
Fünfmal hat Max Verstappen schon das Rennen in Mexiko gewonnen. (Archivbild)
Foto: Fernando Llano
Formel 1
Eifel-Faktor im unheimlichen WM-Kampf: Was spricht für wen?
104 Punkte lag Max Verstappen schon zurück. 64 hat er aufgeholt. Macht er so weiter? Was spricht für den Titelverteidiger, was für Oscar Piastri, was für Lando Norris?
Die schaurig-schön geschminkten Gesichter zum bevorstehenden Día de Muertos - dem Tag der Toten - in Mexiko könnten nicht besser passen. Max Verstappen verbreitet schon wieder Furcht und Schrecken in der Formel 1, seine Aufholjagd ist ebenso unheimlich wie faszinierend.
64 Punkte in fünf Grand Prix seit seinem Heimrennen in den Niederlanden radierte er einfach weg. 40 Zähler auf Platz eins sind es noch - bei ebenfalls noch fünf kommenden Rennwochenenden.

Es ist ein besonderer Tag in Mexiko - auch die Formel 1 spürt das. (Archivbild)
Foto: Felix Marquez
Die Fans von Oscar Piastri und Lando Norris schaudern. Mexiko-Stadt, São Paulo, Las Vegas, Katar und Abu Dhabi - danach steht fest, ob Piastri doch cool genug ist, ob Norris seine Selbstzweifel, sich und die Gegner doch im Griff hat. Oder ob Verstappen am Ende 104 Punkte aufgeholt hat und sich zum fünften Mal nacheinander zum Weltmeister krönt.
Oscar Piastri, WM-Führender mit 346 Punkten
Piastri ist der Jüngste unter den Dreien. 24 Jahre alt, er fährt erst seine dritte Formel-1-Saison. Er lernte bei Renault, stieg aber mit McLaren in die Königsklasse ein. Höchstpersönlich, damals 21 Jahre alt, dementierte er via sozialer Netzwerke eine Mitteilung über ein Engagement bei den Franzosen.
I understand that, without my agreement, Alpine F1 have put out a press release late this afternoon that I am driving for them next year. This is wrong and I have not signed a contract with Alpine for 2023. I will not be driving for Alpine next year.
— Oscar Piastri (@OscarPiastri) August 2, 2022
Die Leidenschaft fürs Rennfahren weckte sein Vater, als Oscar Piastri sechs Jahre alt war. Der millionenschwere Geschäftsmann brachte von einer Dienstreise in die USA ein ferngesteuertes Auto mit. Aufgewachsen im Grand-Prix-Ort Melbourne führte Oscar Piastris Weg als Teenager nach Europa, er gewann die Formel 3 und die Formel 2. In der Formel 1 ist er mittlerweile der „Iceman“ - wegen seiner Coolness.
Mit sieben Siegen hat er - Stand jetzt - die meisten Grand Prix in diesem Jahr gewonnen vom Titelkampf-Trio. Seit Monza, dem Rennen, in dem er vom Kommandostand angewiesen wurde, Norris nach dessen missglücktem Boxenstopp überholen zu lassen, kriselt Piastri. Kein Sieg mehr. In den vergangenen drei Grand Prix schaffte es er nicht mal aufs Podest. Er macht Fehler, kombiniert mit seiner Qualifikationsschwäche spricht das momentan nicht für ihn. In Austin wirkte sein Manöver, das zum Sprint-Aus für beide McLaren führte, auch nicht weltmeisterlich.
Lando Norris, WM-Zweiter mit 332 Punkten
Der 25 Jahre alte Brite hat vor allem eines seinem Teamkollegen voraus: Duell-Erfahrung mit Verstappen. Im vergangenen Jahr versuchte Norris, den Niederländer zu stoppen. Mehrfach krachte es - auch verbal. Die Freundschaft stand auf dem Spiel. Am Ende gewann Verstappen klar.

Kann Lando Norris alle Selbstzweifel abschütteln?
Foto: Denes Erdos
Norris Eltern sie wie die von Piastri sehr wohlhabend. Er selbst wurde 2014 Kart-Weltmeister, Formel-3-EM-Sieger 2017. Norris feierte sein Formel-1-Debüt 2019 - für McLaren. Ein Brite im britischen Traditionsteam - das ruft im Stallduell auch schnell die Verschwörer auf den Plan.
Wie Verstappen machte auch Norris jüngst Punkte auf Piastri gut. Er nutzt die Chance, die die Teambosse ihm geben. Freie Fahrt für die Teamrivalen, eine Nummer eins gibt es nicht. Seit seinem Aus durch einen defekten Motor beim Sieg von Piastri in Zandvoort wirkt Norris befreiter, im Moment keine Spur von Selbstzweifeln, die der Brite sonst auch offen äußert. Im Stallduell spricht im Moment mehr für Norris als für Piastri.
Max Verstappen, WM-Dritter mit 306 Punkten
Die Fakten: 28 Jahre alt, elfte Formel-1-Saison, Weltmeister 2021, 2022, 2023 und 2024, 68-maliger Grand-Prix-Gewinner. Verstappen war es auch, der in einem an Spannung kaum zu überbietenden Finale 2021 Lewis Hamiltons Titelära mit Mercedes beendete - wenn auch vom damaligen Rennleiter begünstigt.
Verstappen ist personifizierter Rennsport. Ausgebildet mit der Härte seines Vater Jos, selbst ehemaliger Formel-1-Fahrer, dazu noch die PS-Gene von Mutter Sophie Kumpen, die einst sehr erfolgreich im Kartsport war.
Nach beeindruckenden Rennsiegen in der Formel 3 ging es für den Vollblut-Racer Max Verstappen ohne Umweg direkt in die Formel 1. Mit 17 Jahren und 166 Tagen trat er 2015 fürs damalige Toro-Rosso-Team - heute Racing Bulls - beim Großen Preis von Australien an und wurde zum jüngsten Piloten in der Geschichte der Rennserie. 2016 die Beförderung während der Saison, er übernahm das Cockpit von Daniil Kwjat. In Spanien das erste Rennen im Red Bull und der erste Sieg.

Das Momentum ist klar bei Max Verstappen (M). (Archivbild)
Foto: Luca Bruno
Verstappens wilde Heißsporn-Zeiten sind vorbei. Vorbei war aber auch die Hoffnung auf den fünften Titel nacheinander. Verstappen brauchte ein Aha-Erlebnis in der sportlichen Krise von Red Bull in diesem Jahr. Das Engagement von Laurent Mekkies, einem Ingenieur mit Blick fürs Wesentliche, anstelle des mächtigen und vor allem von Jos Verstappen immer wieder scharf kritisierten Teamchefs Christian Horner, veränderte das Binnenklima. Aber dann gab es noch diesen Eifel-Ausflug mit einem GT3-Rennwagen von Verstappen. „Plötzlich kam auch Max mit seinem Sieg auf dem Nürburgring unglaublich motiviert zurück“, erinnert sich Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko. All das spricht gerade für Verstappen.
💀 𝐅𝐋𝐀𝐒𝐇𝐁𝐀𝐂𝐊 to Mexico 2016, Día de Muertos 😅#MexicoGP pic.twitter.com/cifAZreR3h
— Max Verstappen (@VerstappenCOM) October 24, 2024

Fünfmal hat Max Verstappen schon das Rennen in Mexiko gewonnen. (Archivbild)
Foto: Fernando Llano

Oscar Piastri schwächelt, wirkt nervös.
Foto: Vincent Thian