
Im Notfall zählt jede Minute - Eine Reanimation kann Leben retten!
Foto: Jochen Tack/AOK-Mediendienst
Jede Minute zählt
Erste Hilfe ist auch in Corona-Zeiten unerlässlich. Doch mindestens ebenso wichtig ist gerade der Eigenschutz. Bei der Wiederbelebung von Erwachsenen sollten Helfer darum aktuell auf die Atemspende verzichten, sagt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband. Bei Kindern ist sie nötig.
In Deutschland erleiden nach Angaben des Deutschen Reanimationsregisters jährlich mehr als 50.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses, 60 Prozent dieser Fälle treten zu Hause auf. Die Anzeichen sind relativ deutlich: Betroffene bewegen sich nicht mehr, sie reagieren auch nicht auf laute Ansprache und Rütteln an den Schultern, ihr Atem ist unregelmäßig, sehr langsam oder möglicherweise gar nicht mehr vorhanden.
Gehirnzellen sterben ab
Nur zehn Prozent aller Betroffenen überleben, denn oft dauert es zu lange, bis mit einer Herzdruckmassage begonnen wird. „Aus Unsicherheit trauen sich viele Menschen nicht, zu helfen“, sagt Anja Debrodt, Ärztin beim AOK-Bundesverband. „Nur in etwa 40 Prozent der Fälle beginnen Laien mit der Reanimation.“ Dabei könnte sie die Überlebenschancen nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand verdoppeln bis verdreifachen. Drei bis fünf Minuten ohne Blutfluss reichen, und das Gehirn stirbt ab.
Prüfen • Rufen • Drücken
Drei Buchstaben helfen, im Ernstfall die Ruhe zu bewahren: PRD steht für Prüfen, Rufen, Drücken. Reagiert der Betroffene nicht auf Ansprache und ist keine Atembewegung auszumachen (Prüfen), muss der Rettungsdienst unter 112 alarmiert werden (Rufen). Danach muss sofort mit der Herzdruckmassage (Drücken) begonnen werden, um den Blutfluss aufrecht zu erhalten. „Um die Atmung der betroffenen Person zu überprüfen, wird zurzeit empfohlen, sich nicht dem Gesicht zu nähern, sondern lediglich die Bewegungen des Brustkorbes zu beobachten,“ rät Medizinerin Debrodt.
Mit den Handballen drücken
Dann wird der Nacken der Person durch Anheben des Kinns überstreckt. Zum eigenen Schutz können die Helfer ein luftdurchlässiges Tuch auf Mund und Nase der hilfsbedürftigen Person legen. Danach legen sie ihre Hände übereinander und drücken auf Höhe der Brustwarzen mit den Handballen nach unten auf die Mitte des Brustkorbs – und zwar so lange, bis der Rettungsdienst übernimmt. Sind mehrere Personen anwesend, sollten sie sich abwechseln, es dürfen aber keine Pausen entstehen, rät Debrodt.
Kinder brauchen schneller Luft
Bei Kindern ist oftmals eine Atemstörung die Ursache für einen Herz-Kreislauf-Stillstand. „Deshalb stehen die Chancen für eine erfolgreiche Wiederbelebung bei Kindern höher, wenn sie möglichst sofort beatmet werden“, betont Anja Debrodt. „Obwohl die Atemspende ein Infektionsrisiko für den Ersthelfer darstellt, ist ihr Nutzen bei nicht atmenden Kindern für deren Überlebenschance deutlich höher.“ Atmet das Kind nicht, sollte es unverzüglich fünf Atemspenden bekommen. Dazu halten Ersthelfer die Nase mit Daumen und Zeigefinger zu, die Hände ruhen dabei auf der Stirn. Gibt es danach keine Lebenszeichen, sollte gleich die Herzdruckmassage beginnen.
Gefährlich ist das Nichtstun
Angst, etwa falsch zu machen, ist für Anja Debordt kein Argument dafür, nicht zu helfen. „Das Einzige, was man falsch machen kann, ist nichts zu tun.“ Mögliche körperliche Verletzungen durch Reanimation werden später fachgerecht versorgt. Auch rechtlich ist man dabei geschützt.

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