Kaiser, Killer, graue Mäuse
„Zeit Verbrechen“ (ab 6.11., RTL+) - Ein Teenager wird in einer kalten Winternacht auf einer einsamen Landstraße überfahren: Der 18-Jährige hat sich in einer Disco betrunken und findet nicht mehr heim, wird von einer Polizeistreife aufgegabelt – und die setzt den hilflosen Robert im Nirgendwo aus. Die Geschichte vom tragischen Tod des jungen Mannes ist eine von vier True-Crime-Episoden aus dem Podcast „Zeit Verbrechen“, die jetzt mit Stars wie Sandra Hüller verfilmt wurden. Es sind sehr eigenständige Kriminalfilme, weit weg vom routinierten Aktenzeichen-XY-Erzählton. Quälend langsam begleitet die erste Episode Roberts letzten Abend, während etwa „Der Panther“ eine actionreiche Gaunerballade erzählt: Lars Eidinger gibt als Mitglied einer Rockergang, der unaufhaltsam abstürzt, dem Affen Zucker.
„The Day of the Jackal“ (ab 7.11., Sky) - Er ist ein wahrer Künstler seines Fachs: Der Schakal (Eddie Redmayne) tötet für Geld und treibt dabei enormen Aufwand – niemand tarnt sich so gut, niemand schießt so präzise. Als er für anonyme Auftraggeber einen rechtspopulistischen deutschen Kanzlerkandidaten tötet, gerät er ins Visier internationaler Fahnder und wird zum Gejagten. Die spannende Thrillerserie „The Day of the Jackal“ basiert auf dem Roman „Der Schakal“ von Frederick Forsyth und der legendären Kinoadaption von Fred Zinnemann 1973. So nüchtern-realistisch wie in dem Leinwandklassiker bleibt auch die Serie dem Killer bei seiner Flucht auf den Fersen. Anders als im Original wird er nicht von einem Kommissar gejagt, sondern von einer schwarzen Ermittlerin – Hauptdarstellerin Lashana Lynch kennt man aus dem James-Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“, in dem sie eine Agentin spielte.

© Viacom International Inc.
„Turmschatten“ (Heiner Lauterbach).
„Turmschatten“ (ab 15.11., Sky) - Ein jüdischer Holocaust-Überlebender sieht Rot: Heiner Lauterbach spielt in dieser Adaption des Bestsellers „Turmschatten“ von Peter Grandl die Hauptrolle des wohlhabenden Ephraim Zamir, der sein Geld für den Bau einer neuen Synagoge stiften will. Zamir lebt mit seiner Adoptivtochter Esther in einem festungsartigen Turm. Als Neonazis in das Gebäude eindringen und Esther ermorden, kann Zamir zwei der Eindringlinge überwältigen: Er stellt einen Livestream ins Internet und fordert die Community auf, zu entscheiden, ob die Männer leben oder sterben sollen. Bald wird der Turm von Medien, Polizei und Rechtsradikalen belagert, die Lage droht zu eskalieren, und es gibt immer mehr Stimmen für „Tod“. Die spannende Serie ist eine Auseinandersetzung mit rechter Gewalt und der zerstörerischen Kraft von Internet und Boulevardmedien.

© Pflug/Joyn
„Die StiNos“ (Sebastian Bezzel, Johanna Christina Gehlen).
„Die StiNos“ (ab 15.11., Joyn) - Stinos? Wer regelmäßig strickt, dem ist die Abkürzung womöglich geläufig – sie steht für „stinknormale Socken“. Genauso durchschnittlich und langweilig sind Robert und Beate, eine Ehepaar um die 50, das in seinem eintönigen Leben so vor sich hin wurstelt: Als der antike Philosoph Aristoteles einst postulierte, dass die mittleren Jahre die Blütezeit des Lebens seien, kannte er die beiden nicht. Trotzdem geben die zwei traurigen Vögel recht gutes Comedymaterial ab. Sebastian Bezzel und Johanna Christine Gehlen (beide auch im wahren Leben ein Paar) verkörpern den ambitionslosen Polizisten und die frustrierte Erzieherin, die keine großen Sorgen haben, aber umso mehr alltägliche Probleme. Das wird lakonisch im pseudodokumentarischen Stil erzählt: der Middle Ager als Witzobjekt.

© Paramount+
„Landman“ (Ali Larter, Billy Bob Thornton).
„Landman“ (ab 18.11., Paramount+) - Alles was Serienmacher Taylor Sheridan in letzter Zeit anfasste, wurde zum Erfolg: Die Westernsaga „Yellowstone“ mit Kevin Costner und deren Spin-offs haben ihn berühmt gemacht. Seine neueste Drama-Saga „Landman“ handelt vom Kampf um Macht und Milliarden im texanischen Öl-Business, quasi ein modernes „Dallas“, aber rauer und brutaler als die Seifenoper aus den 80ern. Die Besetzung ist exquisit: „Oscar“-Preisträger Billy Bob Thornton spielt die Hauptrolle als Tommy Norris, Krisenmanager im Dienst einer Ölfirma, Demi Moore eine Freundin und Jon Hamm („Mad Man“) deren Ehemann, einen Öl-Baron. Die Serie ist ein Epos zwischen Steppenstaub und Chefetagen, sie basiert auf dem Podcast „Boomtown“ über den texanischen Ölboom des 21. Jahrhunderts.

© Netflix
„Die Kaiserin“ (Devrim Lingnau).
„Die Kaiserin“ (ab 22.11., Netflix) - Devrim Lingnau ist die vielleicht beste Sissi seit Romy Schneider: Mit einer entwaffnenden Mischung aus Wildfang und Willenskraft spielte sie in der ersten Staffel der Netflix-Serie „Die Kaiserin“ die legendäre österreichische Monarchin, die sich als Gemahlin von Kaiser Franz Joseph (Philip Froissant) nicht vom strengen Hofzeremoniell unterkriegen lassen will – sie emanzipiert sich und erkennt, mit wie viel Blut, Schweiß und Tränen der Habsburger-Prunk erkauft ist. Ein Prunk, den die Serie auch in der zweiten Staffel opulent in Szene setzt. In den neuen Folgen muss das Kaiserpaar einen Thronfolger präsentieren, der Erwartungsdruck lastet schwer auf Elisabeth – derweil brauen sich dunkle politische Wolken über Schloss Schönbrunn und dem ganzen Imperium zusammen.