Australien will Jugendlichen unter 16 Jahren Social Media verbieten.

Australien will Jugendlichen unter 16 Jahren Social Media verbieten.

Foto: Monika Skolimowska/dpa

Gesundheit

Social-Media-Aus für Jugendliche – Was sagen deutsche Experten?

26. Juni 2025 // 09:00

Ein Vorstoß aus Australien sorgt für Diskussionen: Dort sollen Jugendliche unter 16 Jahren künftig keinen Zugang mehr zu Plattformen wie TikTok, Instagram oder Facebook haben.

Während manche Eltern aufatmen dürften, stoßen solche Pläne bei Experten in Deutschland und der Schweiz auf Skepsis. Medienrechtler Stephan Dreyer vom Leibniz-Institut für Medienforschung warnt vor Einschränkungen der Kinderrechte – Teilhabe gehöre dazu.

Technik statt Tabu

Dreyer spricht sich stattdessen für technische Lösungen aus. Eine Kombination aus kinderfreundlichen Accounts und konsequenter Altersprüfung könne Social-Media-Nutzung sicherer machen. Eine Verifizierung per Ausweis oder biometrischen Merkmalen sei technisch machbar. Auch Internet-Suchtforscherin Isabel Brandhorst von der Uniklinik Tübingen unterstützt Alterskontrollen, will aber keine feste Altersgrenze nennen.

Wirtschaft versus Kinderschutz

Brandhorst sieht die Plattformen selbst kritisch. Deren wirtschaftliche Interessen stünden echten Schutzmechanismen im Weg. Werbeverbote oder Zeitlimits würden aus ihrer Sicht kaum freiwillig eingeführt. Statt auf Verbote zu setzen, sollten Schulen die digitale Bildung stärken. Medienkompetenz werde laut Brandhorst noch viel zu selten vermittelt.

Verbot als falsches Signal

Aus der Schweiz meldet sich die Gesundheitsforscherin Anne-Linda Camerini von der Universität Lugano. Sie lehnt pauschale Verbote ab. Diese könnten soziale Medien nur noch interessanter machen und würden häufig umgangen. Die Forschungslage sei zudem zu dünn, um klare Zusammenhänge zwischen psychischen Problemen und Social Media zu belegen.

Stundenlang auf TikTok & Co.

Laut OECD verbringen deutsche Jugendliche im internationalen Vergleich besonders viel Zeit in digitalen Welten. Im Schnitt kommen 15-Jährige hierzulande auf 48 Bildschirmstunden pro Woche – also fast sieben Stunden täglich. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt maximal zwei Stunden pro Tag. Der Handlungsdruck wächst – doch einfache Lösungen wie ein Verbot bleiben umstritten. (dpa/kh)