
Kommissarin Liv Moormann (gespielt von Jasna Fritzi Bauer, rechts) zu Besuch bei ihrer Mutter in Bremerhaven. Während sie in der alten Heimat in einem Mordfall ermittelt, kommt sie auch ihrer Familie auf die Schliche.
Foto: Bild: Radio Bremen | Jörg Landsb
Tatort: Zu putzig, zu jung, zu korrekt - deswegen habe ich abgeschaltet
Schnelle Autos und jede Menge Bilder aus Bremerhaven. Das versprach der Tatort. Ich flog schon nach einem Drittel der Serie aus der Kurve.
Der Bremerhavener Tatort „Donuts" am Sonntagabend spielt zu großen Teilen im Containerhafen der Stadt. In einem Autoterminal wird die Leiche eines Mitarbeiters im Kofferraum eines Wagens entdeckt. Die Spuren führen in die Auto-Tuning-Szene und soziale Brennpunkte.
Untermalt mit dem Hip-Hop-Song „Gaspedal" von Sage the Gemini fährt ein Auto auf das verlassene Hafenglände. Bevor es zum Stehen kommt, dreht der Wagen einen „Donut“: Dazu zieht der Fahrer die Handbremse und gibt gleichzeitig Gas. Die Hinterräder blockieren und zeichnen schwarze Kreise, den Donut, auf den Asphalt.
Ein junges Paar steigt aus dem Auto und steht kurz darauf knutschend vor der Hafenkulisse der Stadt. Die Atmosphäre ist frei und wild.
Schon in der nächsten Szene strapazieren die Sprüche der Kommissarin Linda Selb meine Nerven. Sie findet die Menschen des Nordens „putzig“. In einem Video Call informiert sie ihren Kollegen in Brüssel darüber, daß der Hafen seit etwa 200 Jahren zu Bremen gehört. Es klingt wie ein Ausflug in den Geschichtsunterricht, steigert das Niveau des Films aber nur unwesentlich.
Dann folgt der Auftritt der zweiten Kommissarin Liv Moorman alias Jasna Fritzi Bauer. Die beiden Ermittler gucken sich den Toten an. Er ist übel zugerichtet. Und Liv Moormann wirkt zu jung für den Job. Man möchte sie lieber nach Hause schicken, irgendwohin, wo es kuscheliger ist.
Ein weiterer zentraler Schauplatz ist die Werkstatt der Autotuner. Während es sich das Tuner-Pärchen in einem der Wagen gemütlich macht, chillt der Bruder, ein junger Mann mit Down-Syndrom, auf dem Sofa. Ich fühle mich wie im falschen Film. Wollen die Produzenten der Serie zeigen, dass sie, politisch korrekt, niemanden ausschließen?
Selbst die Aussicht auf eindrucksvolle Drohnenaufnahmen reißt das Steuer an der Stelle für mich nicht mehr herum. Die Kommissare müssen diesmal ohne mich ermitteln.