
Jilan Alhasan, 2015 als Flüchtling aus Syrien nach Deutschland gekommen, hat sich mit einem Youtube-Kanal selbstständig gemacht.
Foto: Melchers
Bremerhavenerin erstellt Kochvideos
Jilan Alhasan auf dem Weg zum YouTube-Star
Als sie 2015 nach Deutschland flüchtete, hatte sie kaum etwas. Mittlerweile hat sich Jilan Alhasan einen YouTube Kanal mit hunderttausenden Fans aus der ganzen Welt aufgebaut.
Eine winzige Küche in Bremerhaven-Lehe ist in der ganzen Welt bekannt. Denn hier dreht Jilan Alhasan jeden Tag ein neues Kochvideo, das sie auf ihren YouTube-Kanälen im Internet veröffentlicht. Mittlerweile hat sie 360 000 Abonnenten in Deutschland und in Syrien, in den USA und in Afrika.
Jilan Alhasan stammt aus Syrien. Sie hat in Damaskus Jura studiert und danach in Hama eine Boutique betrieben. „Aber der Krieg kam immer näher“, sagt sie. Vor allem aus Angst um ihre drei Kinder verkaufte sie die Wohnung, um Geld für die Flucht zu haben.
Schwieriger Neuanfang
Im fremden Land war Jilan Alhasan erst mal arbeitslos. Mit ihrem Jura-Abschluss konnte sie nichts anfangen, die Rechtssysteme der beiden Länder sind zu verschieden. Aber eine noch viel höhere Hürde war die Sprache. Der vorgeschriebene Sprachkursus reichte nicht, wie sie mit einer Mischung aus Zorn und Traurigkeit bei ihrem ersten Elternsprechtag feststellte.
Wieder zu Hause, traf sie die klare Entscheidung: „Ich muss so schnell wie möglich Deutsch lernen.“ Zugleich lief mit Unterstützung des Jobcenters ihre berufliche Neuorientierung an. „Meine Leidenschaft war schon immer das Kochen“, sagte Jilan Alhasan im Beratungsgespräch, und so begann sie im Lehrrestaurant Auris eine Ausbildung zur Köchin. Im Januar 2021 bekam sie das Abschlusszeugnis mit sehr guten Noten. Aber es war immer noch Corona: Es gab kaum Jobs in der Gastronomie.
Alles für den Traum
Das war aber kein Grund aufzugeben für Jilan Alhasan. Sie hatte schon vorher gehört, dass man mit YouTube-Videos Geld verdienen kann und setzte seit Mai 2020 auf diese Möglichkeit. „Der Anfang war schwer“, erzählt sie. Erst nach acht Monaten hatte sie die YouTube-Bedingungen erfüllt und bekam das erste Mal Geld überwiesen. Danach wurde der Erfolg immer größer. Mittlerweile hat sie zwei YouTube-Kanäle. Arbeitslosengeld oder Hartz IV braucht sie nicht mehr.
Eigenes Restaurant
Sie hat sich mit den Videos selbstständig gemacht und kann davon leben. Sich auf dem Erfolg auszuruhen, kommt für sie aber nicht infrage. „Ich muss sparen“, sagt sie – für eine größere Wohnung oder ein Haus. Und für ihren Traum: „Ich möchte ein eigenes Restaurant eröffnen.“ Mit Disziplin dreht sie deswegen weiterhin jeden Tag ein Video, auch am Wochenende. Dank Jilan Alhasan können arabische Frauen in aller Welt ihren Familien nun eine Kartoffelsuppe nach Bremerhavener Rezept servieren oder Kartoffeltaler. Und in Bremerhaven? Wer isst all die leckeren Speisen, die Jilan Alhasan jeden Tag kocht? Bei der Frage schaltet sich der Ehemann ein und sagt zufrieden lächelnd: „Als ich nach Deutschland kam, wog ich 79 Kilo. Jetzt sind es 119.“ (tom)

Foto: Lothar Scheschonka

Jilhan Alhasan produziert die Kochvideos in einer vielleicht acht Quadratmeter großen Küche.
Foto: Lothar Scheschonka