindurchgelangen.

Ohne seine Frau Helga könnte Jens Stockinger gar nicht mehr die Wohnung verlassen. Schließlich wohnt das Paar im Hochparterre – Treppen sind ein unüberwindbares Hindernis auf dem Weg zur Haustür. Doch über eine Rampe, die vom Balkon in den Garten führt, kann Stockinger ins Freie gelangen.
Foto: Van Veenendaal