
Niels Högel beim Prozess vor dem Landgericht Oldenburg.
Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Ex-Pfleger Högel gesteht Morde an Patienten
Der wegen 100 Morden an Patienten angeklagte Ex-Krankenpfleger Niels Högel hat die Vorwürfe vor dem Landgericht in Oldenburg gestanden. Diese träfen weitgehend zu, sagte er am Dienstag.
Lebenslange Haft
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, von 2000 bis 2005 immer wieder Patienten an den Kliniken Oldenburg und Delmenhorst zu Tode gespritzt zu haben. Wegen sechs Taten sitzt er bereits lebenslang in Haft.
Motiv: Langeweile und Geltungssucht
Er habe aus niedrigen Beweggründen und heimtückisch gehandelt, sagte Oberstaatsanwältin Daniela Schiereck-Bohlmann in der Anklageverlesung. Högel soll Patienten nicht verordnete Medikamente gespritzt haben, die tödliche Komplikationen verursachten. Anschließend versuchte er, seine Opfer wiederzubeleben - was in vielen Fällen misslang. Das Motiv: Langeweile und Geltungssucht vor den Kollegen.
Mehr als 120 Nebenkläger
Wegen der vielen Nebenkläger und des großen Medienandrangs hat das Gericht die Verhandlung in eine Kongresshalle verlegt. Am Dienstag erschienen jedoch nicht alle der mehr als 120 Nebenkläger. Der Prozess ist komplex und aufwendig. Die Staatsanwaltschaft benannte 23 Zeugen und 11 toxikologische und rechtsmedizinische Sachverständige.
Schweigeminute
Vor Beginn des Prozesses bat der Vorsitzende Richter Sebastian Bührmann alle Anwesenden, zu einer Schweigeminute aufzustehen. "Alle ihre Angehörigen haben es verdient, dass man ihnen in Ehren gedenkt", sagte Bührmann. Dies sei unabhängig davon, ob Högel etwas mit deren Tod zu tun habe oder nicht.
Högel beantwortet Fragen
Der bereits unter anderem wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilte Högel hatte zuvor auf Fragen zu seiner Erziehung und der Berufswahl geantwortet. Er sei in Wilhelmshaven geboren und "behütet und beschützt" und ohne Gewalt aufgewachsen. Als Vorbilder auch für seinen Berufswunsch Krankenpfleger nannte er seine Großmutter und seinen Vater, die beide den Beruf ausübten. (dpa)

Niels Högel beim Prozess vor dem Landgericht Oldenburg.
Foto: Julian Stratenschulte/dpa