Altes Handwerk: Norbert Guta (vorne) und sein Kollege Sándor Hajzer decken ein Haus mit Reet ein.

Altes Handwerk: Norbert Guta (vorne) und sein Kollege Sándor Hajzer decken ein Haus mit Reet ein.

Foto: van Veenendaal

Bremerhaven

Reetdächer: Hohle Halme halten Hitze, Kälte und Küstenstürmen Stand

Von Susanne van Veenendaal
21. Juli 2018 // 14:30

Es raschelt und knackt, wenn Sándor Hajzer arbeitet. Ab und zu pikst es auch. Die Schilfrohrhalme, die er mit dem Klopfbrett unter die Haltedrähte treibt, sind knochentrocken. Der 32-jährige deckt Reetdächer ein. Angestellt ist er bei der Bremerhavener Firma Onken. Nur wenige Betriebe bieten das alte Handwerk noch an.

Hohe Nachfrage in betuchten Gegenden

„Wir kommen da fast gar nicht gegen an“, sagt Firmenchef Andreas Onken über die große Nachfrage. Zum Teil müssen private Liebhaberstücke wieder in Schuss gebracht werden, oftmals auch Heimathäuser. Neben der Instandsetzung des alten Bestands muss zudem ein neuer Markt bedient werden. Reetdächer sind in betuchteren Gegenden beliebt. Daher ist der Betrieb auch außerhalb der Region aktiv.

Branche geht der Nachwuchs aus

Allerdings fehlt der Branche der Nachwuchs - zum Bedauern von Onken.  Allerdings sei der  Job körperlich anstrengend, gibt Onken zu. Außerdem brauche man Geduld. Reet einzudecken koste Zeit: Ein Quadratmeter pro Stunde werde gerechnet, so Onken.  Das Ganze koste etwa 25 bis 30 Prozent mehr als beispielsweise ein Pfannendach.

Reetdächer gelten als sturmsicher

Der Anblick später sei dafür aber unbezahlbar. „Es ist von der Optik ein ganz anderes Haus“, schwärmt er. „Und wenn es richtig verarbeitet ist, ist es das Sturmsicherste, was es gibt.“  Genau das Richtige also, um heftigen Küstenstürmen und regnerischem, norddeutschem Wetter zu trotzen.    

Altes Handwerk: Norbert Guta (vorne) und sein Kollege Sándor Hajzer decken ein Haus mit Reet ein.

Altes Handwerk: Norbert Guta (vorne) und sein Kollege Sándor Hajzer decken ein Haus mit Reet ein.

Foto: van Veenendaal