
Waren schon bei der Überführung des Dampfeisbrechers „Wal“ nach Bremerhaven im Jahre 1990 dabei (von links): Hedda Spitzkowsky, Anita und Siegfried Martin
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Seit 35 Jahren im Neuen Hafen in Bremerhaven: Dampfeisbrecher „Wal“
Seit 1990 ist sein Liegeplatz der Neue Hafen: Der 87 Jahre alte Dampfeisbrecher „Wal“ ist inzwischen eine maritime Institution in Bremerhaven. Hunderte von Ehrenamtlichen haben das Traditionsschiff in 35 Jahren in Fahrt gehalten.
Ein Grund zum Feiern. Die Stadt Bremerhaven ermöglichte es, die „Wal“ von Rendsburg nach Bremerhaven zu holen: 120.000 Mark für das Schiff und die erste Versicherung wurden aufgebracht. „Noch heute könnten wir ohne die institutionelle Förderung durch die Stadt das Schiff nicht erhalten“, betont Rüdiger Pallentin, 1. Vorsitzender des Vereins Schiffahrts-Compagnie, der die „Wal“ betreibt.
Im Jahr 1938 gebaut
In Rendsburg hatte der im Jahr 1938 gebaute Dampfer bereits seit einem Jahr aufgelegen – er wurde nicht mehr zum Eisbrechen auf dem Nord-Ostsee-Kanal gebraucht. Ihm drohte das Verschrotten. Das Deutsche Schifffahrtsmuseum hatte schon abgewunken, als die Tourismusförderer den damaligen Wirtschaftsstadtrat Werner Lenz für das Projekt „Wal“ begeistern konnten.
Aufruf an Interessierte und Fachkundige
Vorausgegangen waren eine Schiffsbesichtigung unter Leitung des Schiffsingenieurs Manfred Spitzkowsky in Rendsburg, ein Aufruf an interessierte und fachkundige Bremerhavener zur ehrenamtlichen Mitarbeit. „Innerhalb von zehn Tagen haben wir den Dampfer dann entstaubt, Möwennester beseitigt und das Schiff fahrtüchtig gemacht“, erinnert sich Hedda Spitzkowsky.
Begrüßung mit Wasserfontänen und Schiffssirenen
Schwieriger als gedacht gestaltete sich die Fahrt nach Bremerhaven: Ein Hilfsaggregat (Zirkuline) streikte plötzlich, die „Wal“ trieb eine Zeit lang in der Deutschen Bucht. Mit einem Taschenspiegel wurde schließlich eine abgefallene Mutter im Inneren des Dampfaggregats gefunden. Es ging weiter mit Kurs Bremerhaven. „Die Ankunft in Bremerhaven war ein Ereignis“, erinnert sich der ehemalige Bergungsschlepper-Chief Siegfried Martin. Er war in der Wesermündung vom Zollkreuzer auf die „Wal“ umgestiegen und erlebte hautnah die Begrüßung mit Wasserfontänen und den Schiffssirenen von drei Schleppern und einem Seenotrettungskreuzer.
Eines der letzten noch fahrenden Dampfschiffe
Auch wenn die „Wal“ heute von ihren Törns zurück in den Neuen Hafen dampft, ist sie als eines der letzten noch fahrenden Dampfschiffe eine Attraktion – nicht nur für Touristen. Heute werden 14 zahlende Gäste in den modernisierten Kabinen untergebracht. Bei Tagesfahrten können bis zu 55 Gäste mitfahren und das Erlebnis der jahrzehntealten Dampftechnik genießen. Jede Woche wird von den Ehrenamtlichen an Bord repariert, geputzt und instandgehalten.
Ehrenamtliche Besatzung
Hinter der ehrenamtlichen Besatzung steht die Schiffahrts-Compagnie mit rund 220 Mitgliedern. Alleine mit Vereinsbeiträgen sowie Erlösen aus Gästefahrten und Veranstaltungen sei das Schiff allerdings nicht finanzierbar, sagt Vorsitzender Rüdiger Pallentin. „Engagierte Sponsoren und die Stadt Bremerhaven braucht der Verein weiterhin, damit die ,Wal‘ auch in Zukunft dampfen kann.“