007-Fans sorgen sich um die Marke
James Bond hat viele Feinde überlebt. Aber überlebt der britische Agent Ihrer Majestät jetzt den Wechsel zu Amazon? Der amerikanische Streaming-Gigant hat soeben eine der erfolgreichsten Filmreihen der Kino-Geschichte übernommen. Barbara Broccoli und ihr Halbbruder Michael Wilson, die bisher als langjährige Produzenten die Filmreihe exklusiv betreut haben, schlossen einen Deal mit Jeff Bezos ab, dem zweitreichsten Mann der Welt und Besitzer der Filmproduktionsgesellschaft Amazon MGM, und übertrugen ihm damit die „kreative Kontrolle“ über das Franchise. Nach 60 Jahren im Familienbesitz der Broccolis entscheidet nun Amazon, in welche Richtung die Marke James Bond entwickelt werden wird.
Fans von 007 sorgen sich um Integrität der Marke
Britische Bond-Fans sind entsetzt. Die Filmreihe, bedauerte Tom Ball in der „Times“, wird „nicht länger mehr britische Betreuer haben, sondern von einem amerikanischen Tech-Giganten kontrolliert werden“. Und wer die kreative Kontrolle hat, entscheidet über die Besetzung der Titelfigur oder ob es sogenannte Spin-Offs gibt und womöglich sogar TV-Serien oder Reality-Shows.
Barbara Broccoli hatte stets eifersüchtig gewacht über die Integrität der James-Bond-Marke und darauf bestanden, dass jeder Film ein „theatralisches Ereignis“ bleibt, das in die Kinos gehört. Jetzt geht die Angst um, dass 007 verramscht werden könnte, sollte Amazon die Marke rücksichtslos ausschlachten.
Misstrauen gegenüber Amazon in der Bond-Community
„Ende einer Ära!“, postete ein Fan, „wir können einfach nur hoffen, dass es beim Bond-Output in Zukunft immer noch um Qualität statt Quantität geht.“ Ein anderer 007-Bewunderer war da pessimistisch: „James Bond wird disney-ifiziert wie Star Wars und Indiana Jones.“ Auf dem Kurznachrichtendienst X war die Reaktion auf die Amazon-Übernahme ebenfalls überwiegend negativ. „Dies wird zu schrecklichen Filmen führen“, hieß es, und ein Fan konstatierte: „Bond, wie wir ihn kennen, ist tot. Amazon ist woke und korrumpiert alles.“
Tatsächlich hatte Amazon, als man das Franchise „Herr der Ringe“ übernahm, den Stoff in eine Richtung entwickelt, die Tolkien-Fans als zu woke und losgelöst von der Ausgangsquelle ablehnten. Ähnliches fürchtet jetzt die 007-Gemeinde. Womöglich wird sogar die Titelrolle weiblich besetzt. Barbara Broccoli hatte da eine klare Position. „Bond ist männlich“, sagte sie, „er wurde als ein Mann geschrieben, und er bleibt es.“
Immerhin gibt es jetzt Hoffnung, dass zumindest demnächst ein weiterer Bond-Film produziert werden kann. Denn bisher herrschte Blockade. Der letzte Film „Keine Zeit zu sterben“ war, als er 2021 mit mehrjähriger Verspätung herauskam, der erste globale Kinoerfolg der Covid-Pandemie gewesen. Daniel Craig verabschiedete sich damals als Titelheld.
Spekulationen um neuen Darsteller des Superagenten
Seitdem wartete die Fangemeinde auf eine Fortsetzung der Reihe und eine neue Inkarnation des Top-Agenten. Es gab Berichte, dass es zwischen Amazon und den Broccoli-Geschwistern zu „kreativen Spannungen“ aufgrund „kultureller Unterschiede“ - sprich: britischer versus amerikanischer Geschmack - gekommen sei und es daher weder Skript noch Story noch eine neue Bond-Besetzung gebe.
Nach der Bekanntgabe des Deals fragte nun Jeff Bezos seine 6,8 Millionen Follower auf X, wer die nächste 007-Rolle spielen solle. Der amerikanische Schauspieler Tom Cruise (62) gehörte zu den beliebtesten Kandidaten, aber auch die britischen Schauspieler James McAvoy (45) und Henry Cavill (41) wurden genannt. (dly)