Einsatz im Alten Land: Felicitas Woll über ihre ZDF-Rolle als Lokalreporterin

Einsatz im Alten Land: Felicitas Woll über ihre ZDF-Rolle als Lokalreporterin

Am 27. April ist Felicitas Woll in der ZDF-Reihe „Neuer Wind im Alten Land“ zu sehen. Im Interview erzählt die Schauspielerin, warum sie lieber Liebesfilme als „Tatort“ schaut und spricht über ihre Filmrolle als engagierte Lokaljournalistin.

„Arbeit als Schauspielerin extrem“

Einsatz im Alten Land: Felicitas Woll über ihre ZDF-Rolle als Lokalreporterin

Ein verpeiltes Landei, das sich im Großstadtdschungel durchschlagen muss: Spätestens seit ihrer Rolle als süße Göre namens Lolle in der Serie „Berlin, Berlin“ zählt Felicitas Woll zu den bekanntesten TV-Gesichtern Deutschlands. In der heiter-romantischen Reihe „Neuer Wind im Alten Land“ spielt sie eine gescheiterte Topjournalistin, die zurück zu ihren Eltern auf ein Apfelgut bei Hamburg zieht und als Lokalreporterin arbeitet. In der ersten von zwei neuen Folgen (27.4., ZDF) geht es um den Einsatz von Erntehelfern aus Polen und Rumänien.

Frau Woll, in der Filmreihe „Neuer Wind im Alten Land“ spielen Sie eine rasende Reporterin. Wie ist Ihr Verhältnis zu Medien?

Ich merke oft, dass ich zu der Generation gehöre, die noch ohne Handy und soziale Medien aufgewachsen ist, und tue mich manchmal schwer damit. Aber ich bin natürlich viel online unterwegs, und in Zeiten, in denen ich gerade weniger zu arbeiten habe, sicherlich auch mal zu viel. Da sind dann zwei Stunden wie im Flug vorbei, und am Ende hat man das Gefühl, dass man nichts Sinnvolles gemacht hat und wirkliche Informationen gar nicht hängengeblieben sind. Ich versuche, mich da selber zu erziehen und meine Online-Zeit einzugrenzen. Man kann sein Leben schließlich mit schöneren Dingen verbringen.

Felicitas Woll in einer Szene der Filmreihe "Neuer Wind im Alten Land"

© Boris Laewen

Beke Rieper (Felicitas Woll) will mehr über den mysteriösen rumänischen Erntehelfer Bogdan Popescu wissen und zapft ihre Quellen in Rumänien an, um mehr über ihn zu erfahren.

Und wie ist es für Sie, seit Jahrzehnten selber Gegenstand der Berichterstattung zu sein?

Ich habe das Glück gehabt, dass in der Regel sehr nett über mich geschrieben wurde. Trotzdem musste ich mich daran erst gewöhnen. Am Anfang meiner Karriere war es so, dass ich vielleicht mal die Zeitung aufgeschlagen habe und da stand dann ein Bericht über mich. Später ging das mit dem Internet los, und irgendwann kamen die Kommentarspalten dazu, in denen jeder seinen Senf dazugeben kann. Ich versuche, das nicht zu nahe an mich heran zu lassen. Die Arbeit als Schauspielerin ist in gewisser Hinsicht extrem. Im besten Fall legst du dein ganzes Seelenpaket in eine Rolle und öffnest dich, gibst der Figur viel von dir persönlich, und dann wird das öffentlich bewertet und beurteilt – das ist nicht leicht.

Sie gerieten ja sehr früh in den Fokus der Öffentlichkeit, nachdem Sie 1998 als 18-Jährige in einer Diskothek entdeckt wurden: Ein Schauspiel-Agent hat Sie angesprochen und zu einem Casting eingeladen. Denken Sie noch oft daran zurück?

Ich denke oft an diesen Abend zurück, denn das war ein einschneidender Moment für mich. Ich weiß nicht, ob ich ohne diesen Abend auch Schauspielerin geworden wäre. Ich wollte das zwar schon immer werden, aber ich war sehr jung und hätte mich wohl nicht getraut. Ich brauchte jemanden, der mich an die Hand nimmt. Das wurde mir geschenkt und ich bin immer dankbar dafür.

Mit 21 Jahren hatten Sie dann mit dem Film „Mädchen, Mädchen“ Ihren Durchbruch als Schauspielerin. Hat Ihre Familie Ihnen damals geholfen, mit der plötzlichen Aufmerksamkeit umzugehen?

Ja, das hat sie. Aber ich musste das natürlich zum größten Teil mit mir selber ausmachen. Ich war es, die in den Zug gestiegen ist, ich selber bin in die Städte gefahren und habe mich dann vier mal vier Meter groß auf einem Plakat gesehen. Manchmal schrien die Leute, wenn sie mich sahen, oder rannten hinter mir her. Ich konnte nicht damit rechnen, dass es sich plötzlich in so einem Ausmaß um meine Person drehen würde. Ich habe mir zum Teil Mützen oder Perücken aufgesetzt, um meinen Space für mich zu haben. Damit musste ich irgendwie klarkommen.

Und wie ist es heute?

Mittlerweile hat sich das entspannt. Ich genieße es, dass ich mein Leben leben kann, mit den Kindern rausgehen kann, mal im Café sitzen kann. Ab und zu kommt mal jemand und fragt „Mensch, haben wir nicht studiert miteinander?“, weil er nicht weiß, woher er mein Gesicht kennt (lacht).

Auf dem Höhepunkt Ihrer Karriere, als Sie gerade mit dem Eventfilm „Dresden“ Furore machten, bekamen Sie Ihr erstes Kind. War es leicht, nach der Babypause in den Job zurückzufinden?

Das war alles andere als easy. Viele haben mir beim ersten Kind gesagt, ich solle mir das schon überlegen, ob ich gerade jetzt ein Baby bekommen will, wo meine Karriere gerade so nach oben geht. Es ist wirklich schwierig in dem Beruf. Aber Kinder kommen, wenn sie kommen wollen, und ich hatte mir ja auch immer Kinder gewünscht. Danach bin Gott sei Dank wieder ins Geschäft gekommen. Vielleicht nicht auf der Höhe, auf der ich aufgehört hatte, aber nachdem sich herumgesprochen hatte, dass ich wieder da bin, habe ich mich wieder zu guten Drehbüchern emporgearbeitet.

Felicitas Woll in einer Szene der Filmreihe "Neuer Wind im Alten Land"

© Boris Laewen

Beke Rieper (Felicitas Woll) hofft auf neue Impulse für ihr Apfelportrait, indem sie bei Paul Harms (Steve Windolf) in der Ernte mithilft. So ganz uneigennützig ist dieser Einsatz nicht, denn Beke ist überaus gerne in Pauls Nähe.

Inzwischen läuft es offenbar wieder gut…

Ich nehme das sehr dankbar wahr. Ich habe immer gerne gearbeitet und habe alles auf mich zukommen lassen. Es war nie so, dass ich einen Fünfjahresplan hatte. Das eine ergab das andere, und ich bin glücklich, dass ich so viele unterschiedliche Rollen spielen konnte. In der Coronazeit, als jahrelang mal mehr, mal weniger gedreht wurde und vorübergehend nicht viele Aufträge kamen, habe ich aber schon gemerkt: Unter solchen Einflüssen wackelt auch mein Boden kräftig.

Die Sonntagsfilm-Reihe „Neuer Wind im Alten Land“ wird auf einem Apfel-Hof in Norddeutschland gedreht. Fühlen Sie sich dabei an Ihre Kindheit auf dem hessischen Land erinnert?

Wir selber hatten nie einen Bauernhof mit eigener Landwirtschaft oder Tieren, und ehrlich gesagt ist an mir auch keine Landwirtin verloren gegangen. Aber ich liebe es, im Alten Land zu drehen. Die Obstplantagen, die Apfelbäume, der salzige Duft vom Meer, und in der Ferne kann man die Dünen sehen. An jedem Ort, wo wir waren, wurden wir herzlich empfangen. Die Menschen waren offen und nett, alle haben sich gefreut, dass wir uns für ihre Arbeit interessieren. Und Buxtehude ist eine süße kleine Stadt, es war total schön.

Sonntagabends vorm Fernseher: Schalten Sie den „Tatort“ oder den Liebesfilm im ZDF ein?

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich noch nie ein richtiger „Tatort“-Gucker war. Ich habe noch nie sonntags gesagt: Okay, jetzt setze ich mich hin und schaue den Sonntagskrimi. Ich würde mich in den meisten Fällen tatsächlich für das entspanntere Programm entscheiden, also den Liebesfilm, gerade wenn es Sonntagabend ist und die Familie noch mit vorm Fernseher sitzt.

Und welches ist Ihr Lieblingsgenre als Schauspielerin?

Ich bin froh, dass ich schon in jedes Genre reingehen konnte. Historische Stoffe, Krimis, Thriller, Komödien – das macht mich als Mensch und Schauspielerin reich. Ich liebe vor allem historische Sachen sehr, da kann ich mich sofort reindenken – ich ziehe ein Kostüm an und bin sofort drin. Und ich würde unglaublich gerne mal eine Wikingerin spielen.

Felicitas Woll

© Britta Pedersen

Schauspielerin Felicitas Woll.

Zur Person

  • Felicitas Woll kam 1980 im hessischen Homberg zur Welt und begann eine Ausbildung zur Krankenschwester, als Teenager wurde sie von einem Agenten zufällig in einer Diskothek entdeckt.
  • Der Kinofilm „Mädchen, Mädchen“ (2001) und Serien wie „Berlin, Berlin“ verhalfen ihr zum Durchbruch, danach war sie in Eventfilmen wie „Dresden“, als Kommissarin in der Reihe „Taunuskrimi“ und in der High-Society-Satire „Herzogpark“ zu sehen.
  • Felicitas Woll ist mit dem gehörlosen Kampfsportler und Schauspieler Benjamin Piwko liiert und Mutter zweier Töchter, sie lebt unter anderem in Hamburg.

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Erstellt:
26.04.2025, 19:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 44sec

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