Versengold

MPS Rastede 2022

Foto: Claudia Körner Fotografie

Kultur

Musik

Das ist die Magie von Versengold

15. August 2022 // 08:34

Derzeit bezaubern Versengold die Menschen auf Festivals und Mittelaltermärkten. Beim Mittelalter Phantasie Spectaculum zu Rastede konnte Rita Rendelsmann der Mannen habhaft werden und mit ihnen über die Entstehung ihres musikalischen Versengoldes, den Umgang mit der Coronapest und ihre Zukunftspläne philosophieren.

„Wir haben mit Malte einen fixen Texter, und meistens ist tatsächlich zuerst der Text da“, verrät Florian Janoske, Teufelsgeiger von Versengold, wo die meisten Songs ihren Ursprung nehmen. „Aber es kommt auch mal vor, dass zuerst einer von uns eine Melodie im Kopf hat, und da wir uns gegenseitig den Raum geben, uns einzubringen, nimmt der kreative Prozess auch mal eine andere Richtung an.“ Besonders intensiv sind die Phasen, in denen sich die Band gemeinsam zurückzieht. „Wir schließen uns dann im Harz in einer Villa ein, die wir ergattern konnten, weil wir frech genug waren zu fragen, was es kostet, diese für längere Zeit einzunehmen. Zum Glück ist die Eigentümerin Versengold-Fan, so dass wir uns das leisten können.“ Mit im Boot ist dann zeitweilig auch Produzent Hannes Braun, der die zunächst rohen Ideen in eine Form bringt, die funktionieren kann.

Kreative Quarantäne

In der selbst verordneten kreativen Quarantäne diskutieren die Musiker viel, probieren aus und entwickeln neue Songs und Musikalben. „Malte nimmt sich unabhängig von diesen Phasen Raum zum Schreiben, das ist neben seiner Stimme eines seiner Talente. Seine Rollenspielerfahrung hilft ihm vermutlich auch dabei. Er ist sehr naturverbunden, zieht sich gerne zurück, schreibt aber auch aus dem Momentum heraus, wenn ihm danach ist.“ Konfrontiert mit der Rückfrage, ob er sich zunächst alleine betrinkt, um dann Gassenhauer wie „Das Mädchen hinter der Theke“ oder „Drei Weiber“ rauszuhauen, entgegnet Malte Hoyer lachend: „Das geht natürlich nicht zusammen. Ich brauche dafür einen klaren Geist und keinen vom Wein umnebelten. Zum Glück muss ich nicht selbst trinken, um Trinklieder zu verfassen.“ Der charismatische Frontmann nutzt seine Songtexte vielmehr dafür, seiner Wut im Bauch Luft zu verschaffen, was aktuell in der Welt passiert – ohne dabei oberlehrerhaft mit erhobenem Zeigefinger auf der Bühne zu stehen. „Das ist nicht unsere Art, wir haben zum Glück einen Weg gefunden, klar zu sagen, was wir übel finden und trotzdem eine positive Message rüber zu bringen.“

Tosendes Gejubel

Und das gelingt Versengold mit Bravour. Während das Intro über die Lautsprecher ertönt und die Bühnenbeleuchtung ihren baldigen Auftritt ankündigt, bilden Versengold hinter der Bühne einen Kreis, schwören sich ein und putschen sich gegenseitig auf. Als sie sich voneinander lösen, stürmen sie mit Tunnelblick auf die Bühne und legen sofort im tosenden Gejubel der rund 5000 Zuschauer in Rastede los.

„Es ist wie nach Hause kommen!“ ruft Malte ins Mikrofon. „Das erste Konzert nach so langer Zeit, jetzt können wir alle gemeinsam durch die Decke gehen. Es ist so so geil!“ Es folgt ein zweistündiger, unvergesslich schöner musikalischer Marathon der Versengoldmannen. Das versammelte Menschenvolk vor der Bühne tobt vereint in voller Verzückung zu den vertonten Weisen aus purem Versengold.

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Alexander Willms nennen seine Bandkollegen liebevoll „Silberrücken“. Der Wilhelmshavener Multi-Instrumentalist spielt Violine, Concertina und Nyckelharpa. Foto: Claudia Körner
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Violinist Florian Janoske steht im Tourbus von Versengold Rede und Antwort. Foto: Claudia Körner Fotografie
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Versengold – Ein eingeschworenes Team. Von links: Florian Janoske, Daniel Gregory, Eike Otten, Malte Hoyer, Sean Lang und Alexander Willms. Foto: Claudia Körner Fotografie
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Frontmann und Gründungsmitglied Malte Hoyer ist mit seiner Bühnenpräsenz und seinen geistreichen Texten das Urgestein von Versengold. Foto: Claudia Körner Fotografie

TOURDATEN

Im Herbst werden Versengold mit ihrem aktuellen Album „Was kostet die Welt“ durch Deutschlands Konzerthallen touren. Am 29. Oktober spielen sie im Bremer Pier 2. „Das wird noch intensiver als die Festivals, denn zu diesen Gigs kommen die Fans, um nur uns zu sehen. Das ist Adrenalin pur“, freut sich Florian schon jetzt. „Das Album ist während der Pandemie und der Lockdowns entstanden. Es ist unsere Kampfansage gegen Corona. Es hat uns fertiggemacht, alleine zu sein, wir haben versucht, uns über Onlinekonzerte mental und finanziell aus dem Sumpf zu ziehen. Nach dem Motto jetzt erst recht haben wir uns am Schopf gepackt und mit viel Trotz und Wut Luft zu den beherrschenden verschafft: das Unverständnis über den Egoismus der Pandemie-Leugner und den Klimawandel. Vom Krieg war zu dem Zeitpunkt noch gar nicht die Rede.