
2015, Berlin: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat beim Bürgerfest im Garten von Schloss Bellevue in Berlin ihre Hände zu einer Raute geformt.
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Merkel ist weg - was bleibt von ihr?
Am Mittwoch wird Olaf Scholz aller Vorraussicht nach zum neuen Bundeskanzler gewählt. Damit endet die Ära von 16 Jahren Angela Merkel.
Vier große Krisen
Die Finanz-, die Euro-, die Flüchtlings- und am Ende die Corona-Krise fallen in Merkels Amtszeit. In der Wahrnehmung erscheint wohl immer die aktuelle Krise als die größte - gegenwärtig also der Umgang mit der Pandemie. Doch alle vier Krisen haben Merkels Regierungszeit geprägt wie sonst wenige Ereignisse - abgesehen vielleicht von der Reaktorkatastrophe von Fukushima im März 2011. Damals vollzog Merkel einen Kurswechsel in ihrer Atompolitik. Sehr schnell beschloss das Kabinett in der Folge den schrittweisen Ausstieg aus der Kernkraft.
Streit mit der CSU
National und international wird von Merkel der Ruf als Krisenkanzlerin bleiben. Doch nicht immer stand sie nur glänzend da: Die Flüchtlingskrise sorgte für ein massives Zerwürfnis mit der CSU und einen Einbruch in den Umfragewerten. Letztlich in deren Folge stellte Merkel 2018 entgegen ihrer festen Überzeugung den CDU-Vorsitz zur Verfügung. In der Corona-Krise bescheinigen Kritiker auch der Kanzlerin ein Versagen. Doch hier dürfte vor allem ihr ständiges Ringen um härtere Maßnahmen mit den Ministerpräsidenten und ihr Ruf als vorsichtige Warnerin im Gedächtnis bleiben.
Rückzug aus der Politik
Und was macht Merkel in Zukunft? Aus der großen Politik will sie sich zurückziehen. Der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ sagte sie kürzlich: „Jetzt schaue ich, dass ein paar Sachen folgen, die als Bundeskanzlerin etwas zu kurz kamen, vielleicht etwas reisen oder lesen oder einfach mal Muße haben in dem Wissen, dass nicht in den nächsten zwanzig Minuten schon wieder etwas Umwälzendes passieren kann. Darauf freue ich mich.“