„Allmen ist meine Lieblingsfigur“
Im Krimi „Allmen und das Geheimnis des Koi“ (24.8., ARD, 20.15 Uhr) ist der 61-jährige Heino Ferch zum sechsten Mal als eleganter Kunstdetektiv Johann Friedrich von Allmen nach den Romanen von Bestsellerautor Martin Suter zu sehen. Der Züricher Dandy ermittelt diesmal in der Welt der Reichen und Schönen auf der Urlaubsinsel Teneriffa und muss einen kostbaren Koi-Karpfen finden, der entführt wurde.
Herr Ferch, zum sechsten Mal sind Sie jetzt als Dandy-Detektiv Johann Friedrich von Allmen nach den Romanen von Martin Suter zu sehen. Wie war es, wieder in die Rolle des Lebemanns aus Zürich zu schlüpfen?
Von allen Charakteren, die ich spielen darf, ist Allmen eigentlich meine Lieblingsfigur. Das ist eine Rolle, in die ich jedes Mal wieder mit Begeisterung eintauche. Ich liebe diese geschliffenen, originellen Dialoge, und überdies durften wir dieses Mal auch noch fünf Wochen auf Teneriffa verbringen – es war eine anstrengende, aber großartige Zeit, mit die schönsten Dreharbeiten meines Lebens.
Im neuen Film wird Allmen im Urlaub auf Teneriffa in einen Kriminalfall verstrickt und ermittelt unter südlicher Sonne. Passt der geschniegelte Allmen nicht besser ins gediegene Zürich?
Der Romanautor Martin Suter hat das mit voller Absicht gemacht – bei ihm spielt die Handlung auf Ibiza, wir haben aus produktionstechnischen Gründen auf Teneriffa gedreht. Da verschlägt es jemanden, der kein Urlaubstyp ist, auf eine Insel, es wird bunt, es wird karnevalesk: Ich empfinde das als eine erfrischende Abwechslung zu der relativen Ernsthaftigkeit der anderen Romane.
Allmen muss diesmal für einen reichen Sammler einen entführten kostbaren Koi lebend aufstöbern. Sind Sie auch so fasziniert von diesen Fischen?
Nicht wirklich. Zwei, drei Bekannte von mir haben selber Koi-Karpfen, von daher weiß ich, wie unglaublich aufwendig dieses Hobby ist. Zum Anschauen sind sie toll, aber in der Regel sieht man sie ja nur von oben als orangegefleckte Fische, die durchs Wasser schwimmen. Dafür muss man schon ein besonderes Faible haben, das ich nicht habe.
Allmens On-off-Freundin Jojo mischt diesmal bei den Ermittlungen fleißig mit. Ist es eine Konzession an den Zeitgeist, dass das Ermittlerteam weiblicher wird?
Es ist ein Wunsch von allen gewesen, die Frauenfiguren in der Reihe stärker zu machen, und beim „Koi“ gab es von vorherein durch Suter die Möglichkeit, Jojos Part mehr auszubauen. Wir sind ja dazu angehalten, uns soweit möglich an seine Vorlagen zu halten, und dass Allmens Freundin diesmal eine größere Rolle hat, weil beide ihren Urlaub gemeinsam auf der Insel verbringen, hat sich in seinem Roman so entwickelt. Kürzlich ist Martin Suters jüngstes Buch erschienen, „Allmen und Herr Weynfeldt“, das spielt wieder in Zürich und ist eine Geschichte, die in erster Linie zwischen zwei Männern stattfindet.
Steht denn schon fest, dass die TV-Reihe fortgesetzt wird und auch dieser Roman verfilmt wird?
Es ist der Plan, dass es weitergeht – aber natürlich müssen wir erstmal bei der Ausstrahlung von „Allmen und das Geheimnis des Koi“ auch eine größtmögliche Fangemeinde am Fernseher versammeln.
Bei vielen TV-Produktionen muss gespart werden. Bei den Geschichten über den Luxus-Müßiggänger Allmen auch?
Unsere Regisseurin hatte weniger Drehtage zur Verfügung als die Regisseure der bisherigen Allmen-Filme, das war sicherlich ein Tribut an die finanzielle Gesamtsituation. Alle schauen aufs Geld. Trotzdem muss man versuchen, diese ganz besondere Welt herzustellen, das muss ja authentisch wirken. Und weil die Teneriffa-Folge ein Sommer- und Urlaubsfilm ist, habe ich zum Beispiel neue Ausstattungen in sommerlich hellen Tönen bekommen.

© Wolfgang Kumm
Mit dem Kino-Hit „Comedian Harmonists“ gelang Heino Ferch (2. v. r.) der Durchbruch als Charakterdarsteller. Hier ist Ferch zusammen mit seinen Schauspielkollegen Max Tidorf (von links), Heinrich Schafmeister, Ulrich Noethen und Ben Becker bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises zu sehen.
Sie spielen den distinguierten Allmen zum sechsten Mal. Mögen Sie ihn eigentlich?
Unbedingt. Ich mag seinen Snobismus, seine Präzision, seine Attitüde. Allmen liebt Kunst, gutes Essen und den richtigen Wein dazu, und er ist ein schwacher Mensch, vor allem wenn attraktive Damen ihm begegnen (lacht). Martin Suter hat da eine Figur geschaffen, die sich konträr zum weitverbreiteten deutschen Absicherungsdenken verhält, das viele von uns quasi mit der Muttermilch aufgesogen haben. Die wenigsten von uns würden sich, wenn nichts auf dem Konto ist, mit ihrem Londoner Schneider treffen – mit dem Argument, dass man seiner Umwelt nicht mit unangemessener Kleidung auf die Nerven gehen möchte. Das ist schon sehr speziell, aber eben auch edel und fein.
Mit seinem Stilbewusstsein und den makellosen Manieren tanzt Allmen in unserer Zeit doch ziemlich aus der Reihe. Kann man sich von ihm etwas abschauen?
Von seinen Manieren kann man sich definitiv eine Scheibe abschneiden, und man kann sich von Allmen auch ein Stück weit seine Leichtigkeit abschauen. Er geht mit einer guten Portion Hedonismus und Freiheitsliebe durchs Leben, ist vielleicht wirklich eine Art Vorbild, nicht alles so bierernst zu nehmen, sondern bei allem Augenmaß die Leichtigkeit in uns zu suchen und zu kultivieren.
Mit Verlaub, Sie selber vermitteln dagegen mitunter einen recht ehrgeizigen Eindruck. Zum Beispiel haben Sie sich wochen- und monatelang auf Ihren Auftritt in der Show „Klein gegen Groß“ vorbereitet, in der Sie über ein Hochseil laufen mussten…
Zugegeben, das ist so eine Macke von mir: Ich liebe es, mir den Ball selber weit vorzulegen, und dann will ich das auch schaffen. Und Ehrgeiz und Lebensart lassen sich durchaus sehr gut verbinden.
Sie waren ja in jungen Jahren Leistungssportler. Wäre es für Sie ein Traum gewesen, bei den Olympischen Spielen mitzumachen?
Ich war bis zu meinem Abitur und dem Studienbeginn Kunstturner, auch in der Turn-Bundesliga, und natürlich ist Olympia für jeden Sportler das Nonplusultra – aber ich war nie so gut, dass es dazu gereicht hätte, das muss man ehrlich sagen. Übrigens waren die Olympischen Spiele mitten in Paris für mich die schönsten, die ich je gesehen habe – schon die vierstündige Eröffnungsfeier habe ich begeistert verfolgt.
Wie halten Sie sich heute fit?
Ich mache jeden Tag Sport, ich achte sehr auf meine Fitness und praktiziere seit 20 Jahren Trennkost. Da kann ich alles essen und muss auf nichts verzichten, muss eben nur schauen, was ich wann kombiniere. Damit fahre ich sehr gut. Und ich trinke eigentlich überhaupt kein Bier. Ich schaue sehr genau hin, was mir gut tut und womit ich in Form bleibe. Das hat dazu geführt, dass ich letztes Jahr bei Dreharbeiten meinen Frack aus dem Film „Comedian Harmonists“ von 1997 anziehen konnte und dachte: Ui, der passt ja noch!
Das heißt, wenn Sie und Allmen zusammen ein Bier trinken würden…
…würden wir beide lieber einen guten Weißwein trinken (lacht).
Heino Ferch kam 1963 in Bremerhaven als Sohn eines Kapitäns zur Welt und war in seiner Jugend erfolgreicher Kunstturner. Nach seinem Schauspielstudium am Salzburger Mozarteum und dem Durchbruch mit dem Kinodrama „Comedian Harmonists“ folgten Rollen in TV-Großproduktionen wie „Der Tunnel“, „Der Palast“ oder „Ku‘damm 63“. Aktuell beweist er als Protagonist zweier grundverschiedener TV-Reihen seine Wandlungsfähigkeit: als eitler Held in den amüsanten Allmen-Krimis und als akribischer Sonderermittler Ingo Thiel in den düsteren True-Crime-Filmen des ZDF. Heino Ferch ist passionierter Polo-Spieler, er ist verheiratet und lebt am Ammersee in Bayern.

© Sven Hoppe
Heino Ferch
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