
Mit der steigenden Lebenserwartung in Deutschland gerät auch das Rentensystem immer mehr unter Druck.
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Leben wir zu lange für die Rente? So lange reicht das Geld noch
Längere Lebenszeit, längere Rentenzeit – die Rentenversicherung warnt vor wachsendem Druck auf das System.
Renteneintritt steigt – Rentenbezugsdauer auch
Das durchschnittliche Renteneintrittsalter in Deutschland ist von 63 Jahren im Jahr 2004 auf 64,7 Jahre im Jahr 2024 gestiegen. Ursache dafür sind steigende Altersgrenzen und der Wegfall früherer Sonderregelungen wie der Altersrente für Frauen. Darauf weist Rüdiger Herrmann hin, Co-Vorsitzender der Vertreterversammlung der Deutschen Rentenversicherung Bund. Anlass ist, dass das Gremium am heutigen Montag in Münster zusammenkommt, um Weichen für die Zukunft der Rentenversicherung zu stellen.
Mehr Lebensjahre bedeuten mehr Rentenzeit
Parallel zum späteren Rentenbeginn verlängert sich auch die Rentenbezugsdauer deutlich. Waren es 2004 durchschnittlich 16,9 Jahre, erhalten Rentner 2024 im Schnitt bereits 20,5 Jahre lang Leistungen. Besonders bei Frauen zeigt sich der Trend: Ihre Rentenzeit stieg um 2,6 Jahre auf 22,1 Jahre. Die steigende Lebenserwartung treibt diese Entwicklung maßgeblich voran.
Stabilität durch solides Finanzierungsmodell
Trotz der verlängerten Rentenzeit blieb der Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung seit 2018 stabil bei 18,6 Prozent. Die Rentenversicherung sieht dies als Beleg für die Anpassungsfähigkeit des umlagefinanzierten Systems. Rüdiger Herrmann lobt die Institution als „Stabilitätsanker“, die auch in Zeiten des Wandels Verlässlichkeit garantiere.
Demografischer Wandel als langfristige Belastung
Doch die demografische Entwicklung wirft Schatten voraus: Mit dem Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge und einer sinkenden Zahl junger Beitragszahler gerät das System zunehmend unter Druck. Die Wirtschaftsweisen Ulrike Malmendier und Martin Werding warnen vor finanziellen Engpässen, sollten Reformen ausbleiben.
Gesellschaft und Politik gleichermaßen gefordert
Laut Herrmann braucht es eine stabile Wirtschaft und einen starken Arbeitsmarkt, um das System auch künftig zu sichern. Die Verantwortung liege nicht nur bei der Politik, sondern bei der gesamten Gesellschaft. (skw)