Podewitz

Peter und Willi Podewitz sind als Comedyduo bundesweit bekannt.

Foto: Yvonne Bösel/Studio 23

Kultur

Podewitz

Schnack-Bar: Willis Gin-Premiere und andere Defizite

22. Februar 2023 // 07:00

Das Gespräch im Quartier 159 startet mit der üblichen Bierbestellung beider. Aber Willi ist experimentierfreudig und will heute live während der Schnack-Bar ohne Auffangnetz etwas ganz Neues ausprobieren.

Der erste Gin

„Ich möchte hier und jetzt mit euch meinen ersten Gin trinken, das ist ja der neue Korn, habe ich gehört.“ Peter zieht die Augenbraue hoch und ich frage interessiert: „Bist du ab jetzt ,Ginderella‘ statt ,Born for Korn‘?“ Willi macht eine beschwichtigende Geste. „Abwarten, ich muss erst mal probieren.“ Als Barkeeper Mike Heilmann ein Longdrinkglas mit Eiswürfeln und Gin sowie eine kleine Flasche Tonic vor ihm auf den Tisch stellt, runzelt Willi die Stirn. „Ich wollte den pur als Kurzen haben, ohne Tonic.“

Gesundheitliche Vorteile

Peter klopft ihm beschwichtigend auf die Schulter, bevor er auf die Reaktion seines Bruders nach dem ersten Schluck lauert und eine lautstarke, nonverbale Antwort auf seine unausgesprochene Frage erhält: Ein stark verzogenes Gesicht, Kopfschütteln und zugekniffene Augen. Willi keucht. „Mmmmhmmm... gar nicht mal so lecker.“ „Gin ist aber gut gegen Mandelentzündung und Polypen“, tröstet Peter seinen hustenden Bruder. „Und Corona lebt auch nicht mehr in deinem Hals.“

Blutsbrüder

„Sagt, mal, kann man sich eigentlich auch normal mit euch unterhalten, ohne dass es gleich in eine Blödelei ausartet?“ Beide schauen sich fragend an und Willi antwortet schulterzuckend „Ich glaube nicht.“ Trotzdem stelle ich die Gretchenfrage: „Seid Ihr wirklich miteinander verwandt oder nur auf der Bühne verbrüdert? Die Ähnlichkeit ist ja eher abstrakt.“ „Wir sind tatsächliche Blutsbrüder von Geburt an“, versichert Willi und zeigt auf die gemeinsamen Kinngrübchen. „Das ist der Beweis, wir stammen aus der alten Dynastie von Kinn Jon Un. Unser Vater hat das an alle Söhne vererbt.“ „Es gibt also noch mehr Podewitze?“ Jetzt verrät Willi, dass er ein Sandwichkind ist, sein älterer Bruder wie der Vater Wilhelm heißt und er auf den Namen Wilfried getauft wurde. „Peter sollte eigentlich Werner heißen, aber es gab zu der Zeit schon zwei Kinder im Freundeskreis meiner Eltern, also wurde aus Werner ein Peter.“ Die Frage, was mit Wilhelm nicht stimmt, dass die Podewitz-Brüder nie ein Trio auf der Bühne geworden sind, bleibt offen.

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Foto: Yvonne Bösel/Studio 23

Als Kind pummelig

„Wie entstehen eure Programme?“ Wieder schauen sich beide an, bevor Peter das Wort ergreift und Willi an seinem Bier nippt. „Wir regeln das basisdemokratisch - ich mache Vorschläge und Dickie nimmt die an.“ „Wer ist denn jetzt Dickie?“, frage ich irritiert. Willi lenkt ein. „Ich war als Kind pummelig und wurde daher immer Dickie genannt. Das hat sich ausgeglichen. Eigentlich bekommt Mann ja mit dem Alter eine Plautze. Aber obwohl ich soviel esse wie ich kann, habe ich da ein Defizit.“

Alternative Einkommensquellen

„Apropos Defizit, auf eurer Homepage verwendet ihr ja teilweise Fotos von vor 20 Jahren, mit glatten Gesichtern und vollem Haar. Seid ihr da wie bei Tinder auf Publikumsfang?“ Peter reagiert gelassen auf diese Provokation. „Wenn die Leute uns dann auf der Bühne sehen und geschockt sind, haben sie schon bezahlt. Dann ist uns egal, was sie denken.“

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Foto: Yvonne Bösel/Studio 23

Nebenberuflich: Allrounder

Wenn die beiden mit dieser Einstellung an die Sache rangehen, benötigen sie noch alternative Einkommensquellen. Und so ist es auch: Während Willi freiberuflicher Autor für diverse Comedians und Kabarettisten ist, ist Peter in Bochum als Fahrer für Behinderteneinrichtungen im Einsatz. „Ich bin Comedian, Fahrer, Ehemann und Vater. Willi hat es nur zum Hundepapa gebracht.“ Dieser nickt eifrig: „Ja! Ich gehöre zu denen, die sich nicht an Bildern von niedergemetzelten Menschen stören, aber heulen, wenn ein Hund getreten wird.“ „Was für einen Hund hast du? „Wir haben einen Tibet Terrier. Die sind eigentlich schlau, aber unser ist höchstens hysterisch und gesprächig - ist ja auch weiblich.“ Erschrocken legt Willi die Hand auf den Mund. „Oje, das gibt Ärger mit me too.“ Peter lenkt schnell ein. „Mein Kind ist ein Rüde und gehört zur Rasse der Brillenträger.“ In die Fußstapfen ihrer Väter will der Podewitz Nachwuchs aber nicht treten. „Wir dachten, dass mein Sohn die Familientradition fortsetzt, aber er will aktuell eher Naturforscher werden und der Kläffköter von Willi ist zu dumm, um sich Texte zu merken“, seufzt Peter, während Willi den Rest seines Gins ohne Tonic runterwürgt. (ran)

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Foto: Yvonne Bösel/Studio 23