Verschlossene Türen und dicke Gitter: Normalfall in deutschen Gefängnissen. Thomas Galli würde viele Straftäter in den offenen Vollzug entlassen.

Verschlossene Türen und dicke Gitter: Normalfall in deutschen Gefängnissen. Thomas Galli würde viele Straftäter in den offenen Vollzug entlassen.

Foto: Felix Kästle/dpa

Justiz

JVA-Leiter Thomas Galli will Gefängnisse abschaffen

Von Ann-Kathrin Brocks
24. September 2016 // 10:00

„Die meisten Menschen werden eher gefährlicher, wenn man sie wegsperrt“,  davon ist Thomas Galli überzeugt.  Bevor er in Elternzeit ging, hatte der 43-Jährige selbst tagtäglich mit Einbrechern, Räubern und anderen Gewalttätern zu tun – als Leiter der Justizvollzugsanstalt im sächsischen Zeithain. Der Autor des Buches „Die Schwere der Schuld – Ein Gefängnisdirektor erzählt“ plädiert nun dafür, rund 90 Prozent aller Häftlinge in Deutschland in den offenen Vollzug zu entlassen.

"Parallelkultur mit eigenen Werten und Normen"

"Es lässt sich nicht vermeiden, dass sich im Gefängnis eine Parallelkultur mit eigenen Werten und Normen entwickelt", sagt Galli. Er würde nur die allerschlimmsten Straftäter einsperren wollen - auf Gefängnisinseln oder in dorfähnlichen Gemeinschaften.  Galli plädiert für  gemeinnützige Arbeit und Hausarrest mit elektronischer Fußfessel als Strafe.

Kein Land ohne Gefängnisse

Dr. Carsten Bauer, Leiter der JVA Bremen, steht Thomas Gallis‘ Thesen  eher kritisch gegenüber. „Ich kenne kein Land, das ohne Gefängnisse auskommt. " Seiner Meinung nach bekommen die Täter  in der JVA eine Chance auf ein anderes Leben.

Verschlossene Türen und dicke Gitter: Normalfall in deutschen Gefängnissen. Thomas Galli würde viele Straftäter in den offenen Vollzug entlassen.

Verschlossene Türen und dicke Gitter: Normalfall in deutschen Gefängnissen. Thomas Galli würde viele Straftäter in den offenen Vollzug entlassen.

Foto: Felix Kästle/dpa