
ARCHIV - Arbeiten im Rentenalter: Bei den den 60- bis 64-Jährigen stiegt die Erwerbstätigenquote von 2000 bis 2021 von 20 auf rund 61 Prozent (Symbolbild). Foto: Christin Klose/dpa
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Arbeiten bis ins hohe Alter? Arbeitgeber fordern späteren Ruhestand für alle
Arbeitgeberpräsident Dulger fordert eine Anhebung des Rentenalters – je nach Lebenserwartung. Die Sozialkosten müssten begrenzt werden, um das System zukunftsfähig zu machen.
Rentenalter soll an Lebenserwartung gekoppelt werden
Kurz vor der Bundestagswahl fordern Deutschlands Arbeitgeber eine Reform der Rentenpolitik. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger plädiert für eine Dynamisierung des Rentenalters, das sich künftig an der durchschnittlichen Lebenserwartung orientieren soll. Hintergrund ist die steigende Belastung der Sozialsysteme durch eine alternde Gesellschaft und sinkende Beitragszahler.
Nach aktuellem Recht steigt das Renteneintrittsalter schrittweise auf 67 Jahre bis 2031. Dulger hält das für nicht ausreichend und sieht Anpassungsbedarf. „Wir müssen uns ernsthaft damit auseinandersetzen, die Rente an die Lebenserwartung zu koppeln“, erklärte er. Dies könne bedeuten, dass künftige Generationen später in Rente gehen als heute.
Arbeiten im Alter: Mehr Flexibilität gefordert
Dulger betonte, dass viele Menschen über das Renteneintrittsalter hinaus arbeiten möchten – wenn auch nicht mehr in körperlich anstrengenden Berufen. Ein Beispiel: Ein Fliesenleger könne nach Jahrzehnten harter Arbeit nicht mehr selbst auf der Baustelle stehen, aber seine Erfahrung etwa in der Arbeitsvorbereitung oder im Einkauf nutzen. „Wir brauchen Anreize, um solche Modelle attraktiver zu machen“, so Dulger.

Rainer Dulger
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Steigende Sozialkosten: Arbeitgeber warnen vor Belastung
Neben der Rente fordert Dulger eine Reform der Sozialabgaben, um die steigenden Lohnzusatzkosten zu begrenzen. Diese hätten mittlerweile die 40-Prozent-Marke überschritten und würden weiter steigen. Das führe dazu, dass Arbeitnehmer weniger Netto vom Brutto erhalten – eine Entwicklung, die nach Ansicht der Arbeitgeber gestoppt werden müsse.
Auch in der Pflege sieht Dulger Reformbedarf. Einerseits müsse eine gute Versorgung im Alter gewährleistet sein, andererseits müsse das System finanzierbar bleiben. Es brauche mehr Generationengerechtigkeit, damit künftige Beitragszahler nicht überfordert würden.
Jährliche Debatte im Bundestag gefordert
Dulger fordert, dass der Deutsche Bundestag sich mindestens einmal pro Jahr intensiv mit der Zukunft der Sozialversicherungssysteme auseinandersetzt. Reformen seien notwendig, doch die Politik scheue das Thema, weil es als unpopulär gelte.
Auch in anderen Bereichen sieht er Handlungsbedarf, etwa im Gesundheitssystem und beim Bürgergeld. Vor allem müsse Arbeit immer attraktiver sein als der Bezug staatlicher Hilfen. „Arbeit muss sich lohnen“, betonte er mit Blick auf Fälle, in denen Mehrarbeit nicht zu einem deutlichen finanziellen Vorteil führe. (dpa/vk)