Ein Zug ist mit einem Auto kollidiert. An einem Bahnübergang in Mulsum verstarb Ende Oktober 2024 eine Frau bei einem Unfall.

Ende Oktober 2024 kam es in Mulsum zu einem tödlichen Unfall an einem Bahnübergang. Eine Frau starb, zwei Kinder wurden schwer verletzt.

Foto: Overschmidt

Cuxland

Nach tödlichem Unfall in Mulsum: Bahnübergänge sollen reduziert werden

Von Christina Sticht und Fabian Karpstein
21. Februar 2025 // 12:04

Der Bremsweg von Zügen ist lang - deshalb kommt es an Bahnübergängen immer wieder zu Zusammenstößen mit Toten und Verletzten. Das zeigte nicht zuletzt ein dramatischer Vorfall in Mulsum. Wie kann die Sicherheit erhöht werden?

Tödlicher Unfall an Bahnübergang in Mulsum

Wie gefährlich Bahnübergänge sein können, hat nicht nur am 11. Februar der Unfall in Hamburg gezeigt, bei dem ein ICE-Fahrgast ums Leben kam und 24 weitere Menschen verletzt wurden. Im vergangenen Jahr starb bei einem Unfall Ende Oktober eine Frau in Mulsum, als sie einen unbeschrankten Bahnübergang überqueren wollte. Zwei Kinder wurden schwer verletzt. Die Deutsche Bahn (DB) möchte die Kreuzungen von Straße und Schiene wegen der Unfallgefahr weiter reduzieren.

Anzahl der Bahnübergänge wurde in der Vergangenheit bereits reduziert

Mitte der 1990er Jahre gab es nach DB-Angaben bundesweit 28.000 Bahnübergänge, im Jahr 2023 waren es nur noch 15.820 Anlagen. Häufig werden anstelle der Kreuzungen Überführungen oder Unterführungen für Autos und Fußgänger gebaut.

Zahl der Unfälle an Bahnübergangen gesunken

Die Zahl der Unfälle an Bahnübergängen sei zwischen 1995 und 2023 um mehr als drei Viertel gesunken, sagte ein DB-Sprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Demnach gab es im Jahr 2023 bundesweit 154 solcher Unfälle. In Schleswig-Holstein waren es 2023 fünf Unfälle an Bahnübergängen, sechs weniger als noch 2019. In Niedersachsen wurden 2019 insgesamt 22 Unfälle an Bahnübergängen registriert, 2023 waren es immer noch 20 Unfälle.

Ursache oft Unaufmerksamkeit, Leichtsinn und Unkenntnis

„Mehr als 95 Prozent der Zusammenstöße von Autos und Zügen passieren aufgrund von Unaufmerksamkeit, Leichtsinn oder Unkenntnis“, sagte der Bahnsprecher. Die Aufklärungs-Kampagne „Sicher drüber“ informiere unter anderem mit Videos, Flyern und Terminen an Unfallschwerpunkten über die Gefahren. So benötigt ein 1.000 Tonnen schwerer Personenzug aus voller Fahrt mit Tempo 100 bis zu einem Kilometer zum Anhalten.

Verkehrsminister: Bahn sollte Verantwortung wahrnehmen

Aus Sicht des niedersächsischen Verkehrsministeriums passieren „in besonderen Situationen wie Baustellen oder Personalmangel zu viele Pannen“. Geöffnete Schranken bei ungebremster Zugfahrt seien „absolut inakzeptabel“, sagte Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) der dpa.

„Die Deutsche Bahn ist in der Pflicht, ihre Verantwortung noch intensiver wahrzunehmen und gefährliche Situationen an unbeschrankten und teilbeschrankten Bahnübergängen konsequent zu identifizieren und durch gezielte Maßnahmen zu entschärfen“, forderte der Minister.

Bahn arbeitet an weiterer Reduzierung der Bahnübergänge

Dem DB-Sprecher zufolge arbeitet die Deutsche Bahn mit dem Bund und den Eigentümern der jeweiligen Straße an der weiteren Reduzierung der Bahnübergänge. Dies solle durch einen Vorstoß der Bundesregierung, Kommunen dabei finanziell zu entlasten, noch schneller gelingen.

In Niedersachsen sind 68,4 Prozent der Bahnübergänge technisch gesichert. Grundsätzlich sind alle Bahnübergänge mit dem Andreaskreuz gekennzeichnet, sie weisen darauf hin, dass Züge immer Vorfahrt haben. (fk)