
Foto: Thomas Bruhns
Hochzeit
Im siebten Himmel - Eine Hochzeit im 50er Jahre Stil
Vögel zwitschern in den Bäumen vor dem Schloss Ritzebüttel, als kündigen sie die frohe Botschaft der baldigen Ankunft der Braut an. Lutz Kairies steht im Tweedjackett vor der Treppe.
Er ist sichtlich bemüht, gelassen zu wirken. Doch sein unmerkliches Wippen auf der Stelle und eine Schweißperle auf der Stirn zeigen seine innere Aufregung.
Als endlich der rot glänzende Cadillac mit Hochzeitsschmuck auf der Motorhaube die Auffahrt entlang gleitet, erstrahlt sein Gesicht und der Bräutigam atmet sichtlich erleichtert aus. Als der Chauffeur die Tür für die Braut öffnet und diese ganz in Weiß im 50er-Jahre-Stil aussteigt, hält er wieder die Luft an und in seinen Augen glitzern verräterische Tränen auf. „Mein wunderschönes Tinchen“, flüstert er überwältigt.

Foto: Thomas Bruhns
Lutz greift nach der Hand seiner Braut und gemeinsam schreiten die beiden jetzt zur standesamtlichen Trauung durch die Eingangstüren von Schloss Ritzebüttel. Als sich diese hinter dem Paar und den Gästen geschlossen haben, beginnt vor dem Eingang erneut emsiges Treiben.
Feuerwehrmänner bauen vor der Treppe eine Absperrung auf, die ihr Kollege durchtrennen muss, um in den bereitstehenden Hochzeitswagen zu gelangen.
Als sich die Türen endlich wieder öffnen, treten Tina und Lutz als frisch vermähltes Paar heraus. Beide strahlen vor Glück und freuen sich ausgelassen mit den Menschen, die sie lautstark empfangen, Reis werfen und Spalier stehen. Nach erfolgreich durchtrennter Barriere nehmen die beiden Geschenke und Glückwünsche entgegen, lassen sich feiern.

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„Ich bin sonst kein Perfektionist, aber für den schönsten Tag in unserem Leben sollte alles klappen. Das hat es dank der Hilfe von Freunden, Kollegen und Servicepartnern“, verrät Lutz im Nachhinein erleichtert. Damit hat sich der aufregende Kreis zwischen Heiratsantrag, Planung und Vermählung geschlossen, der für Lutz größer war als für Tina.

Der Cadillac aus dem Jahr 1958 war auf Hochglanz poliert.
Foto: Thomas Bruhns
Denn: „Mir war längst klar, dass Tina die Frau meines Lebens ist. Wir sind seit 2018 ein Paar und ich wollte nichts mehr aufschieben, sondern Nägel mit Köpfen machen und bei Tinas Vater einen standesgemäßen, wenn auch heimlichen Antrag machen.“ Nach dem Zuspruch der Eltern kaufte Lutz beim Juwelier den Antragsring und verstaute ihn fortan im Rucksack. „Ich wollte den vorsichtshalber immer bei mir haben, falls sich unerwartet der richtige Moment ergibt.“ Doch dieser ließ bis Oktober, an einem Wochenende auf Helgoland, auf sich warten.

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„Wir spazierten gemeinsam zum Nordstrand, einem unserer Lieblingsplätze auf Helgoland. Da kann man angespülte, bunte Glasscherben sammeln. Ich war fest entschlossen, es dort zu tun. Doch dort tummelten sich an dem Tag etwa 30 Ornithologen samt Kameras. Alles war voller Braunalgen und es stank wie im Kuhstall. Aber als Tina sagte, ihr sei kalt, dachte ich: „Jetzt oder nie, ging völlig retro auf die Knie.“ Tina erstarrte verunsichert. „Ich dachte oha, wollte nicht zu früh euphorisch Ja rufen und ihm verfrüht in die Arme fallen. Ich stellte mir vor, wenn er die Schachtel aufklappt, darin aber nur ein Schmuckstück steckt, wäre es für beide peinlich. Aber es war der Ring. Von da an war alles ausgeblendet. Ich weiß nicht mehr, was Lutz gesagt hat.“ Dafür wissen wir, was Tina zu Lutz gesagt hat. Und das ist, was wirklich zählt: „Ja!“ (ran)

Foto: Thomas Bruhns