Streamingtipps: Neues von den „Discounter“-Machern

Streamingtipps: Neues von den „Discounter“-Machern

Ein Höllentrip auf dem Oktoberfest, Neues von den „Discounter“-Machern und ein Abgesang auf die Berliner Techno-Kultur: Wir stellen die interessantesten Neuerscheinungen vor, die im Januar 2025 bei Streaminganbietern oder in Mediatheken starten.

Neues von den „Discounter“-Machern

Sechs Streamingtipps: Diese Serien-Highlights starten bei Netflix und Co. im Januar

„Nachts im Paradies“ (ab 8.1., MagentaTV) – Ein desillusionierter Taxifahrer erlebt rund ums Oktoberfest einen wahren Höllentrip und Bierleichen verwandeln sich in regelrechte Zombies: Die Comic-Adaption „Nachts im Paradies“ erzählt eine abenteuerliche Story. Jürgen Vogel spielt den Taxifahrer Vincent, dessen Aussichten düster sind: Sein Job steht auf der Kippe, seine Tochter will nichts mehr von ihm wissen – doch dann bricht die Welt um sie herum zusammen, die beiden müssen sich durch eine Stadt außer Rand und Band kämpfen, ein wahres Sin City. Es geht brutal zu, das Filmblut fließt reichlich. Regiegröße Matthias Glasner („Der freie Wille“) hat die dystopische, etwas wirre Story mit viel Kapitalismuskritik aufgeladen, schwere Kost, die keine Mainstream-Unterhaltung sein will.

„Gerry Star“ (ab 10.1., Prime Video) – Gerry Star würde einen Hit nicht einmal dann erkennen, wenn die Beatles persönlich ihm „Let it be“ vorspielen würden: Der von Sascha Nathan großartig gespielte Loser war vor etlichen Jahren mal Hintergrundmusiker bei Schlagersänger Ingo Rose (Robert Stadlober), jetzt fristet er sein Dasein aber als Aushilfe bei der örtlichen Bowlingbahn. Chefin Becky (Andrea Sawatzki) schmeißt den Schmarotzer nur deshalb nicht raus, weil er verspricht, ihre Tochter beim lokalen Gesangswettbewerb groß rauszubringen: Stella (Franziska Winkler) ist talentiert, passt optisch jedoch nicht in gängige Castingshow-Muster, und auch ein passender Song muss noch her – der Weg bis ins Finale ist mit Pleiten, Pech und Peinlichkeiten garniert. Stimmungsvolle Arbeitsplatz-Komödie voller schräger Vögel, von den Machern der Mockumentary „Die Discounter“.

„Lockerbie – A Search for Truth“ (ab 16.1., Sky) – Es war der verheerendste Anschlag auf US-Zivilisten vor dem 11. September 2001: Ein Verkehrsflugzeug vom Typ Boeing 747 der amerikanischen Fluggesellschaft Pan-Am wurde 1988 auf dem Flug von London nach New York auf der Höhe der schottischen Ortschaft Lockerbie mit Plastiksprengstoff in die Luft gejagt. Alle 259 Insassen der Maschine und elf Einheimische aus Lockerbie starben. In dieser neuen Serie über die Tragödie spielt Colin Firth („The King‘s Speech“) den englischen Arzt Jim Swire, dessen Tochter Fiona bei dem Anschlag starb und der jahrzehntelang vehement für eine Aufklärung der Katastrophe kämpfte. Sein Buch über seine Erlebnisse liegt diesem Fünfteiler zu Grunde, der die verheerenden Folgen des Terroraktes für die Familien der Opfer beleuchtet – tragisch und dabei spannend wie ein Krimi.

„Severance“ (ab 17.1, AppleTV+) – Hilfe, mein Arbeitsplatz ist die Hölle: Mark (Adam Scott), der bedauernswerte Held der Serie „Severance“, ist in einem kafkaesken Büroalltag gefangen – sein Job bei „Lumon Industries“ ist ein rätselhafter Alptraum ohne Entkommen. Jetzt startet die zweite Staffel der Serie um die Angestellten des dämonischen Unternehmens, deren Gehirne operativ manipuliert werden: Ihr Arbeits-Ich und ihr Freizeit-Ich wissen nichts voneinander – die Konsequenzen sind schrecklich. Die neuen Folgen knüpfen an die Handlung der ersten Staffel an, in der Mark und sein Team den Aufstand wagten: Jetzt schlägt das Imperium zurück. Die Serie ist eine Mischung aus Horrorthriller und Kritik an einem sinnentleerten Arbeitsleben, und sie ist auf eine schwer fassbare Art enorm gruselig.

„The next Level“ (ab 24.1., ARD) – Seit März ist die Berliner Technoszene immaterielles Kulturerbe der UNESCO – da kommt diese Serie, die hinter die Kulissen von Kult-Clubs und Berlin-Mythen blickt, genau richtig. Warum musste die junge Touristin Zofia (Jenny Walser) im Berliner Techno-Club „Reaktor“ sterben, ausgerechnet in ihren Flitterwochen? Bei der Polizei wollen einige die Tragödie als Drogentod am Ende einer durchzechten Nacht abtun. Doch zufällig erfährt die junge Reporterin Rosa (Lisa Vicari) von der Sache. Auf der Suche nach der Wahrheit kommt sie dem zynischen Investor Brenner (Jens Harzer) gefährlich nahe, der früher Systemkritiker war, jetzt im großen Stil Immobilien und Grundstücke der Boomtown aufkauft und sich auf keinen Fall von der Journalistin in die Karten schauen lassen will.

„Die Ermittlung“ (ab 27.1., ARD-Mediathek) – Der Völkermord der Nazis an den Juden war das größte Verbrechen in der Geschichte der Menschheit. Der Dramatiker Peter Weiss verfasste in den 60er Jahren das Theaterstück „Die Ermittlung“, in dem er die Protokolle des ersten Frankfurter Auschwitzprozess zu einer Art Gerichtsdrama verdichtete. Regisseur RP Kahl hat das Stück zu einem aufwühlenden Film umgearbeitet, der in der ARD-Mediathek in serieller Form zu sehen ist. Viele bekannte Schauspieler und Schauspielerinnen, darunter Christiane Paul, Tom Wlaschiha und Clemens Schick, spielen Richter, Anwälte, Angeklagte und Zeugen. In nüchternen Worten erzählen Auschwitz-Überlebende vom Leben und Sterben in dem Konzentrationslager, von Folter, Hunger und Massenmord. Ein sehr intensives TV-Erlebnis.

Tom Wlaschiha in dem aufwühlenden ARD-Film „Die Ermittlung“.

© Hans-Joachim Pfeiffer

Tom Wlaschiha in dem aufwühlenden ARD-Film „Die Ermittlung“.

Mark (Adam Scott) ist der bedauernswerte Held in der Serie „Severance“.

© AppleTV+

Mark (Adam Scott) ist der bedauernswerte Held in der Serie „Severance“.

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Erstellt:
06.01.2025, 19:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 22sec

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