
Der Bunker auf dem Hamburger Heiligengeistfeld soll begrünt werden. Doch nicht alle sind mit diesen Plänen glücklich. Heute fällt darüber die Entscheidung.
Foto: Daniel Bockwoldt/dpa
Bunker in St. Pauli: Grüne Pyramide für den Kiez?
Jetzt gilt's: Heute will die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte endgültig über die umstrittene Aufstockung samt Begrünung des Feldstraßenbunkers entscheiden. Der Ausgang der Abstimmung gilt als offen. Es geht um eines der bemerkenswertesten Bauvorhaben in der Stadt, wenn nicht deutschlandweit.
Die wesentlichen Fakten vor dem Showdown im Überblick:
Bunker-Pächter Thomas Matzen möchte dem 40 Meter hohen, denkmalgeschützten Flakbunker auf St. Pauli einen spektakulären Aufbau verpassen. Eine knapp 20 Meter hohe Haube, die sich terrassenförmig nach oben verjüngt. Die Pyramide soll komplett begrünt werden, ein immergrüner Vegetationsdeckel vorwiegend mit Pflanzen aus unseren Breiten. Ganz oben ist ein Jedermann-Park geplant, zu dem eine umlaufende Rampe führt.
Hotel mit 150 Betten
Im Inneren des Aufbaus will Matzen diverse Räume unterbringen, darunter ein Hotel mit 150 Betten sowie eine Sport- und Eventhalle, die der FC St. Pauli für Breitensport nutzen möchte. Die Kosten von rund 30 Millionen Euro trägt der Pächter, der im Gegenzug von der Stadt eine Verlängerung des Erbpachtvertrages auf 99 Jahre verlangt.
Das sagen Kritiker
Die Stadtteilinitiative „Feldbunker“ fürchtet eine weitere „Eventisierung“ St. Paulis und des Karolinenviertels, dazu Besucherverkehre und eine Verschattung der Wohnhäuser durch den dann 60 Meter hohen Klotz. Das Netzwerk Recht auf Stadt lehnt die Bunkerpläne als Gentrifizierung pur ab: „St. Pauli braucht keine weiteren Hotels und Eventhallen zur Erhöhung privater Geschäftsrendite.“ Auch Hamburgs Denkmalrat will von dem Ausbau nichts wissen. Dieser „würde den Mahnmalcharakter des Denkmals nicht nur beeinträchtigen, sondern vollkommen unkenntlich machen“.
Das sagen Befürworter
Investor Matzen preist die Pläne als Öffnung der grauen Trutzburg für die Kultur und den Stadtteil. Ein öffentlicher Park in 60 Metern Höhe sei weltweit einmalig. Die an der Planung beteiligte Initiative Hilldegarden betont, Anwohner hätten Ideen und Kritikpunkte eingebracht und Nutzungskonzepte festgelegt. Dazu gehören Vorschläge wie ein Biomeiler zur Wärmegewinnung und ein Bach im Dachpark. Ein kleines Bunkermuseum soll laut Hilldegarden an die Zwangsarbeiter erinnern, die 1942 während der Bauzeit zu Tode kamen.
Das sagt der Bezirk
Die Bauabteilung in Mitte hält die beispiellose Aufstockung nach langer Prüfung für machbar. Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) gilt als skeptisch, sein Vorgänger Andy Grote (SPD) hatte das Projekt wohlwollend begleitet. Während CDU und FDP in der Bezirksversammlung mit Ja stimmen dürften, sind die Mehrheitsfraktionen von SPD und vor allem der Grünen uneins. SPD-Mitte-Chef und Bundestagsabgeordneter Johannes Kahrs lehnt die langfristige Pachtzeit ab.
Das sagt der Senat
Der Senat – in diesem Fall nur am Rande zuständig - neigt zur Unterstützung. Kultur- und Finanzbehörde sind bereit, den Pachtvertrag zu verlängern. Sportstaatsrat Christoph Holstein begrüßt die zusätzlichen Sportflächen. (dpa)