Schauspieler Martin Kemner (rechts) hat mit den Schülern die Szenen erarbeitet. Dr. Anas Nashef, Leiter des Autismus-Therapiezentrums, freut sich, dass er die Clips verwenden kann.

Schauspieler Martin Kemner (rechts) hat mit den Schülern die Szenen erarbeitet. Dr. Anas Nashef, Leiter des Autismus-Therapiezentrums, freut sich, dass er die Clips verwenden kann.

Foto: Foto: van Veenendaal

Bremerhaven

Schüler wollen mit Videos Autisten helfen

Von Susanne van Veenendaal
19. Mai 2018 // 16:30

Kaum jemand nimmt es wörtlich, wenn es heißt: „Der Winter steht vor der Tür“ oder „Ich steh’ auf dem Schlauch“. Autisten jedoch haben Probleme, Bildsprache, Redewendungen und auch Ironie zu verstehen. Das sorgt oft für Missverständnisse zwischen ihnen und ihren Mitmenschen. Wie diese beispielsweise zustande kommen, das zeigen Schüler der Bremerhavener Paula-Modersohn-Schule in 18 Videoclips.

Wenn alles wortwörtlich genommen wird

Alle Clips beschäftigen sich mit typischen Schulsituationen. Mal ist der Pausenhof, mal der Klassenraum, mal die Mensa Ort des Geschehens. In einer Szene ist beispielsweise zu sehen, wie im Unterricht die Funktion von Sanduhren behandelt wird. Ein Mädchen sagt zu ihrer Sitznachbarin: „Du musst sie auf den Kopf stellen.“ Diese dreht die Uhr aber nicht wie erwartet um, sondern stellt sie sich auf den eignen Kopf. Es wird deutlich: So oder ähnlich könnte es bei einem autistischen Kind, das Sprache überwiegend wortwörtlich versteht, passieren.

Floskeln sorgen für Verwirrung

Dass ähnliche Missverständnisse auch bei Floskeln wie „Du redest wie ein Wasserfall“, „Ich hab’ die Nase voll“ oder „Das Essen geht auf mich“ zustande kommen können, zeigen die Schüler in weiteren Videos. Geholfen haben den Schülern der Schauspieler und Regisseur Martin Kemner sowie das Autismus-Therapie-Zentrum Bremerhaven (ATZ). Künftig sollen die kurzen Filmsequenzen im ATZ bei der Arbeit mit Klienten mit Autismus-Spektrum-Störungen zum Einsatz kommen.

Schüler begeistert: Clips werden für Therapie eingesetzt

Die Tatsache, dass die fertigen Videos wirklich gebraucht werden und außerhalb der Schule zum Einsatz kommen, sei auch für die Schüler eine tolle Erfahrung, hat Kemner beobachtet. „Gerade die Älteren waren total geflasht davon, dass die Clips im Autismus-Therapiezentrums verwendet werden, und dadurch einen echten Nutzen haben“, sagt er.

Schauspieler Martin Kemner (rechts) hat mit den Schülern die Szenen erarbeitet. Dr. Anas Nashef, Leiter des Autismus-Therapiezentrums, freut sich, dass er die Clips verwenden kann.

Schauspieler Martin Kemner (rechts) hat mit den Schülern die Szenen erarbeitet. Dr. Anas Nashef, Leiter des Autismus-Therapiezentrums, freut sich, dass er die Clips verwenden kann.

Foto: Foto: van Veenendaal