Mirja Boes

Foto: Yvonne Bösel

Kultur

Deshalb wäscht Mirja Boes zuhause die schmutzige Wäsche

3. Juni 2024 // 15:00

Mirja Boes ist Gewinnerin von The Masked Singer und LoL und eine pragmatische Frohnatur auf dem Bildschirm und auch im echten Leben. Das wird sofort deutlich, als sie am Nachmittag vor ihrem Gig im TiF zusammen mit ihrem Team, bestehend aus Musikern und Technikern, mit Taschen bepackt und einem offenen Lächeln auf mich zukommt. „Hallo, ich bin Mirja und sofort bei dir.“ In der Schnack-Bar des Nord24 Lotsemagazins erzählt sie von sich.

Als kurz darauf im Salon der „MS Hansa“ der Dampf von unseren koffeinhaltigen Heißgetränken aufsteigt, schaut Mirja Boes mich erwartungsvoll an, gespannt, welche Fragen mir unter den Nägeln brennen. „Du bist momentan im Fernsehen bei LoL zu sehen, tourst mit deinem Programm durch Deutschland und hast Familie. Wie entstehen die Inhalte deines Programms und wie kriegst du das alles voreinander, ohne durchzudrehen?“ Mirja zuckt ratlos mit den Schultern, bevor sie antwortet. „Die meisten Inhalte meines Programms sind Alltagsgeschichten. Meine beiden Söhne sind gerade 11 und 13, ich befinde mich also zuhause auf dem Vorhof zur Hölle“, lacht sie. „Ihre Pubertät ist der Nährboden für meine Ideen. Ich führe aber auch für sie ein Pubertätstagebuch, damit sie später mal lesen können, wie es mit ihnen war. Momentan ,schimmeln‘ sie meistens vor sich hin und das Vokabular reicht von Digger, Alter bis zu Jo.“

Söhne der peinlichen Mutter in der Hormonkrise

„Deine Söhne stecken also mitten in der Hormonkrise und du verarbeitest das buchstäblich in deinen Programmen. Wie finden die beiden das?“ Mirja nippt an ihrem Espresso, bevor sie sich räuspert und antwortet: „Der Kleine findet das gut, der Große sagt häufig ‚Oh Gott, bist du peinlich‘.“

„Lieferst du die Ideen oder schreibst du das Programm immer selbst?“ Mirja winkt ab. „Ich schreibe meine Texte und Ideen auf und setze mich dann mit einem Autoren zusammen, den ich schon lange kenne. Beim Sushi tanze ich ihm dann meine Ideen vor, er kann mich lesen, skribbelt mit und bringt alles in Programmform.“

Mirja Boes

Foto: Yvonne Bösel

„Hast du einen Ort, wo du deine Programme ‚testest‘, bevor es auf Tour geht?“ Mirja nickt. „Ich fange immer in Köln an, wo ich ja auch lebe und entsprechend ein Heimspiel habe. Allerdings muss ich zugeben, dass ich gerne in kleineren Städten auftrete. Da sind die Leute noch nicht so satt, sondern dankbar, machen voll gut mit und sind meistens leichter zu begeistern. Ich sehe mich als Humor-Dienstleisterin, besonders in der aktuellen Zeit ist es wichtig, auch einfach mal Quatsch machen zu können. Ich bin nicht politisch, teile meine Meinung nicht in meinem Programm. Ich darf zum Glück einen ganzen Abend mal unter der Haltung hertanzen.“

Mirja mag keine Ungerechtigkeit

„Aber deine Haltung zu bestimmten gesellschaftlichen Entwicklungen wird schon zwischen den Zeilen deutlich. Worüber regst du dich denn als Privatperson schnell auf?“ Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen. Die Miene der Comedienne dabei: ernst. „Ungerechtigkeit. Wenn ich das mitbekomme, kriege ich sofort die totale Krise. Deshalb versuche ich das auch immer zu Hause umzusetzen, alles wird abgezählt. Mein Jüngster fühlte sich deshalb letztens benachteiligt. Ich musste ihm dann erklären, dass gerecht nicht automatisch mit fair gleichzusetzen ist. Das Leben ist nicht immer fair, wenn es nach mir ginge, wäre jeder Tag Weltmenschtag.“

Ihre Menschlichkeit zeigt Mirja Boes unter anderem in ihrem Engagement für ein Trauma-Therapiezentrum in Koblenz, das Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine bei der Bewältigung ihrer Erlebnisse hilft. „Die Gräuel dieses Krieges sind vielleicht aktuell nicht in den Medien so präsent, aber ihre Folgen immer noch vorhanden und für die Opfer bittere Realität.“

Mirja Boes

Foto: Yvonne Bösel

Tiefe Empathie

Diese Seite von Mirja Boes, die in Düsseldorf Italienisch, Spanisch sowie Musik- und Medienwissenschaften und in Leipzig Musical studiert hat, zeigt, dass sie zwar für jeden Spaß zu haben ist, aber ihren Mitmenschen auch tiefe Empathie entgegenbringt. „Ich bin ein positiver Mensch, das Glas ist aus meiner Sicht immer halb voll, nicht halb leer.“ Ob sie das von ihrer Mutter geerbt hat, die nach Aussage ihrer Tochter Mirja Lehrerin für Religion und Hauswirtschaft aus Leidenschaft war und traurig ist, nicht mehr an der Schule sein zu können, ist naheliegend. Ihre Söhne haben diese Eigenschaft offenbar nicht ganz geerbt. „Mein Großer ist ein Spießer, der läuft reibungslos durch die Schule. Der Kleine ist ein Edelproll, Klassensprecher und System-Rebell. Er geht keinen leichten Weg und ich versuche, ihm seine Situation pädagogisch wertvoll zu erklären. Aber eigentlich ist er ne coole Sau. Die, die anecken sind doch die, die wir brauchen.“

Wäschewaschen im Famlienalltag

Ihren Alltag hat Mirja Boes mit ihrem Mann klar strukturiert. „Ich bin meistens über die Wochenenden unterwegs, die Jungs genießen ihre Männer-WG. Mein Job im Haushalt ist Wäschewaschen, mein Mann kümmert sich um den Rest. Ich rege mich auch nicht auf, wenn der Kühlschrank voll mit Wurstpackungen ohne Wurst ist. Mein Mann ist zum Glück kein Pedant, ich mag es, wenn man auch mal Fünfe gerade sein lassen kann. Daran muss ich mich selbst erinnern, damit ich mich nicht aufrege, wenn ich keine Antwort auf meine Whatsapp kriege.“

Mirja Boes

Foto: Yvonne Bösel