Musical-Premiere: Wenn Hercules zu quietschbunten Muskelspielen am Olymp lädt

Musical-Premiere: Wenn Hercules zu quietschbunten Muskelspielen am Olymp lädt

Es war einmal, so fängt es immer an. So auch Hercules. Stage Entertainment hat der Neuen Flora einen griechischen Tempel aufgesetzt. Musen tanzen, der Herr der Unterwelt qualmt, vier Hydras beeindrucken und Hercules protzt. Disneys Hercules feiert Weltpremiere in Hamburg.

Quietschbunte Muskelspiele am Olymp

Disney-Musical „Hercules“ feiert Weltpremiere in Hamburg - schrill und ein bisschen kindisch

Wer sagenhaftes Altgriechenland erwartet, weiß schon nach der ersten Szene, hier bin ich falsch. Mit einem Zug am durchsichtigen Faden wird die klassische Toga der Muse entrissen, zum Vorschein kommt ein bonbonfarbenes Ballkleid - it’s showtime in der Neuen Flora. Hamburg hat Hercules neu erschaffen.

Der Held der griechischen Mythologie, Halbgott und Sohn Zeus‘ wurde 1997 durch den gleichnamigen Walt-Disney-Animationsfilm massentauglich gemacht. Auch der hanseatische Hercules ist trendy und cool, in Sneaker und Habitus wie ein Streetkid unterm Basketballkorb kommt der juvenile Strahlemann mit Rastalöckchen daher. Und dabei immer ’nen lockeren Spruch auf den Lippen, so wie wenn er erfährt, dass er der Sohn des Götterpaares Zeus und Hera ist und ihm nichts lässigeres einfällt, als dass er nun endlich weiß, warum er Götterspeise liebt.

Vom hiphopenden Hamilton zum muskelspielenden Hercules

Den jugendlichen Helden in Ausbildung verkörpert Benét Monteiro, der bis vor wenigen Monaten noch als Hauptdarsteller in Hamilton auf der Bühne im Hamburger Operettenhaus stand - die HipHop-Attitüde hat der 38-Jährige mit rübergerettet. Und dabei kommt ihm eine besondere, fast schon heldenhaften Aufgabe zu.

Hercules muss sich einem Abenteuer nach dem anderen Stellen, um doch noch wieder auf den göttlichen Olymp zurückkehren zu dürfen. Dabei begegnet er Meg, einer Sterblichen mit ganz eigenen Stärken, die sein Schicksal maßgeblich verändern wird.

© Persson/Stage Entertainment

Hercules muss sich einem Abenteuer nach dem anderen Stellen, um doch noch wieder auf den göttlichen Olymp zurückkehren zu dürfen. Dabei begegnet er Meg, einer Sterblichen mit ganz eigenen Stärken, die sein Schicksal maßgeblich verändern wird.

Denn nie zuvor hatte ein Disney Musical seine Weltpremiere in Hamburg. Wobei streng genommen bereits 2019 erste Bühnenversionen von Hercules am Public Theatre und im vergangenen Jahr am Paper Mill Playhouse in New Jersey aufgeführt wurden. Aber neue Stücke sind hinzugekommen und das ist dann doch neu. Die Musik des Musicals stammt vom achtfachen Oscar-Gewinner Alan Menken sowie David Zippel. Die Lieder sind stark und stimmungsvoll, verpuffen aber schon beim Rausgehen ohne Ohrwurmcharakter.

Die Musen zünden ein gesangliches Feuerwerk

Aber zurück auf Anfang: Es war einmal, so fängt es an. Fünf starke Frauen in atemberaubenden türkisfarbenen Glitzerfummeln eröffnen den Abend, richten sich direkt ans Publikum und erzählen, was erzählt werden muss. Von Zeus und Hera, dem Olymp und Hercules. Die aufgetakelten Musen fungieren als roter Faden der Show, treten immer mal wieder auf, sorgen für den Rahmen, geben dem Stück Glamour und Power, Gospel und Stimme. Die Musen sind optisch und stimmlich einfach göttlich. Immer mehr Tänzer von allen Seiten unterstützen sie, hüpfen, springen, drehen, bewegen jedes Körperteil zur Musik. In beeindruckender Choreographie tanzen sie sich zu „Von Zero auf Hero“ kurz vor der Pause zur Höchstform. Es ist ein schrill-buntes Spektakel der Extraklasse, immer an und über der Grenze zum Kindischen. Choreographiert haben es Tony-Preisträger Casey Nicholaw und Tanisha Scott, die schon Super Bowl-Werbespots für General Motors und Pepsi gemacht hat.

Wenn Emanzipation auf Heldengetue trifft

Nicht nur die Gospel-Musen, sowieso: die Frauen sind die Stars der Show. Allen voran die wunderschöne Mae Ann Jorolan als Meg, die das Thema Emanzipation aufgreift. Obwohl sie sich in den Fängen als Dienerin eines Ungeheuers befindet, präsentiert sie sich als moderne und selbstbewusste Frau, die sich partout nicht retten lassen will.

Auch wenn Hercules dem Musical den Namen gibt, die heimlichen Stars sind die Frauen: Die schöne, selbstbewusste Meg und die Musen.

© Persson/Stage Entertainment

Auch wenn Hercules dem Musical den Namen gibt, die heimlichen Stars sind die Frauen: Die schöne, selbstbewusste Meg und die Musen.

Das Stück ist durchtränkt von stumpfen Witzen. Hades, Bruder von Zeus, soll in der Hölle nicht nur kochen, könnte er doch auch dünsten, sieden oder braten. Der Graubereich zwischen Hölle und Olymp nennt sich Mittelschicht und der eine Helfer von Hades ist in der Hölle gelandet, weil er seine Therapiesitzungen für Multiple Persönlichkeiten eben mehrfach abgerechnet hatte. Hades irdische Helfer Karl und Heinz sind wie Dick und Doof. Die Sidekicks kommen nicht nur wegen ihrer urdeutschen Namen in Hamburg besser an, als ihre Film-Originale Pech und Schwefel.

Teure Technik, aber die Effekte kommen billig daher

Vieles ist gut an Hercules. Das Bühnenbild dagegen ist eher mäßig. Während beim Phantom der Oper der Kronleuchter mit einer Geschwindigkeit von 2,5 Metern pro Sekunde abstürzte, bei Tarzan Affen über das Publikum hinweg flogen, Mary Poppins den gleichen Weg mit dem Regenschirm nahm, gibt es bei Hercules billige Rückwandanimationen. Wobei billig das falsche Wort ist bei einer 20x20 Meter großen technisch unglaublich aufwendigen und eigens produzierten LED-Wand. Computeranimiert stürzen die Säulen des Tempels ein, Feuertonnen brennen - originell ist anders.

Es begann als Streit unter Brüdern - Goldjunge Zeus darf den Olymp regieren, hier strahlt und schwingt alles. Dem verstoßenen Bruder Hades bleibt nur die Unterwelt. Eine leidige Aufgabe. Voller Zorn über diese Ungerechtigkeit rächt er sich – und findet mit Zeus‘ Sohn Hercules sein perfektes Opfer…

© Persson/Stage Entertainment

Es begann als Streit unter Brüdern - Goldjunge Zeus darf den Olymp regieren, hier strahlt und schwingt alles. Dem verstoßenen Bruder Hades bleibt nur die Unterwelt. Eine leidige Aufgabe. Voller Zorn über diese Ungerechtigkeit rächt er sich – und findet mit Zeus‘ Sohn Hercules sein perfektes Opfer…

Originalität bewiesen dagegen Gregg Barnes und Sky Switser mit ihren 266 aufwendigen Kostümen, inspiriert vom alten Griechenland und überzeichnet von der kunterbunten Disney-Welt inklusive Marching-Band-Optik. Unterstützung kriegten sie von Puppet-Designer James Ortiz. Sorgten die Kostümbildner vom Broadway für einen rauchenden Hades, gestaltete James Ortiz dem Bösewicht zum finalen Kampf riesengroße Körperteile, die jeweils von einzelnen Tänzern bewegt werden und im Kampf ihre Eigenständigkeit zeigen. Dazu: Farbenfrohe Kreaturen, an Stöcken gehalten, die zum Leben erwecken. Die Schlangen und Monster der Unterwelt nehmen die Bühne ein und zeigen, was Musical kann.

Der Kampf der Titanen ist das spektakuläre Finale in Hamburg. Hades will Rache als er erfährt, dass sein Neffe Hercules noch lebt. Hinterlistig holt er zum Gegenschlag aus. Ob sich Hercules täuschen lässt, oder vereint mit seinen Freunden doch am Ende gewinnt?

© Persson/Stage Entertainment

Der Kampf der Titanen ist das spektakuläre Finale in Hamburg. Hades will Rache als er erfährt, dass sein Neffe Hercules noch lebt. Hinterlistig holt er zum Gegenschlag aus. Ob sich Hercules täuschen lässt, oder vereint mit seinen Freunden doch am Ende gewinnt?

Hercules und seine Herausforderungen - noch immer mit gottähnlichen Kräften ausgestattet, sucht er mithilfe seines Trainers Phil nach seinem Platz in der Welt. Dabei stellt er sich den gewaltigen Herausforderungen, die Hades für ihn bereithält, um ein wahrer Held zu werden und in den Olymp zurückzukehren.

© Persson/Stage Entertainment

Hercules und seine Herausforderungen - noch immer mit gottähnlichen Kräften ausgestattet, sucht er mithilfe seines Trainers Phil nach seinem Platz in der Welt. Dabei stellt er sich den gewaltigen Herausforderungen, die Hades für ihn bereithält, um ein wahrer Held zu werden und in den Olymp zurückzukehren.

Ihr Autor

Mona Adams und Christoph Willenbrink

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Erstellt:
24.03.2024, 23:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 22sec

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