
An der Nordsee werden die Deiche im Herbst begutachtet. Experten sehen sie gut gerüstet, warnen aber vor steigenden Belastungen durch den Klimawandel.
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Herbstdeichschauen an der Nordsee: Experten geben Entwarnung – noch
An der Nordsee starten die Herbstdeichschauen. Experten bescheinigen den Deichen einen guten Zustand – doch der Klimawandel erhöht den Druck. Schleswig-Holstein setzt unter anderem auf „Klimadeiche“.
Der erste Herbststurm war glimpflich – dennoch rückt die Sicherheit der Deiche in Schleswig-Holstein in den Fokus. Am Montag sind die traditionellen Herbstdeichschauen an der Nordseeküste gestartet. Laut Landeswassergesetz müssen Landesschutzdeiche einmal jährlich geprüft werden, an der Westküste sogar zweimal. Behörden bewerten dabei den Zustand und sensibilisieren Katastrophenschutzverbände für die Sturmflutsaison.
“In einem guten Unterhaltungszustand“
Der LKN-Geschäftsbereichsleiter Fabian Lücht betont: „Wir sind bereits im Vorfeld alle Deiche abgegangen und haben keine Mängel festgestellt. Sie sind in einem guten Unterhaltungszustand. Wehrhaft, wie wir es im Küstenschutz bezeichnen.“ Auch Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) sieht Schleswig-Holstein gut gerüstet: „An der Nordseeküste und entlang der Tideelbe haben wir bereits ein sehr hohes Schutzniveau.“
Bedeutung des Küstenschutzes für die Region
Küstenschutz hat gesamtgesellschaftliche Bedeutung: 4.000 Quadratkilometer Niederungen mit 333.000 Menschen und Werten von 60 Milliarden Euro gelten als überflutungsgefährdet. Stürme wie die Ostseeflut 2023 richteten Millionenschäden an. „An der Ostseeküste hat der Küstenschutz heute einen besseren Standard als vor der Oktobersturmflut“, so Goldschmidt.
Land setzt auf „Klimadeiche“
Mit Blick auf den Klimawandel plant das Land den Ausbau zu „Klimadeichen“, die einen Meeresspiegelanstieg von bis zu zwei Metern abfangen können. Parallel laufen auf Sylt millionenteure Sandaufspülungen gegen Erosion. LKN-Direktorin Birgit Matelski warnt: „Zukünftig wird mehr Sand und mehr Geld benötigt.“ Goldschmidt ergänzt: „Die Klimakrise ist kein Thema der Zukunft. Sie ist schon da.“ Vorsorge sei günstiger als Nachsorge – und Küstenschutz eine Gemeinschaftsaufgabe von Land, Bund und EU. (dpa/axt)