
Nikotinbeutel spalten die Meinungen: Für die einen sind sie eine harmlose Alternative zur Zigarette, für die anderen eine unterschätzte Gefahr.
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Nikotinbeutel in freien Verkauf? Firmen rühren Werbetrommel
Sie sind klein, aus Zellulose und sie schmecken nach Minze, Beeren oder Cocktails. Die Rede ist von Nikotinbeuteln, die immer häufiger konsumiert werden in Deutschland. Trotz Verkaufsverbots in Läden.
Tabakkonzerne drängen auf Freigabe
Die Tabakbranche setzt auf rauchfreie Alternativen – doch in Deutschland sind Nikotinbeutel im Einzelhandel verboten. In vielen EU-Staaten sind sie längst erhältlich, aber hierzulande gelten sie als Lebensmittel und dürfen kein Nikotin enthalten. Philip Morris und andere Hersteller drängen auf eine Gesetzesänderung.
Weniger schädlich oder unterschätztes Risiko?
Nikotinbeutel enthalten keinen Tabak, werden unter die Oberlippe gelegt und setzen dort Nikotin frei. Hersteller argumentieren, sie könnten Rauchern helfen, von der Zigarette wegzukommen. Kritiker warnen jedoch vor Gesundheitsrisiken und einem hohen Abhängigkeitspotenzial – vor allem für junge Menschen.
Wachstum trotz Verbot
Trotz des Verbots im Einzelhandel wächst der Markt: Philip Morris verkaufte 2024 weltweit 53 % mehr Nikotinbeutel als im Vorjahr. Andere Konzerne wie British American Tobacco und Japan Tobacco International berichten ebenfalls von steigenden Absätzen. In Deutschland boomt der illegale Verkauf über Kioske und Online-Shops.
Politische Debatte um Regulierung
Während die Tabakindustrie auf eine Marktöffnung drängt, lehnen Gesundheitsexperten und Politiker dies ab. Die Grünen warnen vor einer Verharmlosung der Produkte, CDU-Politiker befürchten gesundheitliche Gefahren für Jugendliche. Das Bundesernährungsministerium verweist auf eine notwendige EU-weite Regelung.
Wie geht es weiter?
Schon 2021 forderten Verbraucherschutzminister eine einheitliche Regulierung für Nikotinbeutel – umgesetzt wurde sie bislang nicht. Die Branche hofft auf eine Änderung durch die Bundesregierung, doch die Widerstände sind groß. Die Diskussion über Risiken und Regulierung dürfte weitergehen. (dpa/feh)