Florian Müller

Florian Müller im lockeren Gespräch bei der Schnack-Bar.

Foto: Yvonne Bösel

Kultur

Florian Müllers Tag braucht mehr als 24 Stunden

24. November 2024 // 07:00

Florian Müller ist geballte Energie auf der Bühne als Frontmann von Delicious Divine, Nachwuchstrainer, Vorsitzender und Goalie beim REV und beim Inlinehockeyteam der Whales. Für die Schnack-Bar des Nord24 Lotsemagazins nimmt er sich Zeit.

Ach ja, Geschäftsführer von Westfish, zweifacher

Vater und Fitnessjunkie ist Florian Müller auch.

„Hat dein Tag mehr als 24 Stunden oder wie schaffst du es, das alles unter einen Hut zu bringen?“ Florian Müller hört zu, während er sein Glas mit Wasser füllt und mir nachschenkt. Gerade, als er trinken möchte, endet die Aufzählung mit der Frage. Er hält inne, stellt das Glas ab und antwortet schmunzelnd. „Du hast vergessen, dass ich auch ein Coffein-Junkie bin - ich lebe praktisch von Kaffee, Energydrinks und Cola Zero.“ Damit ist zumindest die unausgesprochene Frage nach der (un-)heimlichen Energiequelle geklärt.

Nicht vom Fernseher berieseln lassen

„Mein Tag ist klar durchgetaktet. 6.45 Uhr aufstehen, halb acht im Büro. Anschließend dann Bandprobe, Training oder Vorstandssitzung. Meine Kinder trainiere ich beim Eishockey und sehe sie natürlich zu Hause. Ich kann mir nicht vorstellen, mich nach Feierabend stundenlang vom Fernsehen berieseln zu lassen oder früh ins Bett zu gehen. Das ist nicht mein Ding. Ich habe einen Plan - kurzfristig, mittelfristig, langfristig.

Selbstdisziplin ist der Schlüssel

Ich kann mir nicht vorstellen, ohne Ziele durchs Leben zu dümpeln, das wäre ich nicht.“ Würde der 41-Jährige das nicht mit einer Gelassenheit erzählen, könnte man als Zuhörer bei dieser Handlungsdichte Schnappatmung bekommen. Doch Florian Müller hat einfach eine hohe Schlagzahl, seine Worte und seine Handlungen strotzen vor Selbstdisziplin, ohne einen Hauch von Überheblichkeit. Er ist einfach, wie er ist.

Florian Müller in der Schnack-Bar

Florian Müller in der Schnack-Bar

Foto: Yvonne Bösel

Die Ursprünge

Um den Ursprüngen seiner vielschichtigen Persönlichkeit auf die Spur zu kommen, gilt es zu klären, was zuerst von allem da war. „Ich bin in einer Eishockey verrückten Familie groß geworden. Mein Vater kommt ursprünglich aus dem Allgäu und ist als Eishockeyspieler in den Norden gekommen und hiergeblieben.“ Als Kind und Jugendlicher spielte er beim REV als Goalie - Torhüter - und wurde dann sogar zum Eishockey-Internat nach Köln eingeladen. Doch der damals 15-Jährige trat eine Ausbildung zum Elektriker an und blieb in der Seestadt.

Florian Müller

Florian Müller spielt aktiv Eishockey und ist Nachwuchstrainer beim REV.

Foto: David Farcas

Nur wenige Entscheidungen hinterfragt

„Das ist eine der wenigen Entscheidungen in meinem Leben, die ich manchmal hinterfrage und überlege, was gewesen wäre, wenn ich dem Eishockey-Ruf gefolgt wäre“, gesteht Florian Müller und schaut kurz sinnierend ins Leere. Doch schon schüttelt er sich und antwortet auf die nächste Frage, wie er Frontmann der Partyband Delicious Divine geworden ist, die in ganz Norddeutschland einen Ruf als Stimmungsgaranten haben. „Zum Singen bin ich in meiner Funktion als Betreuer bei den Tagen im Grünen in Drangstedt gekommen. Dort sammelten sich alle nach der Ankunft an der Bühne, und zum Zeitvertreib wurde gesungen. Ich hab irgendwann mitgemacht und wurde prompt gefragt, ob ich nicht Lust hätte, im Gospelchor Prayers & Preachers mitzumachen. So kam eines zum anderen.“ Das war 2009. Den Chor verließ Florian Müller, doch die drei Frontsänger der heute elfköpfigen Formation Delicious Divine machten und wuchsen weiter.

Florian Müller

Als Frontmann von Delicious Divine ist Florian Müller vielen bekannt.

Foto: Rendelsmann

Rampensau auf der Bühne

Auf der Bühne entpuppt sich Florian Müller als Antreiber und Rampensau, doch hier am Tisch in der Villa Seebeck wirkt er zurückhaltend, beinahe schüchtern. „Privat bin ich eher introvertiert, Auf der Bühne dreht sich ein Schalter um, dann vergesse ich, dass ich vom Grundsatz her Menschen hasse.“ Er verrät, dass ihn Essgeräusche auf die Palme bringen und „es triggert mich, wenn ich sehe, dass Leute ältere Menschen ignorieren. Das fängt beim Tür aufhalten und Platz anbieten in öffentlichen Verkehrsmitteln an und reicht noch viel weiter.“ Ob das zu berechtigtem Ärgern über respektloses Verhalten und zunehmendem Egoismus in der Gesellschaft gehört, diskutieren wir aufgrund einhelliger Meinung nicht ausgiebiger.

Florian als Trainer

Florian Müller lebt seine Lebensphilosophie von Gradlinigkeit und Teamgeist als Trainer des REV-Nachwuchses vor. „Ich habe einen guten Draht zu den Kindern. Sie wissen, wenn sie etwas stört, können wir reden, auch, wenn jemand zu Hause oder in der Schule Stress hat. Die Kinder, die ich trainiere, stehen bei mir immer im Vordergrund, nicht die Eltern.Die Eisfläche ist für mich die Schutzzone der Kinder vor überambitionierten
Eltern.“

Mit dem Wohnmobil durch Kanada

Alle seine Handlungen basieren auf Vertrauen. „Ohne das geht nichts. Viele verkaufen zum Beispiel guten Fisch, entscheidend ist der Umgang miteinander. Bei Buchungen von Delicious Divine ist es nicht anders, das ist gewachsene Verbundenheit.“ Diese Bindungen enden nach Florian Müllers Plan aber mit seinem 55. Geburtstag. „Dann will ich alles verkaufen, die Welt bereisen und dort leben, wo es immer warm genug für Flip-Flops ist. Mit dem Wohnmobil durch Kanada fahren und in jedem Stadion der NHL ein Spiel sehen.“ Genug Energie dafür ist in Florian Müller eindeutig vorhanden.