
Nicht alle Flüchtlinge in der Hagener Notunterkunft freuen sich auf den Jahreswechsel: Das Zünden der Knallkörper wird womöglich einige an den Kriegslärm der Heimatländer erinnern und alte Wunden aufreißen. Archivfoto Scheschonka
Foto: Lothar Scheschonka
Silvester und Flüchtlinge: Wenn Böller Angst machen
An Silvester lassen es die Cuxländer gerne krachen. Böller und Feuerwerk gehören dazu, wenn das neue Jahr begrüßt wird. Doch es gibt auch Menschen, bei denen die Knallerei leidvolle Erinnerungen weckt und Wunden aufreißt: Die Flüchtlinge. Die Johanniter und andere Flüchtlingshelfer mahnen daher, Rücksicht zu nehmen.
Viersprachig auf Silvester vorbereitet
Die Johanniter haben für die Notunterkünfte in Hagen und Cadenberge ein Böller-Verbot ausgesprochen. „Wir haben die Bewohner zudem in vier Sprachen auf Silvester vorbereitet und erklärt, was in der Nacht genau passiert“, so Tobias Holzberg von den Johannitern, der die Notunterkünfte in Hagen und Cadenberge betreut. Was im weiteren Umfeld der Turnhalle passiert, darauf habe er keinen Einfluss.
Bitte um Rücksichtnahme
Die Johanniter bitten allerdings, neben Flüchtlingsunterkünften auf allzu laute Knallerei zu verzichten. „Vor allem die älteren Flüchtlinge machen sich Sorgen“, sagt Holzberg, der jeden Tag sehr nah an den Asylbewerbern ist. Der Wunsch ist, vom Geräusch einschlagender Bomben verschont zu bleiben. Die Sorge ist, dass einige sogar in Panik geraten könnten.
Keine Böller-Verbotszonen
Kreis-Dezernent Friedrich Redeker erklärte auf Anfrage, dass sich er als Vertreter des Landkreises einer schwierigen Situation ausgesetzt sieht, wenn er das Böllern in der Nähe von Flüchtlingsunterkünften jetzt untersagen müsste. „Viele Flüchtlinge im Landkreis leben in Wohnungen. Wie will man das verbieten, beziehungsweise kontrollieren?“, meinte der Dezernent.
Einige Flüchtlinge wollen mitfeiern
Tobias Holzberg berichtet, dass es trotz allem bei den jungen Flüchtlingen in der Hagener Kreissporthalle durchaus auch Interesse gibt, sich am Silvester-Brauchtum zu beteiligen und selbst Böller zu kaufen. „Sie dürfen dann allerdings nicht auf dem Grundstück der Kreissporthalle die Feuerwerkskörper zünden“, so Holzberg. Zusammenfassung: Flüchtlinge begegnen aufgrund der Kriegserfahrungen Silvester mit gemischten Gefühlen. Johanniter und andere Ehrenamtliche fordern dazu auf, Rücksicht zu nehmen. Einige Flüchtlinge wollen allerdings selber gerne Feuerwerkskörper zünden.

Nicht alle Flüchtlinge in der Hagener Notunterkunft freuen sich auf den Jahreswechsel: Das Zünden der Knallkörper wird womöglich einige an den Kriegslärm der Heimatländer erinnern und alte Wunden aufreißen. Archivfoto Scheschonka
Foto: Lothar Scheschonka