
Einer der großen Schauspieler: Robert Redford ist gestorben. (Archivbild)
Foto: Andy Kropa
Todesfall
Leinwandidol ohne Allüren: Robert Redford ist tot
Robert Redford war ein Hollywood-Rebell. Er lebte fernab in den Bergen von Utah und in Nordkalifornien, gemeinsam mit seiner deutschen Frau. Mit diesen Filmszenen schrieb er Geschichte.
Die stahlblauen Augen, das kantige Gesicht, der blonde Haarschopf und dann diese Szene. Robert Redford im Film „Jenseits von Afrika“. Mitten im Nirgendwo wäscht er seiner Schauspielkollegin Meryl Streep die Haare. Ein Moment, mit dem der US-amerikanische Schauspieler Filmgeschichte schrieb.
Nun ist Redford im Alter von 89 Jahren in seinem Haus im US-Bundesstaat Utah gestorben, wie seine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Die Filmwelt trauert um ein Leinwandidol („Der Pferdeflüsterer“, „Die Unbestechlichen“). „Einer der Löwen ist von uns gegangen“, hieß es von seiner früheren Filmpartnerin Streep. „Ruhe in Frieden, mein lieber Freund.“
Redford war ein Schauspieler, von dem manche sagten: Der hat Format. Vor mehr als 50 Jahren wurde er zum Hollywoodstar - als charmanter Ganove. In der Westernkomödie „Zwei Banditen“ (1969, Originaltitel: „Butch Cassidy and the Sundance Kid“) raubte er mit Paul Newman Eisenbahnen und Banken aus.

Mit Barbra Streisand drehte er den legendären Film „So wie wir waren“. (Archivbild)
Foto: Marty Lederhandler
Ergraut, aber immer noch mit dem charismatischen Lächeln zückte Redford in „Ein Gauner & Gentleman“ (2018) als alter Bankräuber noch einmal die Waffen. Er selber habe von klein auf eine rebellische Seite gehabt und sich immer wie ein Außenseiter gefühlt, sagte Redford damals dem „San Francisco Chronicle“.
Warum Hollywood nicht sein Traumziel war
Sein Aufstieg in der Filmwelt war eher holprig. Geboren wurde Redford im kalifornischen Santa Monica, am Rand der Filmmetropole. Als Sohn eines Buchhalters wuchs er in einfachen Verhältnissen auf. Ein Sportstipendium verschaffte ihm Zutritt zu der Universität von Colorado.
Der junge Redford trampte durch Europa, verkaufte selbstgemalte Bilder und schaffte es schließlich über Umwege in eine New Yorker Schauspielschule.
„Hollywood war nie mein Traumziel“, erzählte er 2013 dem Magazin „Esquire“. Den Starrummel habe er nie ernst nehmen können. „Ich wurde nebenan geboren.“ Doch nach Filmen wie „Barfuß im Park“ mit Jane Fonda und „Zwei Banditen“ wurde er Ende der 1960er schnell zum Leinwandidol.

Redford setzte sich auch für das Independent-Kino ein. (Archivbild)
Foto: Randall Michaelson
Die Rollen als Liebhaber
Die Rollen als Liebhaber, die konnte Redford gut. Etwa mit Mia Farrow in „Der große Gatsby“ (1974), an der Seite von Streep in „Jenseits von Afrika“ (1985) oder auch in „So wie wir waren“ mit Barbra Streisand (1973). Hubbell und Katie, zwei ikonische Filmfiguren. Doch sein Privatleben hielt Redford stets unter Verschluss und aus den Schlagzeilen heraus.
Bereits mit 22 Jahren heiratete er die spätere Historikerin Lola Van Wagenen. Die Ehe der vierfachen Eltern wurde 1985 geschieden. Ihr erstgeborener Sohn starb im Alter von wenigen Monaten. Sohn James, ebenfalls Filmemacher, erlag 2020 mit 58 Jahren einer Krebserkrankung.
Die zweite Hochzeit feierte Redford in Hamburg. Dort gab er 2009 seiner langjährigen deutschen Freundin, der Malerin Sibylle Szaggars, das Jawort. Auf Filmpartys sah man das Paar selten. Redford, der begeisterte Skifahrer, Reiter und Wanderer, lebte fernab vom Rummel in Utah und Nordkalifornien.

Redford mit seiner Frau Sibylle Szaggars. (Archivbild)
Foto: Jens Kalaene
Was Redford mit Sundance zu tun hatte
In den Rocky Mountains rief er 1980 das „Sundance Institute“ ins Leben. Inzwischen ist das Sundance-Festival das größte US-Filmfest für unabhängige Produktionen - jedes Jahr trifft sich dort im Januar die Independentszene. Redford sah es als seine Mission, junge, kritische Stimmen zu fördern.
Er habe nichts gegen das Mainstream-Kino von Hollywood, sagte er 2016 bei der Eröffnung. Doch ihm komme es vor allem darauf an, die Vielfalt von Independentproduktionen zu unterstützen. „Vielfalt kommt von dem Wort Unabhängigkeit, nach diesem Prinzip arbeiten wir hier.“
Wofür er sich auch hinter der Leinwand einsetzte
Zudem war er ein engagierter Umweltaktivist und Naturschützer. Seinen „Weckruf“ habe er 1989 erlebt, bei einer Konferenz in Denver, als zwei Wissenschaftler vor der Erderwärmung warnten, sagte Redford 2021 dem „Rolling Stone“-Magazin.
Auch auf der Leinwand oder im Regiestuhl bezog er häufig Position. Als Hauptdarsteller in der Wahl-Satire „Bill McKay - Der Kandidat“ wurde er schon 1972 politisch. In dem Drama „Die Unbestechlichen“ (1976) verwandelte er sich mit Dustin Hoffman in die „Watergate“-Spürhunde der „Washington Post“, die Richard Nixon zu Fall brachten.
In seinem wortlastigen Drama „Von Löwen und Lämmern“ (2007) thematisierte Redford Kriegslust und Inkompetenz in Washington, unkritischen Journalismus und Fernsehverdummung.
Die Sache mit dem Oscar
Als Schauspieler lief er im Überlebensdrama „All Is Lost“ mit 77 Jahren zur Höchstform auf. Er spielte einen Segler, der alleine auf seiner leck geschlagenen Jacht im Ozean treibt. Bei den Dreharbeiten ging er an seine körperlichen Grenzen. Doch die erhoffte Oscar-Nominierung blieb überraschend aus.

„Ich würde alles wieder so machen, auch die Fehler.“ (Archivbild)
Foto: Sebastien Nogier
Seine einzige Oscar-Gewinnchance als Schauspieler hatte Redford an der Seite von Paul Newman in der Gaunerkomödie „Der Clou“ (1973). Doch die Trophäe ging damals an Jack Lemmon für die Satire „Save the Tiger“. In seiner langen Karriere gewann Redford nur einen Oscar, 1981 als Regisseur für seinen Debütfilm „Eine ganz normale Familie“. 2002 ehrte ihn die Filmakademie zudem mit einer Trophäe für sein Lebenswerk.
Mit 81 Jahren stand er dann zusammen mit Jane Fonda im Rampenlicht. Das Filmfest in Venedig verlieh den beiden 2017 den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk. Dort stellten sie auch das Liebesdrama „Our Souls at Night“ vor, in dem sie Nachbarn spielen, die sich langsam annähern.
„Ich würde alles wieder so machen“
Über sein Leben äußerte er sich zufrieden. „Ich würde alles wieder so machen, auch die Fehler, die gehören dazu, das ist Teil des Lebensprozesses“, sagte er 2013 der Deutschen Presse-Agentur, als er sein neuntes Regiewerk, den Politthriller „The Company You Keep - Die Akte Grant“, vorstellte. Er bedauerte also nichts? „Im Beruflichen nichts, vielleicht im Privaten, aber das werde ich Ihnen nicht sagen.“