Münzen und eine Banknote liegen auf einer Renteninformation der Deutschen Rentenversicherung.

Vielen Müttern in Deutschland droht ein Rentenschock.

Foto: Fernando Gutierrez-Juarez

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Renten-Schock für Mütter: Kindererziehung wirkt sich oft negativ aus

19. Mai 2025 // 23:55

Der DGB hat berechnet: 70 Prozent erwerbstätiger Mütter können im Alter kaum vorsorgen – viele sind von Altersarmut bedroht.

Müttern droht Renten-Schock

In Deutschland haben im Jahr 2022 rund 20,3 Millionen Frauen Kinder gehabt – etwa ein Viertel der Bevölkerung. Besonders für sie kann Altersarmut ein drängendes Problem werden, wie eine aktuelle Analyse des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) zeigt. In Bremerhaven und bundesweit verdienen laut DGB rund 70 Prozent der erwerbstätigen Frauen zu wenig, um sich und ihre Kinder langfristig abzusichern. Besonders im Ruhestand fehlen häufig die nötigen finanziellen Mittel.

Kindererziehung schmälert Rentenansprüche

Viele Mütter unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit für die Kindererziehung. Die Rentenversicherung rechnet dafür bis zu drei Jahre als sogenannte Erziehungszeiten an – fast ein Rentenpunkt pro Jahr. Wer danach nur in Teilzeit arbeitet, erhält Kinderberücksichtigungszeiten bis zum zehnten Lebensjahr des Kindes. Diese können die Rentenansprüche um bis zu 50 Prozent erhöhen, lohnen sich jedoch vor allem für Geringverdienerinnen.

Ungleichheit bleibt das Kernproblem

Laut dem Ökonomen Johannes Geyer vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) gleichen diese Maßnahmen die Rentenlücke zwar teilweise aus, reichen aber nicht aus, um Altersarmut sicher zu verhindern. Das Hauptproblem liege in der ungleichen Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen. Der „Gender Pay Gap“ betrug laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2024 noch 16 Prozent – ein Rückgang von zwei Prozentpunkten gegenüber 2023.

Sozialstaat stützt weiter klassische Familienmodelle

Der deutsche Sozialstaat orientiert sich nach wie vor stark an klassischen Familienmodellen. Hinterbliebenenrenten, Ehegattensplitting und beitragsfreie Krankenversicherung für Angehörige gehören weiterhin zum System. Skandinavische Länder setzen hingegen stärker auf individuelle Absicherung. Zwar hat der Ausbau der Kitas seit den 2000er Jahren Müttern mehr Eigenständigkeit ermöglicht, doch viele familienpolitische Elemente zementieren traditionelle Rollenbilder.

Ohne Betreuung übernehmen Mütter die Last

Sobald staatliche Unterstützung – etwa in Form von Kita-Plätzen – fehlt, übernehmen meist Frauen die unbezahlte Sorgearbeit. Dies geht zulasten ihrer Karriere und ihrer Rente. Eine stärkere Ausrichtung des Sozialstaats auf das Individuum könnte Abhilfe schaffen – ist jedoch laut Geyer letztlich eine politische Entscheidung. Das berichtet die Frankfurter Rundschau. (mca)