ARCHIV - Ein Schild im Vorgarten macht Besucher am 19.11.2013 in Timmendorf (Mecklenburg-Vorpommern) auf der Ostseeinsel Poel auf eine freie Ferienwohnung aufmerksam. Aus Mietwohnungen sind an der Ostseeküste vielerorts lukrativere Ferienwohnungen geworden. Foto: Jens Büttner/dpa (zu dpa «Mietwohnungen zu Ferienwohnungen - Kommunen brauchen Handhabe» vom 19.07.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit

Illegale Ferienwohnungen an der Küste

Foto: Jens Büttner/dpa/Symbolbild

Cuxland

Wohnungsnot an der Nordsee – Illegale Ferienunterkünfte boomen

12. November 2024 // 13:00

Viele Nordsee-Gemeinden kämpfen gegen illegale Ferienwohnungen, die Einheimische verdrängen und Mieten in die Höhe treiben.

Wohnungsnot an der Küste durch illegale Ferienwohnungen

Wilhelmshaven und Cuxhaven stehen wie viele andere Nordsee-Regionen vor einer schwierigen Herausforderung: Durch illegal vermietete Ferienwohnungen wird der ohnehin angespannte Wohnungsmarkt weiter belastet. Laut Anne Heuermann von der Ostfriesischen Inseln GmbH entstehen oft Ferienunterkünfte an Orten, die eigentlich nicht für Wohnraum vorgesehen sind, etwa auf Dachböden und in Kellern. Diese Praxis führt dazu, dass immer mehr Einheimische aus den beliebten Urlaubsregionen verdrängt werden.

Tourismus als Preistreiber

Mit der Vermietung an Touristen lässt sich oft mehr verdienen als mit regulären Mieten für Einheimische. Dadurch steigen die Immobilienpreise, und auch Mieten schnellen in die Höhe. Besonders die ostfriesischen Inseln und niedersächsische Küstenstädte kämpfen mit dieser Entwicklung. Laut Heuermann werden dringend benötigte Arbeitskräfte abgeschreckt, da sie kaum noch bezahlbare Wohnungen finden.

Cuxhaven und der „angespannte Wohnungsmarkt“

Die Situation wird besonders in Cuxhaven deutlich, das jüngst in die „Gebietskulisse der angespannten Wohnungsmärkte“ aufgenommen wurde. Dies gibt der Stadt nun das Recht, Mieterhöhungen zu begrenzen und Vorkaufsrechte für unbebaute Grundstücke zu nutzen. Die Stadt versucht damit, dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum entgegenzuwirken und den Druck auf Einheimische und Arbeitskräfte zu reduzieren.

Illegale Ferienwohnungen im Fokus der Behörden

Einige Küstengemeinden haben bereits die Bauvorschriften verschärft, um den Neubau von Ferienwohnungen zu begrenzen. Laut Philipp Koenen vom Landkreis Leer können Ferienvermietungen untersagt und sogar Bußgelder verhängt werden. Trotzdem reagieren Behörden meist nur auf Beschwerden, da es an Personal für eine systematische Überprüfung fehlt. So wurden im Landkreis Cuxhaven seit 2022 lediglich fünf Fälle illegaler Vermietung bearbeitet.

Zwiespalt zwischen Tourismus und Wohnraumschutz

Die betroffenen Kommunen stehen im Dilemma zwischen Tourismusförderung und Wohnraumschutz. Der Tourismus ist eine zentrale Einnahmequelle für strukturschwache Küstenregionen, gleichzeitig jedoch ein Preistreiber für Immobilien. „Der Flächenverbrauch durch Ferienunterkünfte und der Wohnraumbedarf der Einheimischen stehen in direkter Konkurrenz“, sagt Simone Starke vom Landkreis Cuxhaven. Behörden kämpfen mit begrenzten Mitteln, um illegalen Ferienwohnungen entgegenzutreten, und hoffen auf nachhaltige Lösungen für Einheimische und Touristen gleichermaßen. (dpa/vk)