Eine Person schreibt ein Testament.

Wer erbt, übernimmt oft mehr als nur Geld.

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Finanzen

Erbschaft mit Risiko: Wann sich das Ausschlagen lohnt

30. Mai 2025 // 16:00

In Deutschland hat in den letzten 15 Jahren etwa jeder zehnte Erwachsene geerbt – im Schnitt ging es um 85.000 Euro. Doch nicht jede Erbschaft bringt Wohlstand.

Wie Tobias Klingelhöfer, Rechtsexperte bei ARAG, erklärt, können Schulden den Wert des Nachlasses übersteigen. Besonders kritisch wird es, wenn der Nachlass hauptsächlich aus Verbindlichkeiten besteht.

Alles oder nichts: Ausschlagen will wohlüberlegt sein

Eine Erbausschlagung bedeutet, keine Schulden übernehmen zu müssen – aber auch keinen Anspruch auf positive Vermögenswerte. Erinnerungsstücke oder Pflichtteile sind dann ebenfalls tabu. Wer sich unsicher ist, kann vorab einen Blick in die Unterlagen des Verstorbenen werfen. Hierzu zählen auch digitale Nachlässe, wie Kryptowerte oder digitale Kunstwerke.

Nur sechs Wochen Zeit zur Entscheidung

Ab dem Moment der Kenntnis über das Erbe bleiben Erben sechs Wochen Zeit, um sich zu entscheiden. Hat der Verstorbene im Ausland gelebt oder befindet sich der Erbe im Ausland, verlängert sich die Frist auf sechs Monate. Wer diese Fristen versäumt, erbt automatisch – samt möglicher Schulden.

Ausschlagen mit Strategie: Wenn es Sinn macht

Für Ehepartner in Zugewinngemeinschaft kann es finanziell klüger sein, das Erbe abzulehnen und stattdessen den Zugewinnausgleich samt Pflichtteil zu beanspruchen. Auch bei eigener Überschuldung kann das Ausschlagen helfen: So lässt sich verhindern, dass das Erbe in die Hände der Gläubiger fällt und stattdessen an die eigenen Kinder übergeht.

Ausschlagen – so geht es richtig

Ein Erbschein darf in keinem Fall beantragt werden, wenn man das Erbe ablehnen will. Die Erklärung muss beim Nachlassgericht oder einem Notar erfolgen. Die Gebühren richten sich nach dem Wert der Erbschaft. Liegt dieser im negativen Bereich, wird eine Mindestgebühr von 30 Euro fällig. (pm/kh)