Schafft es Trainer Lukas Kwasniok, den 1. FC Köln langfristig in der 1. Bundesliga zu etablieren und das Fahrstuhl-Image abzulegen?

Schafft es Trainer Lukas Kwasniok, den 1. FC Köln langfristig in der 1. Bundesliga zu etablieren und das Fahrstuhl-Image abzulegen?

Foto: Marius Becker/dpa

Sport

Der 1. FC Köln will endlich anders sein

Von von Olaf Kupfer
30. Juli 2025 // 18:25

1998, 2002, 2004, 2006, 2012, 2018 und 2024 ist der 1. FC Köln aus der Fußball-Bundesliga abgestiegen. Aber: Abgesehen von der Saison 2006/07 gelang stets der direkte Wiederaufstieg. Ob daraus auch mal die Stärke erwächst, einem anderen Anspruch gerecht zu werden?

Was verändert der Aufstieg? Verändert hat sich vieles, einiges davon war aber schon der Schlüssel zur Zweitliga-Meisterschaft: Sport-Geschäftsführer Christian Keller musste wie Trainer Gerhard Struber im Endspurt die Bahn verlassen. Struber, weil man ihm nicht mehr zutraute, das wacklige Team über die Ziellinie zu schieben. Keller, weil er den Verein zwar vom teuren Größenwahn befreit und den FC strukturell saniert hat, dabei aber auch ein mentales Risiko für die Zukunft wurde. Sein langsamer Weg trug das Risiko in sich, nie mehrere Schritte auf einmal gehen zu können, um schneller ins Ziel zu gelangen. Die Entscheidung fiel für den Moment und sie hieß Sportdirektor Thomas Keßler und Trainer Friedhelm Funkel. Goldrichtig. Seither ist nochmal viel passiert.

Hatte Kessler nicht Jahre lang mit Keller zusammengearbeitet? Hat er. Macht aber trotzdem alles anders. Der 39-Jährige zeigt sich sehr viel pragmatischer als Keller, der auf langfristige Infrastrukturprojekte und vereinsweite Standardisierung im Scouting und Kader-Management setzte. Kessler schloss schnell offene Baustellen, setzte sogleich Akzente mit den Verpflichtungen von Stürmer Ragnar Ache aus Kaiserslautern und Mittelfeldspieler Isak Johannesson aus Düsseldorf, holte teils entlassene Scouts zurück und will spürbar kurzfristig Resultate liefern. Er agiert bewusst anders als Keller - und will mit Investitionen das Risiko verringern, erneut abzusteigen.

Aber woher hat der FC denn jetzt auf einmal so viel Geld? Das ist zum Teil Keller zu verdanken, dem es gelang, trotz zwei Perioden Wechselsperre teure Ex-Spieler zu veräußern und genug Leistungsträger trotzdem zu halten, die für den Wiederaufstieg gut genug waren. DFB-Pokaleinnahmen, gut verhandelte Verträge mit Rewe, Telekom oder RheinEnergie, dazu endlich nennenswerte Ablösen für Spieler wie Jonas Urbig oder Damian Downs und die endlich beendete Altschulden-Ablösung machen den FC wieder einigermaßen potent. Auch steigern sich die Einnahmen aus dem TV-Vertrag um 16,4 Millionen auf 43 Millionen Euro. Und das Stadion ist eh immer ausverkauft.

Und, ist das Geld denn jetzt auch gut angelegt? Wird sich zeigen: Ache und Johannesson waren in der 2. Liga Unterschiedsspieler, vor allem dem Isländer ist ein erneuter Sprung auf Erstliga-Niveau zuzutrauen. Jakub Kaminski (Wolfsburg) und Tom Krauß (Mainz, zuletzt Bochum) sind gute Ausleihen, die Niveau und Konkurrenzkampf vergrößern. Sebastian Sebulonsen wird sich als Außenverteidiger wohl erstmal hintenan stellen. Spannend wird die Personalie Said El Mala. Der war zuletzt an Viktoria Köln ausgeliehen und gilt als Mega-Offensiv-Talent, das noch ohne jeden Erstliga-Einsatz kölsche Fantasien anregt, wie das nur in Köln möglich ist. Sein Vertrag wurde bis 2030 verlängert. Wohl weise.

Und was ist jetzt mit Funkel? Der ist nach zwei Siegen und Titel wieder Rentner, der frohgelaunt auf den nächsten Rettungs-Job wartet. Aus dem kurzfristigen Flirt auf mehr ist nichts geworden. Und das ist für alle gut so. Der FC hat mit dem neuen Trainer Lukas Kwasniok aus Paderborn einen top motivierten und redegewandten Hoffnungsträger geholt, der nach Köln passt - und über eine Saison hinaus gelten will.

Klingt alles gut, was bleibt an Baustellen? Wesentlich zwei: Zeitnah muss ein neues Präsidium her, das Ganze verspricht angesichts der Kandidatenschar und rheinischem Basis-Wahnsinn viel Unruhe. Und: Mittelfeldstar Eric Martel will zwar bleiben, aber seinen 2026 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Da droht nächstes Jahr ein trauriges Null-Geschäft statt Top-Einnahme. Von solchen Management-Fehlern Kellers wollte man eigentlich nicht mehr belästigt sein.

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