
Diese Insel wird selbst bei einem moderaten Klimaszenario verschwinden.
Foto: Holger Hollemann
Weg von der Landkarte - Diese Nordseeinsel versinkt bald
Diese Insel hat hunderte Vogelarten beherbergt – doch sie wird im Meer verschwinden.
Vom Paradies für Vögel zum Untergangssymbol
Auf der kleinen Nordseeinsel Memmert, nur knapp zwei Kilometer südlich von Juist gelegen, herrscht im Frühling reges Leben. Bis zu 160 Vogelarten finden sich dann ein, darunter Rotschenkel, Zwergseeschwalben und die seltene Sumpfohreule. Auch der ostfriesische Vogelwart Enno Janßen kehrt in dieser Zeit auf die Insel zurück, wo er seit 2003 lebt und arbeitet – meist allein, im Dienste des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).
Memmert ohne Schutz: Ein Auslaufmodell
Doch so idyllisch das Naturparadies erscheint, so bedroht ist es. Der steigende Meeresspiegel setzt den unbewohnten Eilanden wie Memmert massiv zu. Anders als die bewohnten Nordseeinseln gibt es hier keine Deiche oder geplante Überschwemmungsflächen. Laut einer Modellrechnung der Hafencity Universität Hamburg wird Memmert bis zum Jahr 2100 komplett im Meer verschwunden sein – selbst bei einem vergleichsweise moderaten Temperaturanstieg von 1,8 Grad.
Klimawandel lässt Memmert versinken
Sturmfluten, Hochwasser und das Abschmelzen der Polkappen beschleunigen die Erosion und Überflutung. Forscher gehen davon aus, dass bei einem realistischeren Szenario von 2,7 Grad Erderwärmung auch die südliche Seite von Juist betroffen wäre. Für Enno Janßen und seinen Beruf als Vogelwart bedeutet das: Die Tage auf Memmert sind gezählt – langfristig wird es seinen Arbeitsplatz schlicht nicht mehr geben.
Hoffnungsschimmer Kachelotplate?
Doch es gibt auch Veränderungen im Wattenmeer, die Hoffnung geben könnten. Die benachbarte Sandbank Kachelotplate wächst kontinuierlich. In den kommenden 50 Jahren könnte sie mit Memmert zusammenwachsen und eine feste Landverbindung bilden. Der frühere NLWKN-Direktor Siegfried Popp beobachtet die Entwicklung mit Interesse – doch für die langfristige Existenz beider Flächen scheint das kaum Auswirkungen zu haben.
Memmerts Schicksal ist besiegelt
So beeindruckend das Wachstum der Kachelotplate auch sein mag – in den Szenarien der Hamburger Forscher verschwinden sowohl die Sandbank als auch Memmert komplett im Meer. Der Klimawandel lässt sich nicht aufhalten, lediglich verzögern. Und das genügt nicht, um Memmert zu retten. Das berichtet t-online. (mca)