
Von großen Knallbonbons über Karpfenschuppen unter dem Teller bis hin zu Barbeque: Die Traditionen an Weihnachten sind sehr unterschiedlich in den Ländern.
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Schräges zum Fest: Von tanzenden Teufeln und Karpfen in der Wanne
Weihnachten ist nicht nur das Fest der Tannenbäume und Lieder, in manchen Ländern gehören auch kuriose Bräuche und Gepflogenheiten zum Fest.
Andere Länder, andere Sitten
Die Festtage sind mit zahlreichen Traditionen und Bräuchen in verschiedensten Ländern verbunden, manche sind dabei ganz schön schräg. Freche Gnome, mehr als ein Dutzend Nachtische zum Festschmaus und Scheißerchen als Glücksbringer: Mancherorts geht es zu Weihnachten ziemlich skurril zu.
Tschechien: Karpfen in der Badewanne
In Tschechien ist ein Karpfen in der Badewanne nicht ungewöhnlich. Lange war es üblich, den Fisch bei einem der vielen Straßenhändler lebend zu kaufen und bis Heiligabend im Wannenwasser schwimmen zu lassen. Der Brauch ist auf dem Rückzug, da viele Familien inzwischen über eine Tiefkühltruhe verfügen.
Brauch alarmiert Tierschützer
Zudem sind auch die Tierschützer alarmiert. Gereicht wird der panierte Karpfen am 24. Dezember traditionell mit Kartoffelsalat. Einige Karpfenschuppen werden unter den Teller gelegt oder in die Geldbörse gesteckt - sie gelten als Symbol des Reichtums. Doch in Tschechien kommt es vermehrt zu Krankenhausaufenthalten an Weihnachten: Ärzte raten dazu, sich beim Essen Zeit zu lassen und auf die Gräten zu achten.
Spanien: Ungewöhnliche Weihnachtskrippe
Zur Weihnachtszeit treibt sich in Kataloniens Weihnachtskrippe ein merkwürdiger Geselle herum. Während Maria das Jesuskind in Windeln wickelt und die von den Engeln herbeigerufenen Hirten artig vor der Krippe knien, hockt irgendwoe im heiligen Gelände eine Figur mit heruntergelassenen Hosen in der Hocke.
Barcelona: Scheißerchen bringt Glück
Ein großer brauner Haufen breitet sich unter dem blanken Hintern aus. Die Figur nennt sich "Caganer", das Scheißerchen. Er ist eine jahrhundertealte Tradition in Barcelona und gilt als Glücksbringer. Die Verrichtung der Notdurft wird dabei als Symbol des ewigen Kreislaufs des Lebens interpretiert: Der Boden der Krippe wird gedüngt, damit diese auch im nächsten Jahr wieder in voller Schönheit entstehen möge.
Australien: Barbecue und Bier
Weil dort jetzt Sommer ist, feiert man in Australien das Fest mit Barbecues und eiskaltem Bier, auch Picknicks am Strand sind üblich. Frische Garnelen dürfen nicht fehlen, besonders an Heiligabend.
Surfende Santas
Beim Familienpicknick am Strand kann man die surfenden Santas beobachten, die mit Weihnachtsmütze – aber ohne dicken Bauch und Rauschebart – den hohen Wellen trotzen. Noch mehr Weihnachtsmänner gibt es bei den „Santa Pub Crawls“ zu sehen, bei denen sich Kostümierte von Bar zu Bar trinken.
Tanzende Teufel in Liberia
Im westafrikanischen Liberia besuchen in der Vorweihnachtszeit Tanzende Teufel Städte und Dörfer. Begleitet von lautem Trommeln ziehen die von Kopf bis Fuß mit Bast bedeckten, bis zu drei Meter großen Figuren auf Stelzen durch die Straßen.
Geldforderung statt Geschenkgabe
Statt Kindern Geschenke zu bringen, fordern sie Geld von Passanten ein. Die Teufel verkörpern jedoch nicht das Böse, sondern werden als spirituelle Persönlichkeiten angesehen, die ähnlich wie Knecht Ruprecht etwa Kindern ein wenig Angst einjagen sollen.
13 Nachtische in Frankreich
In der südfranzösischen Gegend Provence gibt es zu Weihnachten einen besonders reich gedeckten Tisch. Die Tradition verlangt nach 13 Nachtischen - in Erinnerung an Jesus und seine zwölf Jünger. Lange in der Küche stehen muss für den Brauch aber niemand, denn bei den Nachspeisen handelt es sich etwa um Trockenfrüchte, Nüsse und Nougat. Der Brauch will es, dass jeder ein bisschen von jedem Nachtisch nascht, um Glück zu bekommen.
Philippinen: Weihnachtsbeleuchtung schon ab Mai
Im südostasiatischen Inselstaat stellen die Menschen schon ab Mai riesige Mengen an sternförmigen Laternen her. Die Weihnachtsornamente heißen „Parol“ und es gibt sie nur auf den katholischen Philippinen. Gebaut werden sie traditionell aus Bambusstöcken und buntem Japanpapier. Heute werden aber auch andere Materialien wie Metalldrähte, Glasfaser und Plastikfolie verwendet. Zur Beleuchtung dienen Kerzen, LEDs oder Glühbirnen.
Längste Weihnachtszeit der Welt
Die „Parol“ symbolisiert den Stern, der die Heiligen Drei Könige zur Krippe führte. „Bestellungen gehen zu Tausenden ein, und wir beginnen mit der Auslieferung schon im August“, sagt Alicia Bencio, eine 65-jährige Parol-Macherin aus dem Dorf Elias Aldana. Kurz danach beginnt die wohl längste Weihnachtszeit der Welt: Sie dauert auf den Philippinen von September bis Januar.
Mexiko: Freunde und Verwandte ziehen durch die Nachbarschaft
Vom 16. Dezember bis Heiligabend feiern die Mexikaner die sogenannten „Posadas“. So wie Maria und Josef in Bethlehem ziehen Freunde und Verwandte in der Nachbarschaft täglich wechselnd von Haus zu Haus, um Obdach zu suchen. Eine Gruppe stellt die Heilige Familie dar und bittet singend und mit Kerzen in der Hand um Herberge vor der geschlossenen Eingangstür.
Spiel zwischen Gastwirten und Heiliger Familie
Dahinter wartet die zweite Gruppe, die die Gastwirte repräsentiert. Diese weigern sich - ebenfalls singend - sie hinein zu lassen. Am Ende lassen sich die Gastwirte aber erweichen und öffnen die Tür. Dann wird groß mit Punsch und mexikanischen Spezialitäten gefeiert. Die Kinder zerschlagen sternförmige „Piñatas“ aus Pappmaché, die mit Süßigkeiten gefüllt sind.
Norwegen: Teller mit Haferbrei
In Norwegen stellen Familien mit kleinen Kindern an Heiligabend gern einen Teller mit Haferbrei (grøt) vor die Tür. Der ist für den Gnom, der dem Volksglauben zufolge im Stall lebt und über die Tiere wacht. Sein norwegischer Name ist Nisse und von ihm gibt es verschiedene Ausführungen.
Weihnachtsnisse bringt Geschenke
Bekommt er keinen grøt, kann er den Menschen üble Streiche spielen. Über die Jahrhunderte hinweg ist die Figur des Nisse mit dem aus Deutschland kommenden St. Nikolaus zusammengeschmolzen. Heute ist es der Weihnachtsnisse mit der roten Mütze, der die Geschenke bringt. Wer aber nun den Brei isst, wird für die Kinder wohl ein Rätsel bleiben.
Großbritannien: Bescherung am Ersten Weihnachtsfeiertag
Im Vereinigten Königreich wird abgesehen vom Königshaus, das der deutschen Tradition folgt, nicht an Heiligabend Bescherung gefeiert, sondern am ersten Weihnachtstag. Zur Tradition des Festessens gehören dann oft Knallbonbons, die gemeinsam mit dem Tischnachbarn geknackt werden. Jeder hält ein Ende in der Hand und zieht, so fest er kann. Peng! Wer das längere Ende behält, hat gewonnen. In den Bonbons sind kleine Geduldsspiele oder Schlüsselanhänger, dazu eine farbige Papierkrone, die man sich aufsetzt und ein Zettel mit einem - meist recht flachen - Witz. (dpa)