
Foto: DLRG
Sicher im Wasser - Schwimmen lernen ist wichtig
Sommer, Sonne, blauer Himmel. Da heißt es für viele: ab ins Schwimmbad oder an den See. Zu einem ungetrübten Vergnügen wird das Ganze aber nur, wenn Badende über ausreichende Schwimmfähigkeiten verfügen. Das gilt sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Laut der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) wächst eine „Generation von Nichtschwimmern“ heran.
Ein Klassentreffen an der Weser, ein Familiensonntag am nächstgelegenen Baggersee: Im Sommer lockt es viele Menschen ans Wasser und hinein ins kühle Nass. Doch nicht jeder Badeausflug geht gut aus: 378 Menschen sind im vergangenen Jahr in Deutschland ertrunken, 23 davon waren Kinder. „Immer weniger Menschen können sicher schwimmen, bei den Zehnjährigen sind es mittlerweile fast 60 Prozent“, sagt Uwe Schlodtmann, DLRG-Bezirksleiter in Bremerhaven. „Bei Erwachsenen spielen häufig auch Leichtsinn, Selbst-Überschätzung, Alkohol oder Drogen eine Rolle.“
Ein Großteil der Menschen ertrank Schlodtmann zufolge in Binnengewässern, denn „Flüsse und Seen sind nach wie vor die größten Gefahrenquellen. Nur vergleichsweise wenige Gewässerstellen werden von Rettungsschwimmern bewacht. Das Risiko, dort zu ertrinken, ist deshalb um ein Vielfaches höher als an Küsten oder in Schwimmbädern.“
Verlorenes Jahr in der Schwimmausbildung
Die Gründe für die seit Jahren zurückgehende Schwimmfertigkeit sind laut Schlodtmann vielfältig: Sein Eindruck sei, dass einige Eltern nicht mehr so viel Wert auf das Schwimmenlernen legen und ihre Kinder darin nicht genug unterstützen. Hinzu komme, dass immer mehr Eltern nicht ausreichend auf ihre Kinder achten, wenn diese sich am oder im Wasser befinden, „weil die Beschäftigung mit dem Handy wichtiger ist“. Oder dass sie die Kinder gar nicht ins Schwimmbad begleiten. „Ich hatte schon Kinder in Kursen, denen habe ich erst einmal erklärt, was eine Umkleidekabine ist und dass man sich vorher abduscht.“
Eine weitere Ursache laut der DLRG ist, dass viele Grundschulen in Deutschland keinen Schwimmunterricht mehr anbieten können, weil ihnen kein Bad zur Verfügung steht. Denn immer mehr Kommunen würden ihre Hallen- und Freibäder aus Kostengründen schließen. Seit dem Jahr 2000, so die DLRG, wurden jedes Jahr im Schnitt 80 Bäder geschlossen. „Wer Bäder schließt, um Kosten zu senken, handelt fahrlässig und verantwortungslos“, beklagt DLRG-Präsident Achim Haag die Situation. Aus diesem Grund hat die DLRG im Juni 2020 die Petition „Rettet die Bäder“ (dlrg.de/informieren/die-dlrg/rettet-die-baeder) an die Bundesregierung übergeben.
Außerdem führen laut Uwe Schlodtman, ausbildende Verbände wie die DLRG zum Teil lange Wartelisten von ein bis zwei Jahren für einen Schwimmkurs. Und nicht zuletzt hat das Corona-Jahr 2020 aufgrund der geschlossenen Bäder mit dazu beigetragen, dass junge Menschen nicht schwimmen lernen konnten. „Da ist uns ein Jahr für die Ausbildung verloren gegangen“, meint Schlodtmann.
„Bremerhavener-Modell“
Bremerhaven versucht mit eigenen Maßnahmen, Grundschüler im Wasser fit zu machen: In der Seestadt sollen alle Kinder zumindest zehn Minuten sicher schwimmen können, wenn sie die Schule verlassen. Darum erhalten Schüler ab der dritten Klasse einen dreiwöchigen Intensivschwimmkurs. Jeden Tag gehen sie 60 Minuten ins Wasser. Außerdem bekommen Zweitklässler, die noch nie im Schwimmbad waren, einen einwöchigen Wassergewöhnungskursus. Und: In diesem Jahr gibt es Sommerferien-Schwimmkurse, die zwischen dem 22. Juli und dem 1. September für jeweils zwei Wochen täglich stattfinden. Die Organisation läuft über die Schulen.
Gut zu wissen
In welchem Alter sollte man schwimmen lernen? Grundsätzlich ist niemand zu jung oder zu alt zum Schwimmenlernen. Aber: „Je jünger man ist, umso leichter lernt man schwimmen. Als Erwachsener fällt es eher schwerer“, sagt Uwe Schlodtmann. Die DLRG empfiehlt den Beginn der Schwimmausbildung mit fünf Jahren, wenn die Kinder sich alleine aus- und anziehen können. Davor können Kinder aber schon fleißig im Wasser mit Erwachsenen, die bereits gut schwimmen können, spielen und üben. Denn so bauen sie die Angst vorm Wasser ab oder sie kommt gar nicht erst auf.
Übrigens: Kinder unter drei Jahren können sich beim Hinfallen ins Wasser oftmals noch nicht selbst wieder aufrichten – sie können in knietiefem Wasser oder sogar in Pfützen ertrinken. Daher ist besondere Wachsamkeit nötig, wenn im und am Wasser gespielt wird.
Wie lange dauert es, bis ein Kind schwimmen kann? Als Richtwert rechnen Schulen bei einem achtjährigen Kind mit mindestens 30 Unterrichtseinheiten (à 45 Minuten), bis das Kind sicher schwimmen kann, da in diesem Alter das Lernen koordinativer Fähigkeiten besonders schnell geht. Ist das Kind jünger als fünf Jahre oder älter als zehn Jahre, sollte man entsprechend mehr Zeit einplanen.
Wichtig: „Ein Seepferdchen-Abzeichen bedeutet nicht, dass ein Kind richtig und sicher schwimmen kann! Das ist erst der Fall, wenn es das Bronze-Abzeichen erworben hat“, betont Uwe Schlodtmann.
Wie lange dauert es, bis ein Erwachsener schwimmen kann? Als Erwachsener sollte man für das Schwimmenlernen mehr als 30 Unterrichtseinheiten (à 45 Minuten) einplanen. Natürlich ist die Dauer individuell. Die Beweglichkeit, Kondition und auch die Einstellung zum Element Wasser beeinflussen die Dauer.
Wie lernt man am besten schwimmen? Wichtig ist, das Element Wasser als solches kennenzulernen und damit zu beginnen, sich darin wohlzufühlen. Spielerische Formen unter Aufsicht mit Freunden und Verwandten sind hier häufig am geeignetsten. Damit Kinder keine Angst vor Wasser entwickeln, sollten sie mit dem nassen Element so früh wie möglich in Berührung kommen. Die Wassergewöhnung kann in der Badewanne, in der Dusche und in Baby-Schwimmkursen stattfinden. Es geht dabei um die dauerhafte Gewöhnung an das Wasser und die Vorbeugung von Wasserangst.
Schwimmhilfen – ja oder nein? Die DLRG rät vom Einsatz von Schwimmhilfen ohne Aufsicht ab. Haltgebende Schwimmhilfen wie Schwimmbretter kann man beim Schwimmen verlieren. Am Körper befestigte Schwimmhilfen wie Schwimmflügel verändern die Körperbewegungen und Lage im Wasser, wodurch das Kind noch schlechter einschätzen kann, wie es sich zum Beispiel bei einem Sturz wieder hinstellen kann. Verrutscht die Schwimmhilfe, ist das Hinstellen noch schwieriger. Auch Schwimmringe und
-sitze sind nicht ideal, weil sie eine Gewöhnung an das Schwimmen im Wasser verhindern.
Wie geht es nach dem Seepferdchen weiter? Für Fortgeschrittene, also nach dem Seepferdchen, heißen die Abzeichen „Deutsches Schwimmabzeichen Bronze“ (Freischwimmer), „Deutsches Schwimmabzeichen Silber“ und „Deutsches Schwimmabzeichen Gold“. Was man für welches Schwimmabzeichen können muss, erfährt man zum Beispiel bei der DLRG unter dlrg.de/informieren/ausbildung/schwimmabzeichen.
Grundsätzlich: Ganz gleich, welches Abzeichen man selbst oder sein Kind abgelegt haben: Immer das Kind im Blick behalten und auch sich selbst beim Schwimmen von jemandem beaufsichtigen lassen (insbesondere in Seen und Flüssen) – manchmal kommt die Erschöpfung nämlich ganz plötzlich!
Wassergewöhnung zu Hause: Das Kind …
… liegt ganz ruhig und entspannt in der Badewanne und kann kleine Wellen beobachten, wenn es ein- und ausatmet.
… kann unter Wasser die Luft ausblasen und Luftblasen erzeugen (blubbern).
… öffnet unter Wasser die Augen und kann kleine Gegenstände erkennen, ergreifen und an die Wasseroberfläche holen.
… kann über Wasser ein- und unter Wasser bewusst ausatmen.
…lässt sich selbst mit der Handbrause Wasser über den Kopf laufen.
Ins Schwimm- oder Freibad gehen und dort das Kind animieren….
… sich Wasser ins Gesicht spritzen zu lassen.
… den Kopf unter Wasser zu halten.
… unter Wasser Luft auszupusten.
… unter Wasser die Augen zu öffnen und nach Gegenständen zu tauchen.
… (unter Aufsicht) vom Beckenrand zu springen.
… auf dem Wasser in Rückenlage zu schweben.
… mit den Baderegeln zu arbeiten.
Wassergewöhnung
youtube.com > Suchwort: DLRG Tube
dlrg.de/mitmachen/dlrg-nivea/seepferdchen-fuer-alle/wassergewoehnung
Baderegeln
dlrg.de/informieren/freizeit-im-wasser/baderegeln/malvorlagen
dlrg.de/informieren/freizeit-im-wasser/baderegeln/lieder-und-noten
dlrg.de/mitmachen/dlrg-nivea/spiele-zum-selbermachen
aok.de/pk/magazin/familie/jolinchen/jolinchens-baderegeln
aok.de/pk/magazin/familie/eltern/schwimmen-mit-kindern-baderegeln-und-tipps
aok.de/pk/magazin/reisen/sicher-reisen/baderegeln-und-co-sicheres-schwimm-vergnuegen
Erste Hilfe beim Badeunfall
aok.de/pk/magazin/reisen/sicher-reisen/badeunfall-hilfe-beim-ertrinken
Schwimmen lernen in Bremerhaven
Die Bäder in Bremerhaven (BAD 1, 2 und 3 und Freibad Grünhöfe) laden zum Plantschen, Trainieren, aber auch zum Schwimmenlernen ein. Anleitung bieten die Bädergesellschaft Bremerhaven und die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft, die Kurse anbieten, sowie die örtlichen Schwimmvereine, die das Schwimmen mit Anfängern und Profis trainieren.
Bädergesellschaft Bremerhaven: baeder-bhv.de
DLRG: bremerhaven.dlrg.de
Hier kann man sich bei der DLRG Bremerhaven für Anfängerschwimmkurse anmelden:
bremerhaven.dlrg.de/schwimmausbildung/schwimmen/seepferdchen
In den Sommerferien bietet auch die DLRG Bremerhaven Intensivkurse an: zweiwöchige Kurse mit täglich einer Stunde Wasserzeit (in den Vormittagsstunden).
Fast alle Schwimmvereine in Bremerhaven bieten auch Training für Nichtschimmer an. Eine Übersicht über die Schwimmvereine ist beim Landesschwimmverband Bremen unter lsvbremen.de zu finden. Beim Landessportbund Bremen (lsb-bremen.de) und beim StadtSportBund Bremerhaven (sportstadt-bremerhaven.de) gibt es Infos zu Vereinen in Bremerhaven, die Schwimmen anbieten.
Die AOK unterstützt im kühlen Nass
Im Rahmen des Programms „750 € PLUS“ erstattet die AOK Bremen/Bremerhaven 80 Prozent der Rechnung (max. 80 Euro pro Kurs) für Babyschwimmen.
Falls Vater, Mutter oder Kind nur mit einem Schwimmschutz für die Ohren schwimmen gehen können, übernimmt die AOK 80 Prozent der Rechnung für einen individuell angefertigten Schwimmschutz, wenn die Anfertigung durch einen Vertragsarzt veranlasst wurde.

In den Sommerferien bietet die DLRG Bremerhaven zweiwöchige Intensivkurse zum Schwimmenlernen an.
Foto: DLRG

Das Seepferdchen ist nur der Anfang: Erst ab dem Bronze-Abzeichen ist man sicher im Wasser.
Foto: Jeff Dunham